Rot-Weiss Essens Marcel Platzek nach RWE-Wunder im DFB-Pokal: "Die Fans retten uns den Arsch"

Von Oliver Maywurm
Rot-Weiss Essen drehte einen 0:1-Rückstand in der Verlängerung das Achtelfinale im DFB-Pokal gegen Bayer Leverkusen.
© IMAGO / Revierfoto

Rot-Weiss Essen sorgte im Pokal-Achtelfinale gegen Leverkusen für eine Sensation. SPOX und Goal haben mit RWE-Stürmer und Urgestein Marcel Platzek gesprochen.

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Exakt um 21.02 Uhr am Dienstagabend twitterte der offizielle Account von Rot-Weiss Essen: "Hier ist Feierabend!" Gerade hatte der Regionalligist für eine Sensation im Achtelfinale des DFB-Pokals gesorgt, hatte Bundesliga-Top-Team Bayer Leverkusen mit 2:1 nach Verlängerung geschlagen.

Als Marcel Platzek sich für seinen Einsatz bereit machte, sah allerdings noch alles so aus, als würde sich der Favorit durchsetzen. Leon Bailey hatte Leverkusen in der 105. Minute in Führung gebracht - doch mit Platzek, der zur zweiten Halbzeit der Verlängerung eingewechselt wurde, drehte RWE die Partie noch um und durfte am Ende über den Einzug ins Viertelfinale jubeln.

SPOX und Goal haben mit Urgestein Platzek, der schon in der Jugend für Essen kickte und 2013 nach vier Jahren bei Borussia Mönchengladbach II zurückkehrte, über den großen Pokal-Abend und die Feier danach gesprochen. Zudem erzählt der 30-jährige Mittelstürmer über Trainingseinheiten mit Marc-Andre ter Stegen und erklärt, warum die Fans für RWE so wichtig sind.

Herr Platzek, wie lange ging die Feier am Dienstagabend?

Marcel Platzek: Genau weiß ich es gar nicht, wir haben den Sieg aber genossen und natürlich auch ein paar Bier getrunken, was man nach so einem Spiel auch machen muss (lacht).

Wie sieht das in Zeiten von Corona aus?

Platzek: Wir waren mit der ganzen Mannschaft in der Kabine, das ganze Trainer-Team war dabei. Das war schon eine Gänsehautstimmung, wie ich sie vielleicht noch nie erlebt habe. Wir waren komplett euphorisiert, manche wirkten sogar abwesend und konnten überhaupt nicht glauben, was da gerade passiert war. Als wir dann "Zweimal leise, einmal laut", eines der Lieder unserer Fans zelebriert haben, war das Eskalation pur.

Sie haben auch die Vereinshymne "Der Schreck vom Niederrhein" angestimmt.

Platzek: Genau, deshalb ist meine Stimme auch noch ein bisschen angeschlagen. Ich habe zwar eine Zeile vom Text vergessen, aber wir werden bestimmt noch eine Gelegenheit bekommen, das zu wiederholen. Da habe ich mir also ganz bewusst noch Luft nach oben gelassen. (lacht)

Die Fans von Rot-Weiss Essen feierten den Sieg über Bayer Leverkusen im DFB-Pokal ausgiebig.
© getty
Die Fans von Rot-Weiss Essen feierten den Sieg über Bayer Leverkusen im DFB-Pokal ausgiebig.

Rot-Weiss Essens Marcel Platzek: "Wir haben alle daran geglaubt"

Einige Fans haben per Autokorso gefeiert. Was haben Sie davon mitbekommen?

Platzek: Unsere Fans waren komplett aus dem Häuschen, haben Bengalos gezündet und uns Videos von ihren Feiern geschickt. Es ist wirklich schade, dass sie nicht dabei sein konnten. Ich denke, die hätten das Stadion abgerissen. So etwas haben wir in Essen ja schon lange nicht mehr erlebt. Es tut einfach weh, dass die Fans nicht dabei waren. Aber wir sind froh, dass wir ihnen in dieser schwierigen Zeit etwas zurückgeben konnten.

Die meisten Zuschauer dachten nach dem 1:0 wohl, das Spiel sei entschieden. Haben Sie wirklich noch an das Weiterkommen geglaubt?

Platzek: Definitiv, wir haben alle daran geglaubt, dass wir noch ein Tor machen und es zumindest ins Elfmeterschießen schaffen. Dass wir das Spiel dann noch in der Verlängerung gewinnen, war natürlich sensationell.

Rot-Weiss Essen Marcel Platzek: Leistungsdaten in der Saison 2020/21

WettbewerbSpieleToreAssistsMinuten
173-359
3-118
12-90

Wie hatten Sie sich auf das Spiel gegen den haushohen Favoriten eingestellt?

Platzek: Der Trainer hat uns taktisch unglaublich gut auf Leverkusen eingestellt. Zudem hat er uns mega-heiß gemacht. Vor dem Spiel hat er nochmal ganz klar gesagt: 'Es regnet, der Platz ist scheiße, wir können das packen.' Da hat jeder an unsere Chance geglaubt.

Nach den Feierlichkeiten wurde bereits am Mittwochvormittag wieder trainiert, weil am Samstag das wichtige Spiel in der Regionalliga gegen Tabellenführer Borussia Dortmund ansteht.

Platzek: Wir hatten nur eine ganz lockere Einheit, wie wir es nach jedem Spiel haben. Manche sind joggen gegangen, andere bekamen eine Massage oder waren in der Sauna. Müde waren wir alle, ich habe auch nur drei oder vier Stunden geschlafen. Nach so einem Spiel einzuschlafen, dauert eben.

Welche Bedeutung hatte das Spiel mit ein paar Stunden Abstand?

Platzek: Ich würde schon sagen, dass es das größte Spiel meiner Karriere war. In der Nacht musste ich mich erst einmal kneifen und mich fragen, ob das alles wirklich passiert ist. So richtig kann ich es immer noch nicht fassen.

DFB-Pokal: Die Achtelfinalpartien im Überblick

TerminPaarungErgebnis
DI, 02.02.2021, 18:30Rot-Weiß Essen - Bayer Leverkusen2:1 (0:0 / 0:0 / 0:1) (n.V)
DI, 02.02.2021, 18:30Holstein Kiel - SV Darmstadt 987:6 (0:0 / 1:1 / 1:1) (n.E)
DI, 02.02.2021, 20:45Werder Bremen - Greuther Fürth2:0 (1:0)
DI, 02.02.2021, 20:45Borussia Dortmund - SC Paderborn3:2 (2:0 (2:2) (3:2) (n.V)
MI, 03.02.2021, 18:30VfL Wolfsburg - FC Schalke 041:0
MI, 03.02.2021, 18:30RB Leipzig - VfL Bochum4:0
MI, 03.02.2021, 20:45Jahn Regensburg - 1. FC Köln6:5 n.E.
MI, 03.02.2021, 20:45VfB Stuttgart - Borussia Mönchengladbach1:2

 

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