Der Punktsieg des Routiniers

Von Stefan Rommel
Bayerns Bastian Schweinsteiger (l.) im Kopfballduell mit Ilkay Gündogan
© imago

Nach der zuletzt aufkommenden Kritik hat Bastian Schweinsteiger im DFB-Pokal-Viertelfinale ein deutliches Ausrufezeichen gesetzt. Im persönlichen Duell mit Nationalmannschaftskonkurrent Ilkay Gündogan blieb der Bayer in diesem einen Spiel deutlicher Punktsieger. SPOX hat das Spiel der beiden Sechser analysiert.

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Das Frankreich-Länderspiel und ein paar schnell daher gesagte Äußerungen von Olaf Thon und Günter Netzer entfachten vor einigen Tagen eine kurze, aber lebhafte Diskussion um die Schaffenskraft von Bastian Schweinsteiger.

Ilkay Gündogan nutzte in Paris damals Schweinsteigers Abstinenz für ein sehr vortreffliches Länderspiel, vermutlich das bisher beste des 22-Jährigen im DFB-Dress.

Gepaart mit der Kritik der Alt-Internationalen Thon und Netzer mündete die Debatte in der zugespitzen Frage, ob Schweinsteiger seinen Zenit nie erreichen wird oder sogar bereits überschritten habe.

Beim Pokalspiel am Mittwochabend ergab sich eine erste Gelegenheit, die beiden vermeintlichen Konkurrenten im direkten Vergleich zu sehen.

Gündogan in Korsett gezwängt

Schweinsteiger war sofort drin im Spiel, führte sich mit einem Lauf bis tief in den gegnerischen Strafraum ein. Bis zur Pause sollte es nicht der letzte dieser Art bleiben. Hatten die Innenverteidiger der Bayern den Ball, ließ sich Schweinsteiger in den linken Halbraum fallen und forderte den Ball.

David Alaba schob dafür ein paar Meter nach vorne. Aus dieser Position lenkte Schweinsteiger das Münchener Spiel - entweder mit einem kurzen Zuspiel oder dem langen Diagonalball auf den rechten Flügel.

Zwischendurch schob Schweinsteiger auch mal auf der rechten Seite ganz nach vorne, um Dortmunds Spielaufbau mit zu stören. Überhaupt hatte der Münchener in der ersten Hälfte einen enorm großen Wirkungskreis. Gündogan dagegen war eher in das taktische Korsett gezwängt, verließ seine Position im halbrechten Mittelfeld als einer der drei defensiv orientierten Spieler nur selten.

Erst in der 25. Minute ging Gündogan mal raus aus seiner Zone, als er Dante mit Tempo anlief. Besonders auffällig aber, wie wenig er sich im ersten Abschnitt am geregelten Spielaufbau der Gäste beteiligen konnte. Merklich fehlte ihm mit dem kranken Hummels der kongeniale Partner im Aufbauspiel.

Gutes Pressing des FC Bayern

Das starke Pressing der Bayern, das Santana und besonders Subotic immer wieder zu relativ unkontrollierten weiten Bällen zwang, störte das Aufbauspiel ebenfalls. Zum anderen ließ sich Gündogan aber auch nicht so oft zwischen die beiden Innenverteidiger fallen.

So kam eine große Diskrepanz an Ballkontakten zustande: Schweinsteiger hatte in den ersten 45 Minuten starke 64 Mal den Ball, Gündogan kam auf lediglich 27 Ballkontakte. In der ersten Hälfte kreuzten sich die Wege der beiden übrigens nur dreimal, darunter ein guter Ballgewinn von Schweinsteiger tief in der gegnerischen Hälfte gegen Gündogan.

Schweinsteiger landete bei 6:4 gewonnenen Zweikämpfen, Gündogan kam auf schwache 2:9 im ersten Durchgang. Zudem sorgten Abstimmungsprobleme zwischen dem Dortmunder und Teamkollege Marcel Schmelzer zum Tor durch Arjen Robben.

Im zweiten Durchgang nahm sich Schweinsteiger ein wenig zurück, was auch dem Druck des BVB geschuldet war, der nach gut 55 Minuten immer besser ins Spiel kam. Dabei passte das Positionsspiel der Bayern im zentralen Mittelfeld nicht immer, was Dortmund einige Lücken offen ließ. So hatte Schweinsteiger seine auffälligste, unauffällige Szene, als er kurz nach der Pause bei einem gefährlichen Konter der Gäste die Lücke zum freistehenden Lewandowski zulief und so den Pass und eine große Torchance verhinderte, noch bevor sie entstehen konnte.

Schweinsteiger bleibt Punktsieger

Gündogan dagegen veränderte sein Spiel ein wenig und fand somit mehr Bindung zu den Mitspielern. Im Aufbau ließ er sich öfter mal zwischen Subotic und Santana fallen und hatte so mehr Ballkontakte und den ersten Pass im Aufbau. Dazu nahm er öfter den vertikalen Weg und tauchte so vor dem Tor auf. Nicht umsonst waren es Gündogans Fernschüsse, die bis zur Schlussphase die besten Chancen der Gäste darstellten.

Nur einmal verpasste es Gündogan, sich in eine durchaus mögliche gute Abschlussposition zu bringen, als er ein riesiges Loch vor sich brach liegen ließ, statt mitaufzurücken und dem ballführenden Götze eine gute Anspielmöglichkeit im Halbraum zu gewähren.

Schweinsteiger rückte nach Müllers Aus- und Gustavos Einwechslung eine Spur weiter nach vorne, bekam dort aber wie in der Phase davor nicht mehr so viele Ballkontakte. Am Ende landete er bei 93 - was letztlich immer noch 29 mehr waren als die von Gündogan. Auch in der Zweikampfstatistik blieb Schweinsteiger mit 15 gewonnenen von 23 vorn. Gündogan konnte seinen Wert von der ersten Hälfte kaum mehr verbessern (5:14).

Schweinsteiger kam nur noch einmal in gefährliche Tornähe, als er Mandzukic' Chance kurz vor dem Ende mit einer zwar präzisen, aber nicht scharf genug getretenen Flanke vorbereitete. In der starken Phase der Borussia hatte Gündogan auch seine Spielanteile, war aber allerdings längst nicht so dominant wie Schweinsteiger, der in der sehr imponierenden ersten Halbzeit der Taktgeber der Bayern war. Das Lob gab es im Anschluss von Sportdirektor Matthias Sammer: "Was Bastian Schweinsteiger heute gespielt hat, war absolute Weltklasse!"

Bayern - Dortmund: Daten zum Spiel