Gereizte Stimmung beim FC Bayern

Von Thomas Gaber
Häufige Geste gegen Dortmund: Bayerns Arjen Robben wartet auf Anspiele
© Getty

Die Dortmund-Pleite hat den FC Bayern tief ins Mark getroffen. Vor dem Pokalspiel gegen Schalke (ab 20.15 Uhr im LIVE-TICKER) wird der Ton rauer. Nichts mehr kann, alles muss. Die Bosse erwarten endlich Siege am Fließband und verbitten sich weitere Überraschungen des Trainers.
 
 

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Beim FC Bayern München wird der Ton nach der Dortmunder Ohrfeige rauer. Nichts mehr kann, alles muss. "Wir müssen unseren Stil ändern und stabiler werden." (Philipp Lahm). "Wir müssen jetzt endlich die nötigen Punkte einfahren." (Karl-Heinz Rummenigge). "Wir müssen höllisch aufpassen." (Thomas Müller). "Wir müssen unbedingt den zweiten Platz erreichen." (Christian Nerlinger)

Die Euphorie nach dem Sieg in der Champions League in Mailand ist vor dem DFB-Pokalhalbfinale gegen Schalke einer gereizten Stimmung gewichen. Das vergeigte Imagespiel gegen den BVB mit all seinen Facetten hat den FC Bayern tief ins Mark getroffen.

In Mailand schwebte Uli Hoeneß noch durch die Interview-Zone, nach dem Dortmund-Spiel verließ er das Stadion kommentarlos und spürbar geschockt. Die Spieler fühlen sich laut "Sport-Bild" von Video-Analytiker Max Reckers tyrannisiert, weil er ihnen in epischer Dauer Fehler vorhält.

Arjen Robben beklagte sich gegen den BVB mit ausgebreiteten Armen über mangelnde Anspiele, ein Verhalten, dass er selbst Thomas Müller in Bremen nicht tolerierte und mit Handgreiflichkeiten nach dem Abpfiff bestrafte.

Van Gaal führt Einzelgespräche

Trainer Louis van Gaal musste viel psychologische Aufbauarbeit leisten. Er nahm sich jeden Spieler einzeln zur Brust. Van Gaal selbst demonstriert Gelassenheit. Er sei nach wie vor davon überzeugt, dass der FC Bayern noch sehr erfolgreich sein kann in dieser Saison.

"Man sollte eine Saison erst am Ende bewerten. Wir können zwar nicht mehr Meister werden, aber wir können noch viel gewinnen. Ich glaube fest daran", sagte der Niederländer am Dienstag.

Auf die Frage eines Journalisten, ob er wachsende Unruhe im Verein auch im Umgang mit seiner Person spüre, antwortete van Gaal: "Sie denken, dass ich entlassen werde? Dann schreiben Sie das. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das die Wahrheit ist."

Van Gaal schließt ein Scheitern in München aus. Das könne sich der FC Bayern nicht erlauben, schließlich sei er ein "sehr guter Trainer" und einen sehr guten Trainer entlässt man nicht. Doch van Gaal ist nach dem Meisterschafts-K.o. in den Pokalwettbewerben mehr denn je unter Druck.

Van Gaals Vorgesetzte bewerten die Spiele extrem nach dem Ergebnis. Das nackte Resultat zählt, die Art und Weise, wie es zustande kommt, interessiert nicht. Rummenigge verweigerte in Mailand kritische Anmerkungen, obwohl die Mannschaft schon gegen Inter viele Torchancen zuließ und das morsche Abwehrgerüst nur dank der Rettungstaten von Torhüter Thomas Kraft standhielt. Schließlich hatten die Bayern ja gewonnen.

Weitere Überraschungen unerwünscht

Ein Pokal-Aus dürfte die Lage für van Gaal verschärfen. Schon jetzt wissen die Bosse nicht, was sie mit dem Trainer noch anfangen sollen. Die Schwankungen in dieser Saison sind ungewöhnlich, die deutliche Niederlage gegen Dortmund inakzeptabel.

In der Winterpause wurde van Gaal für seinen Alleingang mit Kraft intern gemaßregelt. Auch wenn sich diese Maßnahme als positiv erwiesen hat, sind weitere Überraschungen, wie die Rückversetzung von Luiz Gustavo auf die linke Verteidigerposition bei der Chefetage nicht erwünscht.

Dass sich zuletzt hoch angesehene Klub-Ikonen wie Oliver Kahn negativ über den FC Bayern äußerten ("Die Defensive ist ein Hühnerhaufen") finden auch bei Rummenigge, Nerlinger und Hoeneß Gehör.

Van Gaal bleibt jedoch standhaft, auch Lahms Taktik-Vorstoß stört ihn wenig: "Die Spieler sagen öffentlich das, was ich ihnen in den Einzelgesprächen gesagt habe."

Der Mann, der nach eigener Aussage eigentlich immer recht hat, muss gegen Schalke siegen. Er kann nicht, er muss.

Bayern vs. Schalke: die Bilanz