"Da war dann leider Schluss"

Toni Kroos musste sich mit Deutschland den Polen geschlagen geben
© getty

Die deutsche Nationalmannschaft hat nach über zwei Jahren mal wieder ein Pflichtspiel verloren. Nach dem 0:2 gegen Polen spricht Toni Kroos im Interview über die Gründe für die Niederlage, die Leistung der Startelf-Debütanten und benennt die positiven Aspekte der Partie in Warschau.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Frage: Herr Kroos, Deutschland musste in Polen die erste Pflichtspielniederlage seit mehr als zwei Jahren einstecken. Ihr Fazit?

Toni Kroos: Die Niederlage fühlt sich nicht gut an, auch als Weltmeister nicht. Das wird sich für einen Sportler nie ändern. Wir hätten gerne weiterhin darauf verzichtet, das zu spüren.

Frage: Woran hat es gelegen?

Kroos: Die allerletzte Konsequenz und Konzentration im Abschluss haben gefehlt. Ein 1:0 hätte uns sicherlich gut getan. Ich glaube, dass wir dann auch einen hohen Sieg eingefahren hätten. Doch der polnische Torhüter hat stark gehalten und wir waren offensiv nicht ganz so überzeugend. Bis zum letzten Drittel hat sehr viel gepasst.

Einzelkritik: Nur die Debütanten machen Hoffnung

Frage: In den Anfangsminuten kam man allerdings kaum zum Abschluss. Muss sich diese Mannschaft erst finden?

Kroos: Ja, wir haben in dieser Formation auch noch nie zusammengespielt. Da ist es logisch, dass man zunächst darauf schaut, defensiv gut zu stehen. Das hat in meinen Augen gut funktioniert, eigentlich das gesamte Spiel über. Die letzten fünf Minuten vielleicht weniger, aber das ist normal, wenn man irgendwann hinten aufmachen muss.

Frage: Mit einer besseren Chancenverwertung hätte man bereits in der ersten Halbzeit auf die Siegerstraße gelangen können. War dies generell das einzige Manko?

Kroos: Irgendwie schon. Wir sind nach rund 20 Minuten insgesamt besser reingekommen, weil wir flüssiger und schneller nach vorne gespielt haben. So sind wir dann zu sehr vielen Abschlüssen gekommen. Da war dann leider Schluss.

Frage: Nach dem 0:1-Rückstand antwortete die Mannschaft mit wütenden Angriffen und spielte den Ball noch frühzeitiger ins vordere Drittel. Hätte man das nicht schon eher tun sollen?

Kroos: Wenn man in Rückstand gerät, spielt man den Ball natürlich etwas zügiger in die Tiefe. Wir haben uns die Polen aber auch beim Stande von 0:0, gerade in den letzten 20 Minuten der ersten Halbzeit, gut zurechtgelegt und kamen zu vielen Torgelegenheiten. Wir haben ja nicht nur bis zum Sechzehner gut gespielt, sondern hatten genügend Möglichkeiten, bei denen wir eben auch zum Abschluss gekommen sind. Das ist gegen einen tief stehenden Gegner ja nie so einfach. Wir sind vorne gut rochiert und waren in Bewegung, die beiden Außen und Mario Götze in der Mitte waren häufig anspielbar. Das Tor hat eben gefehlt.

Frage: Muss man sich in den kommenden Spielen, gerade als Weltmeister, noch mehr auf sehr tief stehende Gegner einstellen?

Kroos: Das ist ja kein neues Phänomen und kommt auch immer wieder vor. Schon bei der WM hatten wir teilweise Gegner, die sehr tief gespielt haben. Ich finde, dass wir diese Problematik gegen die Polen besser gelöst haben als in so manch anderem Spiel. Da haben wir dann vielleicht irgendwie knapp gewonnen und Journalisten wie Fans waren zufriedener als jetzt, aber ich bleibe dabei: Wir hatten heute gegen einen sehr defensiven Gegner enorm viele Möglichkeiten.

Frage: Davon kann man sich aber nur wenig kaufen, wenn man am Ende 0:2 verliert.

Kroos: Klar, ich möchte jetzt auch bei weitem nicht alles schönreden, die Niederlage schmerzt natürlich. Ich finde aber, wir haben ein gutes Spiel gemacht. Das mache ich dann nicht immer nur vom Ergebnis abhängig. Wir müssen das jetzt einfach abhaken.

Frage: Wie bewerten Sie Karim Bellarabis Debüt?

Kroos: Er hat in meinen Augen ein sehr gutes Spiel gemacht. Auch Antonio Rüdiger hat seine Hauptaufgabe, defensiv gut zu stehen, erfüllt. Beide haben sich wirklich gut eingefügt.

Frage: Die beiden Außenverteidiger waren in der Offensive allerdings nur selten zu finden.

Kroos: Antonio macht gerade seine ersten Länderspiele und spielt im Verein Innenverteidiger. Da ist es völlig normal, dass man sich zunächst auf die Defensive konzentriert. Erik Durm ist auf der linken Seite das Gegenbeispiel, er spielt einen Tick offensiver. Für heute muss man aber sagen, dass wir nicht deshalb verloren haben, weil die Außenverteidiger zu defensiv gestanden sind.

Frage: Was muss man nun am Dienstag gegen Irland besser machen - außer, die Chancen auch zu verwerten?

Kroos: Das wäre erstmal das Wesentliche. Auch die Iren werden sehr defensiv antreten, daher müssen wir wieder sehr schnell in die Zwischenräume spielen und keine Konter zulassen. Das haben wir heute ja auch lange Zeit ordentlich gemacht.

Polen -Deutschland: Daten zum Spiel

Artikel und Videos zum Thema