Mertesacker: "Habe noch nie so viel trainiert"

Von Für SPOX in Leipzig: Stefan Rommel
Per Mertesacker (r.) stand auch gegen Israel in der deutschen Startelf
© Getty

Per Mertsacker durfte auch gegen Israel 90 Minuten durchspielen. Es deutet einiges darauf hin, dass der Routinier auch als Abwehrchef ins Turnier gehen wird. Merte über die harte Vorbereitung, die Diskrepanz zwischen guten Einzelkönnern und einer guten Mannschaft und ein großes deutsches Plus.

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Frage: Herr Mertesacker, wie wichtig war das 2:0 gegen Israel zum Abschluss der Vorbereitungsphase auf die EM?

Per Mertesacker: Für die gesamte Mannschaft war es wichtig, um vor diesen zwei freien Tagen ein gutes Gefühl zu haben für die anstehende wichtige Trainingswoche in Polen. Das Spiel war schwierig, die Israelis waren über weite Strecken des Spiels sehr tief gestanden. Deshalb waren wir teilwiese auch nicht so gefordert. Aber das, was wir gemacht haben, war ganz ansehnlich. Damit können wir heute zufrieden sein.

Frage: Die Chancenverwertung müsste noch besser werden.

Mertesacker: Wenn wir bei der EURO 2:0 gewinnen, soll mir das Recht sein...

Frage: Gibt es bei der Europameisterschaft überhaupt vergleichbare Gegner zu den Israelis?

Mertesacker: Das Spiel war gut für uns, um uns wieder ein wenig zu finden. Was bei der EURO dann aber auf uns zukommt, muss man sehen. Ein echter Prüfstein war das nicht.

Frage: War es gerade für die Abwehrspieler ein bisschen schade, sich nicht mehr zeigen zu können?

Mertesacker: Wir machen kleine Schritte nach vorne. Es geht nicht anders.

Frage: Hätten Sie sich einen anderen Testspielgegner gewünscht, um mehr gefordert zu sein?

Mertesacker: Wissen Sie, ich habe so wenig zu sagen, was Länderspielvergaben anbetrifft... Wir sind einfach froh, dass wir ein Ergebnis hingelegt haben, das wenigstens ein bisschen Selbstvertrauen und Sicherheit gibt. Das reicht mir.

Frage: Ist die Mannschaft für den Stand der Vorbereitung zehn Tage vor dem Auftaktspiel gegen Portugal denn im Soll?

Mertesacker: Das kann ich jetzt nicht beantworten. Ich glaube, wir können erst zum Turnierstart beurteilen, wie gut wir wirklich sind. Alles andere bringt jetzt noch nichts. Wir haben gut trainiert. Wir hatten sicherlich ein enttäuschendes Spiel. Aber jetzt zum Abschluss der Trainingslager - ich habe im Zuge einer Vorbereitung auf ein Turnier noch nie so viel trainiert - trägt das langsam Früchte. Und ich habe das Gefühl, dass es auch noch besser wird.

Frage: Man hat grundsätzlich das Gefühl, dass es nach vorne geht. Es fehlt halt manchmal noch ein Stückchen oder ein kleiner Schritt oder man bleibt im Zweikampf im Zweifel auch mal weg. Sehen Sie das ähnlich?

Mertesacker: Das war heute auch möglich. Wir waren über die 90 Minuten nicht so gefordert. Aber wir nehmen das Spiel mit. Wir haben versucht, so seriös wie möglich zu spielen und uns nicht so extrem auskontern zu lassen. Wir haben versucht, über 90 Minuten konzentriert zu bleiben. Das war eigentlich das Schwierigste.

Frage: Andre Schürrle hat wieder getroffen, Marco Reus kam neulich auch von der Bank und hat ein gutes Spiel gemacht. Ist das gut zu wissen, dass die Spieler von der Bank sofort da und so stark sind?

Mertesacker: Es ist unglaublich, was wir insgesamt für eine Besetzung haben. Was da von der Bank kommt, kann den Unterschied ausmachen. Da haben wir ein ganz großes Plus.

Frage: Am Ende werden auch Nuancen die Besetzung der Abwehr entscheiden.

Mertesacker: Wir sind auf jeder Position sehr gut besetzt. Der Einzelne ist nicht so wichtig wie die Mannschaft.

Frage: Die Mannschaft hat ab Freitagnachmittag bis Montag frei. Schaltet man in der Zeit auch mal komplett ab vom Fußball oder kreisen Gedanken an die EM immer im Hinterkopf?

Mertesacker: Man liest eh wenig Zeitung, sonst macht man sich ja nur unnötig verrückt. Die Familie hat die letzten zwei, drei Wochen sehr gelitten. Da gibt es jetzt ganz andere Themen als Fußball, sonst hab ich bald keine Freundin mehr. Zumal wir bald wieder unterwegs sind. Aber das muss man so hinnehmen. Ich habe jetzt nicht mehr zu lange Zeit, diesen Beruf auszuüben. Insofern muss ich schauen, dass ich effektiv bin.

Frage: Gehen die Gedanken jetzt schon aufs große Ziel oder denken Sie Etappenweise?

Mertesacker: Wir wollen den Sieg jetzt mitnehmen, dann zwei Tage freimachen und dann nächste Woche an dem arbeiten, was uns noch fehlt. Wir denken absolut von Tag zu Tag. Alles andere ist aus meiner Sicht viel zu hoch gegriffen.

Frage: Reicht die Zeit bis zum Portugal-Spiel aus, um die Dinge noch zu optimieren?

Mertesacker: Die nächste Woche wird in punkto Abstimmung gut werden, sie wird uns helfen.

Frage: Wie ist Ihre derzeitige Erwartungshaltung?

Mertesacker: Wir haben gutes Potenzial, eine super Mannschaft. Aber man sieht trotzdem, dass wir auch eine gewisse Zeit brauchen, um als Mannschaft zu funktionieren. Wir haben gute Einzelkönner, aber im Moment auch nicht mehr. Wir stehen vor einem großen Turnier und das wird der Prüfstein werden.

Deutschland - Israel: Daten und Fakten zum Spiel

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