Mission Impossible - So arbeitete sich Anton Stach in die Nationalmannschaft

Von Johannes Ohr
Anton Stach mit Bundestrainer Hansi Flick.
© imago images

Beim Länderspiel in den Niederlanden am Dienstagabend steht Anton Stach vor seinem zweiten Einsatz im DFB-Trikot. Wer ist der Mittelfeldspieler aus Mainz, der vor zwei Jahren noch in der Regionalliga für Wolfsburg II spielte? SPOX und GOAL zeichnen seine "Mission Impossible" in die Nationalmannschaft nach.

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So richtig glauben konnte es Anton Stach offenbar selbst nicht. Nachdem der Mainzer von Bundestrainer Hansi Flick in der Vorwoche erstmals für die Nationalmannschaft nominiert worden war, wurde es nur wenige Tage später beim 2:0 gegen Israel auch sofort ernst.

In der 64. Minute leuchtete die Auswechseltafel mit der Nummer 6 auf - Stachs Rückennummer. Der Mainzer wurde für Julian Weigl eingewechselt und feierte tatsächlich direkt sein Debüt im DFB-Trikot. "Jeder träumt davon, in der Nationalmannschaft zu spielen - auch ich", sagte Stach anschließend. Und fügte etwas baff hinzu: "So richtig realisieren kann ich es noch nicht, aber ein bisschen stolz bin ich schon."

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Das war natürlich auch Stachs Vater. Matthias Stach ist Kommentator bei Eurosport, erlebte das Debüt seines Sohnes zuhause auf der Couch. "Der Moment, in dem er eingewechselt wird, macht einen natürlich schon stolz. Aber das war ich vorher auch schon", sagt Stach senior zu SPOX und GOAL.

Stach: Über die Regionalliga in die A-Nationalmannschaft

Denn die Karriere seines Sohnes ist durchaus bemerkenswert. Vor zwei Jahren spielt Anton noch in der Regionalliga für Wolfsburg II, wird später bei Greuther Fürth erst Stammspieler in der 2. Bundesliga, dann zusätzlich U21-Nationalspieler. Im vergangenen Sommer wechselt er schließlich für 3,5 Millionen Euro nach Mainz. Und jetzt ist er sogar in der DFB-Elf angekommen. Steil, steiler, Stach!

"Es war relativ schnell klar, dass er Talent hat. Als dann der Körper der fußballerischen Entwicklung so langsam nachkam, habe ich mir schon gedacht, dass er im Fußball weit kommen kann", erinnert sich Matthias Stach. "Aber dass es dann so weit geht und vor allem so schnell, das konnte keiner erwarten. Das zu behaupten, wäre vermessen. Das hat er auch selbst nicht erwartet. Er hat hart dafür gearbeitet und hatte Glück, dass er Trainer hatte, die etwas in ihm gesehen haben. Und er liefert ja auch."

Kurios: Im Kindesalter spielt Anton - wie früher sein Vater - nebenher noch Tennis, schafft es in seiner Altersklasse sogar unter die Top 10 in Deutschland. Am Ende entscheidet er sich aber gegen eine Tennis-Karriere - und setzt im Jugendinternat von Werder Bremen alles auf die Karte Fußball. Überhaupt spielt Sport in der Familie Stach eine extrem große Rolle. Antons Schwestern Emma und Lotte sind beide Basketball-Nationalspielerinnen, Vater Matthias nahm alle drei Kinder unter seine Fittiche. Insbesondere Anton.

"Ich habe über die letzten 20 Jahre ein paar Trainingseinheiten mit ihm gemacht. Er war sechs oder sieben, da haben wir gesagt, dass wir im Training mal alles mit links machen", blickt der Kommentator zurück. "Auf irgendeiner Wiese im Urlaub in den Niederlanden haben wir Diagonalbälle mit links geübt. Da sagt er auch: Gott sei Dank haben wir das gemacht."

Matthias Stach - Darum rief ich eine "Mission Impossible" aus

Eben weil Antons Karriere bis vor zwei Jahren nicht steil nach oben ging, riefen Vater und Sohn in Fürth eine "Mission Impossible" aus. Beide wollten sehen, wie weit der "Sechser" kommen kann. Matthias Stach: "Das war so eine Idee, als er dort Stammspieler war und einer der besten Sechser der Liga wurde. Dann habe ich das vorgeschlagen, so nach dem Motto: Du hast keine Chance, nutze sie! Dann hat er mir mal irgendwann erzählt, dass ihn U21-Trainer Stefan Kuntz angerufen hat. Insofern haben wir das weitergemacht und - auch wenn es völlig utopisch schien - die 'Mission Impossible 2' ausgerufen."

Nur wenige Monate später ist auch die zweite Geheimmission mit dem Länderspieldebüt in Sinsheim schon geschafft. Sportlich überzeugt Stach im defensiven Mittelfeld mit seiner Passsicherheit, ist dazu dynamisch und laufstark und verfügt über einen guten Abschluss. Ein überzeugendes Komplett-Paket, auch wenn sich Stach laut Trainer Bo Svensson noch im defensiven Bereich verbessern muss.

Doch ist das schon der Schlüssel zum Erfolg? Für Vater Matthias gehört noch mehr dazu. "Wir reden offen über die Spiele. Was mich fasziniert hat: Er hat das ganz cool runtergespielt. Da war keiner, der nervös war. Das ist eine Qualität von ihm", beschreibt Stach die ersten DFB-Minuten seines Sohnes. "Er sieht alles sehr relaxt und mit einer Portion Demut. Weder zu euphorisch, noch zu niederschlagen. Ich glaube, diese Balance ist ganz wichtig."

Bloß nicht abheben und auf dem Teppich bleiben. Für die Stachs keine leeren Worte, sondern gelebte Wirklichkeit. Im Gegensatz zu vielen seiner Profi-Kollegen aus der Branche fährt Anton keinen teuren Sportwagen, sondern einen 16 Jahre alten Dacia aus dem Familienbestand.

"Das ist typisch für ihn. Er ist da ganz bei sich. Den Wagen hat er ehrlich und redlich von uns übernommen, als er ausgezogen und in die weite Welt raus ist", erzählt Papa Stach. "Bislang hatte er nicht das Bedürfnis, zu wechseln."