Es geht ums Geschäft

Einst Kollegen, heute Gegner: Joachim Löw (l.) und Jürgen Klinsmann
© getty

Das Spiel gegen die USA ist für die deutsche Nationalmannschaft auch ein Duell mit Jürgen Klinsmann (Do., 18 Uhr im LIVE-TICKER). Zeit für Sentimentalitäten ist nicht. Deutschland befindet sich im Playoff-Modus.

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Zwei breite Grinsen. Darauf kann man sich jetzt schon einstellen, wenn Deutschland am Donnerstag in Recife auf die USA treffen wird. Die beiden Trainer ihrer Nationalmannschaften werden sich die Hände schütteln, der eine im eng geschnitten Hemd, der andere im Polo. Es ist eine Szene, die in dieser Form eigentlich vor jedem Spiel stattfindet.

Das ungewöhnliche daran ist, dass sich die Trainer auf schwäbisch-badisch ein paar nette Worte zuflüstern werden. Schließlich handelt es bei den beiden um Joachim Löw und Jürgen Klinsmann.

Klinsmann hat Löw 2004 in sein Trainerteam geholt und ihm damit auch den Weg bereitet für seine spätere Karriere als Bundestrainer. Der Jogi, wie ihn Klinsmann immer nennt, war davor nach Stationen in Österreich in einer Sackgasse seiner Karriere angelegt.

Jeder im Tunnel

Klinsmann hat ihn aus dieser Situation befreit. Dankbarkeit darf er zehn Jahre später dafür nicht erwarten - zumindest nicht beim direkten Duell ihrer Mannschaften. Kontakt gab es keinen zwischen Klinsmann und dem deutschen Trainerstab während des Turniers.

"Jeder ist im Tunnel", sagte Teammanager Oliver Bierhoff am Donnerstag, der gleich mal auf eine kürzlich von Klinsmann getätigte Aussage zurückgriff. "It's all about business." Es geht ums Geschäft. Auch wenn sich in der Arena Pernambuco die Brüder im Geiste begegnen.

Kein zweites Gijon

Die Weltöffentlichkeit machte sich nach dem 2:2 der US-Amerikaner gegen Portugal Gedanken darüber, ob es zwischen Deutschland und den USA einen Nichtangriffspakt geben könnte. So wie bei der WM 1982, als sich Deutschland und Österreich nach einer schnellen deutschen Führung nicht mehr wirklich wehtaten.

Ein Remis ist nicht gänzlich auszuschließen, aber man darf davon ausgehen, dass beide Mannschaften und beide Trainer den Fragen nach einem zweiten Gijon im Anschluss lieber aus dem Weg gehen würden.

"Man muss höllisch aufpassen"

Deutschland hat nach dem famosen Auftakt gegen Portugal im zweiten Spiel gegen Ghana etwas mehr Gegenwehr gespürt und will diese Intensität aufrechterhalten.

Löws Assistenztrainer Hansi Flick gab zu, dass das Trainerteam vor dem Turnier eine andere Art von Spielen erwartet habe. Das Spiel gegen Ghana sei aber auch ein Zeichen gewesen, dass die Mannschaft das enorme Tempo unter extremen Bedingungen mitgehen könne.

Nachlassen ist nicht erlaubt. "Für uns haben die Playoffs begonnen", sagte Flick. Thomas Müller ergänzte: "Man muss höllisch aufpassen, sonst ist man schneller draußen als man denkt." Ein Ausscheiden in der Vorrunde scheint bei der aktuellen Konstellation kaum möglich, aber das Weiterkommen allein reicht nicht, Deutschland will den Gruppensieg.

Nicht zu weit voraus planen

Damit könnte man auf der einen Seite alle aufkeimenden Diskussionen gleich wieder beenden und die möglichen nächsten Spiele in den kühleren Städten Porto Alegre (Achtelfinale) und Rio de Janeiro (Viertelfinale) absolvieren anstatt in Salvador und Brasilia.

Dass bei einem Gruppensieg das Traumfinale gegen Brasilien nicht mehr möglich sei, findet Bierhoff zwar schade, tut aber nichts zur Sache. "Von diesen Strategien halte ich nichts. Damit fliegst du meistens auf die Schnauze. Man wird im Verlauf des Turniers immer auf eine starke Mannschaft treffen."

In dieser Kategorie läuft auch die deutsche Mannschaft. "Jeder Gegner wird erstmal schlucken, wenn er gegen uns spielen muss", sagte Müller. Wie genau das DFB-Team zu bewerten ist, hängt auch vom dritten Auftritt ab.

Kaum personelle Änderungen

Personell wird Löw nur wenig ändern. Philipp Lahm, dessen Position vor der Abwehr in der Öffentlichkeit hinterfragt wurde, wir im Mittelfeld auflaufen. An seiner Seite wird wohl Bastian Schweinsteiger für Sami Khedira ins Team rücken.

Auch in der Offensive könnte es einen Wechsel geben. Lukas Podolski und Andre Schürrle sind Kandidaten für einen Einsatz von Beginn an anstelle von Mario Götze oder Mesut Özil.

Egal, wie die personelle Besetzung aussehen wird. Überraschen wird man den Gegner nicht können. Dafür kennen sich beide Teams zu gut. Und vor allem beide Trainer.

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