BVB - "Okay" ist im Camp Messi nicht genug: Dortmunds Krise bleibt - wie Favre

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© getty

Die Krise von Borussia Dortmund setzt sich auch in der Champions League fort. Nach der 1:3-Pleite beim FC Barcelona, die den Einzug ins Achtelfinal erheblich gefährdet, steht eine sofortige Entlassung des immer betrübteren Trainers Lucien Favre aber nicht im Raum - weil die Leistung der Mannschaft nach Ansicht der Beteiligten "okay" war.

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Lucien Favre schritt mit trauriger Miene aus den Katakomben des Camp Nou zum Mannschaftsbus, im Vorbeigehen grüßte der Trainer von Borussia Dortmund die anwesenden Journalisten noch mit einem gequälten Lächeln und einem leisen "Guten Abend".

Ein guter Abend war es für Favre selbst gewiss nicht - jedenfalls nicht ab 21.20 Uhr, als der FC Barcelona nach einer ordentlichen Anfangsphase des BVB seinen Magier mit der Nummer 10 auf dem Rücken entfesselte und die einmal mehr zu Nachlässigkeit neigende Defensive der Schwarz-Gelben zu einer Lehrstunde bat.

Messi zerlegt den BVB im Alleingang

Lionel Messi entschied das fünfte Gruppenspiel der Champions-League-Runde mit einer Torvorlage für seinen uruguayischen Sturmkumpanen Luis Suarez und einem eigenen Tor schon vor der Pause praktisch im Alleingang. Danach bediente "la Pulga", der Floh aus Argentinien, noch 120-Millionen-Neuzugang Antoine Griezmann mit einem feinen Pass, der zum 3:0 führte.

Die bisweilen mutigen Bemühungen einer dezimierten Dortmunder Offensivabteilung, die in Person von Julian Brandt mit einem gelernten Mittelfeldspieler als einzigem Stürmer daherkam, blieben infolge der Messi-Gala ebenso Makulatur wie der durchaus sehenswerte Ehrentreffer des erst zur Pause eingewechselten Jadon Sancho in der 77. Minute.

"Unglaublich" sei das gewesen, was der von fast 90.000 Zuschauern gefeierte Weltfußballer da veranstaltet habe, sagte Favre auf der anschließenden Pressekonferenz voller Ehrfurcht und Verzweiflung zugleich. "Wenn Messi den Ball hat, dann ist es ganz schwer, ihn zu stoppen."

Hummels: "Nichts passiert, wofür wir uns schämen müssten"

Vor allem dann, wenn man ihn so einlädt wie Mats Hummels vor dem zweiten Barca-Treffer. "Das war leider ein eklatanter Fehlpass, der das Spiel entschieden hat. Unnötiges Risiko. Einfach schlecht", sagte Hummels selbstkritisch über die Szene in der 33. Minute. "Sich hier in Barcelona aus einem Zwei-Tore-Loch herauszugraben, ist natürlich schwer."

So ganz verärgert über das dritte sieglose Pflichtspiel mit mindestens drei Gegentoren in Folge war man im BVB-Lager jedoch nicht. So, wie die Beteiligten nach Spielende redeten, entstand vielmehr der Eindruck, als sei ein Erfolgserlebnis in der katalanischen Festung vier Tage nach dem blamablen 3:3 gegen den SC Paderborn weder gefordert noch eingeplant gewesen.

Hummels etwa stufte die Leistung als "okay" ein und befand: "Für mich ist es kein Schritt tiefer in die Krise rein. Wir haben uns gewehrt. Es ist nichts passiert, wofür wir uns heute schämen müssten."

Dortmund droht die Europa League

Auch Sebastian Kehl, der Leiter der Lizenzspielerabteilung, betonte: "Man fährt bestimmt nicht nach Barcelona, um hoch zu gewinnen. Die haben seit sechs Jahren kein Heimspiel mehr in der Champions League verloren." Gleichwohl erkannte aber auch der frühere Kapitän, dass man schleunigst die von Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke geforderten Ergebnisse benötige, um eine Trendwende unter dem angezählten Favre einzuleiten.

Platz sechs in der Bundesliga sei "nicht befriedigend", zumal sich durch die Niederlage in Barcelona auch das Weiterkommen in der Champions League verkompliziert. Die Dortmunder sind nun mit sieben Zählern punktgleich mit Inter Mailand, das im Parallelspiel souverän 4:1 bei Slavia Prag gewann, stehen aufgrund des verlorenen direkten Vergleichs aber aktuell nur auf Europa-League-Platz drei.

Am letzten Gruppenspieltag am 10. Dezember braucht es einen Sieg gegen Prag und Schützenhilfe der bereits qualifizierten Mannschaft aus Barcelona, die in Mailand gastiert. "Das ist keine schöne Situation", meinte Kehl, während Hummels Barca darum bat, Messi gegen die Italiener nicht zu schonen.

Sieg gegen Hertha "Pflicht" - sonst wird es eng für Favre

Zunächst richtet sich der Fokus aber auf den Samstag, an dem es in der Bundesliga auswärts gegen das nicht minder kriselnde Hertha BSC geht.

Ein Sieg gegen die mit Jürgen Klinsmann neu auf der Trainerposition aufgestellten Hauptstädter sei "Pflicht", sagte Torhüter Roman Bürki und forderte eine weitere Leistungssteigerung gegenüber dem Auftritt im Camp Messi. "Das war heute zu wenig. Wir waren erst gefährlich, nachdem Barca schon einige Gänge zurückgeschaltet hatte. In Berlin müssen wir es besser machen." Anderenfalls wird es eng für Favre.

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