Barcelona lange in Not - und dann kam Messi

Von Adrian Bohrdt
Lionel Messi (2.v.r.) belebte nach seiner Einwechslung das Spiel und bereitete den Ausgleich vor
© getty

Am Ende stimmten alle in die Lobeshymnen mit ein: Es war die Einwechslung des angeschlagenen Lionel Messi, die dem FC Barcelona im Viertelfinale der Champions League gegen Paris St.-Germain den entscheidenden Impuls gegeben hatte. Mit dem 1:1 (0:0) zogen die Katalanen zwar ins Halbfinale ein, die Abhängigkeit von dem 25-Jährigen gibt allerdings auch zu denken. Paris verabschiedet sich erhobenen Hauptes aus der Königsklasse.

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Zwei Spiele, kein Sieg, dennoch den Sprung ins Halbfinale geschafft. Für den FC Barcelona war das Duell mit Paris St. Germain knapper als erwartet. "Paris hat uns Probleme bereitet, musste Innenverteidiger Gerard Pique nach dem Spiel zugeben. Der Innenverteidiger wusste, bei wem er sich zu bedanken hatte - mal wieder: "Wenn wir über Leo sprechen, sprechen wir über den besten Spieler der Welt, und wenn man ihn in der Mannschaft hat und es nicht gut läuft, muss man ihn einsetzen."

Denn die Champions-League-Saison der Katalanen hing nach dem Treffer der Gäste kurz nach der Pause am seidenen Faden. Bereits vor dem Spiel hatte Andres Iniesta nicht gerade zuversichtlich geklungen: "Es gibt keinen Zweifel daran, dass das Team von Messi abhängt. Er ist ein elementar wichtiger Spieler für uns."

Iniesta sollte Recht behalten: Barcelona wirkte ohne den aufgrund einer Oberschenkelverletzung zunächst geschonten Argentinier in der Offensive lange kopflos und lief nach der Pause fast 20 Minuten dem 0:1-Rückstand hinterher, der das Aus in der Königsklasse bedeutet hätte.

Leonardo hadert mit Chancenverwertung

PSG-Trainer Carlo Ancelotti hatte sein Team taktisch perfekt eingestellt. Die Viererkette der Franzosen agierte nicht tiefstehend, sondern postierte sich immer wieder weit vor dem eigenen Strafraum. Paris ließ Barcelona seinen gewohnten Ballbesitz, schaltete nach eigenem Ballgewinn aber schnell um.

Ähnlich hatte auch der AC Mailand beim 2:0-Hinspielsieg gegen Barcelona im Achtelfinale agiert, und so kam der Tabellenführer aus Frankreich auch schon vor dem Führungstreffer zu guten Chancen. Allerdings scheiterten Ezequiel Lavezzi (24.) und Marco Verratti (28.) am starken Victor Valdes im Tor der Katalanen.

PSG-Sportdirektor Leonardo trauerte den vergebenen Möglichkeiten anschließend hinterher. "Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal ein Team gesehen habe, dass Barcelona so viele Probleme bereitet hat wie wir", lamentierte er. "Uns hat nur das zweite Tor gefehlt, um weiter zu kommen."

"Und dann kam Messi"

Fünf Minuten nach Beginn der zweiten Halbzeit stieß dann Javier Pastore die Tür zum Halbfinale für PSG ganz weit auf. Zlatan Ibrahimovic hatte den Argentinier mustergültig bedient, und der Argentinier schickte Valdes in die falsche Ecke (50.).

Alle Stimmen zu den Viertelfinalspielen

Die Führung ging zu diesem Zeitpunkt in Ordnung, zu unstrukturiert wirkte das Angriffsspiel der Katalanen. "Wir hatten das Spiel sehr gut unter Kontrolle und sind verdient in Führung gegangen", analysierte Ancelotti richtig, nur um dann den entscheidenden Unterschied beim Namen zu nennen: "Und dann kam Messi. Er hat Barcelona sehr viel Selbstvertrauen geben."

Messi-Stempel nach neun Minuten

Nachdem der Argentinier, nach wie vor angeschlagen durch die Oberschenkelverletzung aus dem Hinspiel, zuvor eine Stunde nägelkauend auf der Bank gesessen hatte, wurde er endlich eingewechselt. " Obwohl er quasi gehumpelt hat, hat sich mit ihm auf dem Platz das ganze Spiel geändert", fasste Pique treffend zusammen.

Tatsächlich dauerte es nach Messis Einwechslung lediglich neun Minuten, ehe der viermalige Weltfußballer des Jahres dem Spiel seinen Stempel aufdrückte: Mit einem Pass auf David Villa leitete der Argentinier den Ausgleichstreffer ein. Villa legte auf Pedro ab, der Barcelona mit einem wuchtigen Schuss aus elf Metern in die nächste Runde beförderte (71.).

Auch der Torschütze lobte: "Er war unser Antreiber. Wir haben unser Spiel verbessert, als er dabei war. Wir müssen ihm dafür danken."

Beckhams Einwechslung ohne Wirkung

Es war beeindruckend zu sehen, wie die pure Präsenz Messis das Spiel der Katalanen beeinflusste. Gleichermaßen erstaunlich war allerdings, wie planlos die Offensive ohne den Argentinier phasenweise wirkte. Messi lieferte letztlich den einen Geniestreich, der Barcelona zuvor so gefehlt hatte.

Auch Paris versuchte, durch einen prominenten Joker noch mal zurück zu kommen. Der in der 83. Minute eingewechselte David Beckham fiel allerdings nur durch eine Gelbe Karte noch auf. "Messi ist der beste Spieler der Welt, so einfach ist das", musste auch der 37-Jährige zugeben.

Für die Auslosung am Freitag (12 Uhr im LIVE-TICKER) hat Barcelonas Sportdirektor Andoni Zubizarreta keine besonderen Wünsche: "Es ist jetzt ein Duell zwischen der deutschen und der spanischen Liga, aber ich habe keinen Wunsch für die Auslosung." Seine Gelassenheit hat gute Gründe: Da der Titelkampf in der Primera Division bereits entschieden ist, kann Messi seine Verletzung in Ruhe auskurieren.

FC Barcelona - Paris Saint-Germain: Daten zum Spiel