Chelsea im Halbfinale - jetzt gegen Barcelona

Von Thomas Gaber / Fabian Huwe
Frank Lampard (l.) traf für Chelsea per Elfmeter zum 1:0 gegen Benfica
© Getty

Der FC Chelsea steht im Halbfinale der Champions League und trifft dort auf Titelverteidiger FC Barcelona. Im Viertelfinal-Rückspiel holten die Blues gegen SL Benfica ein 2:1 (1:0). Das Hinspiel in Lissabon hatte Chelsea mit 1:0 gewonnen.

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Benfica war an der Stamford Bridge die bessere Mannschaft, obwohl die Portugiesen ab der 40. Minute (Gelb-Rot für Pereira) nur zu zehnt waren. Den Führungstreffer von Frank Lampard per verwandelten Foulelfmeter (21.) glich Javi Garcia in der 85. Minute aus - zu spät für Benfica.

Der eingewechselte Meireles erzielte in der Nachspielzeit noch den Siegtreffer für Chelsea, das zum sechsten Mal im Halbfinale der Champions League steht. Nach 2009 heißt der Gegner zum zweiten Mal FC Barcelona. Die Spiele finden am 18. April (in London) und am 24. April statt.

Reaktionen:

Frank Lampard (FC Chelsea): "Das war sicher nicht unser bestes Spiel. Aber wir sind durch und alleine das zählt. Barcelona ist ohne Zweifel die beste Mannschaft der Welt und Favorit. Aber wenn wir Topleistungen bringen, können wir sie schlagen. Viele erinnern sich sicher noch an 2009, als wir sehr kanpp gescheitert sind. Da lief nicht alles mit rechten Dingen zu. Jetzt haben wir die Chance zur Revanche."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Chelsea-Coach Di Matteo schont Drogba und Sturridge. Auch Essien und Meireles (Kniebeschwerden) sitzen auf der Bank. Ramires, Mikel und Kalou stehen in der Startelf. Luiz wird von seiner Knöchelverletzung nicht mehr behindert und kann gegen seinen Ex-Klub spielen.

Bei Benfica fehlen Jardel, Garay und Vitor verletzt, deshalb muss der gelernte defensive Mittelfeldspieler Javi Garcia in den Innenverteidigung aushelfen.

21., 1:0, Lampard (Elfmeter): Nach einem langen Ball von Luiz geht Cole links im Strafraum ins Laufduell mit Garcia. Der checkt Cole weg, Schiri Skomina zeigt auf den Punkt. Eine verdammt harte Entscheidung. Lampard tritt an, Schuss nach links unten, Artur ist noch dran, doch der Ball ins drin.

29.: Klasse Freistoßvariante von Benfica. Ball aus dem Zentrum ans rechte Fünfereck. Witsel köpft in die Mitte, wo Gaitan erneut per Kopf ablegt für Cardoso. Der schießt aus zehn Metern, Terry klärt für den geschlagenen Cech.

40., Gelb-Rot für Pereira: Gestreckter Fuß gegen Mikel, schön rauf aufs Standbein. Dämliche Aktion, wenn man schon Gelb hat.

48.: Cardozo zirkelt den Ball nach Gaitan-Zuspiel aus 17 Metern mit links aufs linke obere Eck, Cech macht sich lang und holt den Ball aus dem Giebel.

50.: Kalou kommt an der linken Strafraumkante an den Ball und zieht an einem Verteidiger vorbei. Abschluss aus spitzem Winkel, der Ball kullert einen Meter vor dem Tor entlang. Ramires muss nur noch einschieben, holt die Kugel aber mit der Hacke eher aus dem Tor. Unfassbar!

66.: Schöner Konter der Blues. Mata treibt den Ball durchs Mittelfeld und flankt nach links zum völlig freien Kalou. Der fackelt nicht lange und zieht ab. Artur ist aber auf dem Posten.

85., 1:1, Garcia: Ecke Benfica von links auf den kurzen Pfosten. Um Garcia kümmert sich kein Mensch, der köpft aufs lange Eck. Cech klebt auf der Linie, anstatt zum Ball zu gehen.

90.+2, 2:1, Meireles: Konter Chelsea. Meireles startet aus der eigenen Hälfte mit mächtig Tempo, rast übers ganze Feld und nagelt den Ball aus 17 Meter satt unter die Latte.

Fazit: Chelsea wackelte bedenklich, war aber wie im Hinspiel effektiver als Benfica. Lissabon war in beiden Spielen besser, scheiterte aber erneut an der Abschlussschwäche.

Der Star des Spiels: Javi Garcia. Als Notnagel in der Innenverteidigung eingebaut, machte Garcia ein klasse Spiel. Hinten kompormisslos und meist erfolgreich gegen Torres, vorne köpfte er den Ausgleich. Ebenfalls stark bei Benfica: Gaitan und Cardozo. Bei Chelsea konnte nur Kapitän Terry überzeugen.

Der Flop des Spiels: Maxi Pereira. Warum? Wegen grenzenloser Dummheit. Pereira war bereits mit Gelb verwarnt, als er das lange Bein gegen Mikel auspackte und dem Chelsea-Spieler mit Nachdruck aufs linke Standbein trat. Klare Sache: Gelb-Rot. Und das in der 40. Minute, als Benfica immer noch realistische Chancen aufs Halbfinale hatte.

Der Schiedsrichter: Damir Skomina aus Slowenien. Kein einfaches Spiel für den Referee. Beide Teams gingen nicht gerade zimperlich mit dem Gegner um. Skomina musste viele Karten (sieben) verteilen, lag da aber meist richtig. Den Elfmeter muss man nicht unbedingt geben. Es war ein hart geführter Zweikampf von Garcia, davon gibt es aber pro Spiel zehn.

Analyse: Die Anfangsphase gehörte Benfica. Die Gäste spielten aggressives Forechecking und zwangen Chelsea zu einigen Fehlern im Aufbauspiel. Die Offensivreihe mit Aimar, Gaitan und Cardozo tauschte oft die Positionen und sorgte für Verwirrung in der Defensive der Blues.

Allerdings fehlte Lissabon erneut die Ruhe im Abschluss. Wie im Hinspiel, als Benfica 25 Torschüsse abfeuerte, versuchten es die Portugiesen immer wieder aus der Distanz, anstatt die Angriffe zielstrebig fertig zu spielen und mehr in Tornähe zu kommen.

Chelsea kam dagegen überhaupt nicht in Tritt. Selbst gegen die hoch aufgerückte Benfica-Viererkette wurden die Konter fahrig vorgetragen, in der Spitze hing Torres in der Luft. Die Pausenführung war schmeichelhaft.

Auch nach dem Wechsel war Benfica trotz Unterzahl zunächst spielbestimmend. Erst allmählich bekamen die Gastgeber das Spiel besser in den Griff, Mata und Kalou brachten die Benfica-Abwehr in Verlegenheit. Dass Chelsea einen Mann mehr auf dem Platz hatte, merkte man aber zu keinem Zeitpunkt.

Lissabon war absolut ebenbürtig, scheiterte aber wie im Hinspiel an seiner Abschlussschwäche. Chelsea kam letztlich glücklich weiter, muss sich im Halbfinale gegen Barca aber mächtig steigern, wenn die Blues eine Chance haben wollen, zum zweiten Mal nach 2008 ein Champions-League-Finale zu erreichen.

FC Chelsea - Benfica: Fakten zum Spiel

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