Basel schießt Bayern tiefer in die Krise

Von Für SPOX in Basel: Florian Bogner
Der FC Basel brachte wie hier Alex Frei die Bayern-Defensive immer wieder in Verlegenheit
© Getty

Der FC Bayern München hat im Hinspiel des Champions-League-Achtelfinals beim FC Basel mit 0:1 (0:0) verloren und muss um den Einzug in die Runde der letzten Acht bangen.

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Vor 36.000 Zuschauern im ausverkauften St.-Jakob-Park erzielte der eingewechselte Valentin Stocker (86.) den Siegtreffer. Zuvor hatten die Hausherren durch zwei Aluminiumtreffer von Aleksandar Dragovic (16.) und Alexander Frei (19.) noch die besten Chancen gehabt.

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Für die Münchner war es nach der Liga-Nullnummer beim SC Freiburg das zweite torlose Spiel in Folge. Das Rückspiel findet am 13. März in der Münchner Allianz Arena statt.

Reaktionen:

Jupp Heynckes (Trainer FC Bayern München): "Ich denke, das war ein 0:0-Spiel. Und das wäre auch ein relativ gutes Ergebnis gewesen. Es ist im Moment so, dass wir nicht die Selbstverständlichkeit haben, mit der Ruhe und der taktischen Disziplin Fußball zu spielen. Deswegen ist es im Moment sicher schwierig. Wir brauchen ein Erfolgserlebnis."

Uli Hoeneß (Präsident FC Bayern München): "Es macht keinen Sinn, direkt nach dem Spiel nach Gründen zu suchen. Wir müssen nach vorne schauen. Das Ergebnis öffnet für das Rückspiel alle Chancen. Ich sehe das Spiel heute nicht besonders gut. Der Platz war aber für unsere technisch gute Mannschaft schwer zu bespielen, dem Gegner ist das entgegen gekommen, der hat ja mit langen Bällen operiert. Ich mache mir keine Sorgen, dass wir das im Rückspiel nicht schaffen können."

Manuel Neuer (FC Bayern München): "So stellen wir uns unseren Fußball nicht vor, und wir müssen ganz klar intern die Dinge ansprechen, die zur Zeit nicht stimmen. Es kann nicht sein, dass ein Gegenspieler mit dem Ball allein am Sechzehner entlanglaufen kann."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Vogel setzt auf das übliche 4-4-2. Basel mit exakt derselben Elf, die zuletzt 2:2 bei den Young Boys spielte. Im Vergleich zum fast schon historischen 2:1-Sieg gegen ManUtd am 7.12.11 nur eine Änderung, Huggel spielt anstelle von Cabral.

Der FCB im gewohnten 4-2-3-1 mit zwei Änderungen im Vergleich zum müden 0:0 in Freiburg am Samstagabend: Robben und Tymoschtschuk kommen rein, Müller und Gustavo sitzen dafür draußen. Auf der Bank sitzt auch der junge Can.

3.: Robben hebt den Ball von rechts an den Fünfer auf Ribery, der lässt Dragovic aussteigen und zieht aus sechs Metern ab, aber Sommer reagiert glänzend.

8.: Basel greift über rechts an, Bayerns Zuordnung stimmt nicht. Steinhöfer passt an den Elfer auf den freien Shaqiri, Boateng klärt stark mit einem riskanten Tackling.

12.: Lahm bedient Ribery links im Strafraum, aber dessen Schuss aus zwölf Metern hält Sommer weltklasse.

16.: Steinhöfer flankt von rechts, Lahm fälscht ab. Steller mit dem Heber aus drei Metern, Neuer mit den Fingerspitzen zur Ecke. Nach der Ecke flankt Shaqiri auf den freien Dragovic, dessen Kopfball pariert Neuer gegen den linken Innenpfosten, Badstuber haut den Ball von der Linie.

19.: Park zieht von rechts nach innen und spielt A. Frei am Elferpunkt an. Dessen Direktschuss klatscht an die Latte.

29.: Ballverlust A. Frei an Robben. Der zieht rechts an, legt ab für Alaba. Dessen Schuss aus 18 Metern pariert Sommer mit einer Faust zur Seite.

36.: Ribery zieht von links nach innen und aus 25 Metern mit rechts ab: Sommer legt sich lang und wehrt zur Ecke ab.

62.: Alaba nimmt aus 20 Metern Maß - sein Aufsetzer geht knapp rechts vorbei.

68.: Lahm zieht von links nach innen und schließt mit rechts ab - Sommer hechtet den Ball aus dem linken Winkel.

72.: Gomez wird links in den Strafraum geschickt, der Stürmer scheitert aber aus spitzem Winkel an Sommer. Müller setzt nach und springt Sommer im Luftkampf um - unnötig.

86., 1:0, Stocker: Die Joker stechen! Zoua marschiert ungestört parallel zum Strafraum und steckt den Ball dann großartig auf halblinks zu Stocker durch, der aus acht Metern Neuer tunnelt und ins Eck trifft.

Fazit: Bayern offenbart weiter gravierende Probleme im Offensivspiel und darf sich über die Niederlage nicht beschweren.

Der Star des Spiels: Yann Sommer. Hielt Basel mit zwei starken Paraden gegen Ribery in der Anfangsphase im Spiel und parierte insgesamt acht Torschüsse. Sommer überzeugte durch gutes Stellungsspiel, sichere Strafraumbeherrschung und eine bemerkenswerte Ruhe für einen 23-Jährigen. Sogar einen rüden Müller-Rempler steckte er weg. Der Lohn: Hitzfeld nominiert ihn nun erstmals für die Schweizer Nationalmannschaft.

Der Flop des Spiels: Toni Kroos. Der Zehner der Bayern verdiente sich im ersten Durchgang das Prädikat Totalausfall. In seinem Alter vertretbar, für die verunsicherten Münchner auf schwerem Geläuf allerdings mehr als lähmend. Dreiecke im Aufbauspiel kamen nicht zustande, Doppelpässe erst recht nicht, im Zentrum fehlte stets die Anspielstation. Kroos mühte sich nach der Pause mehr, blieb aber unsichtbar.

Der Schiedsrichter: Nicola Rizzoli (Italien). Zeigte, dass er zu den Besten seines Fachs gehört. Manche legen seine gestenreiche Art als Arroganz aus, andere als exzellente Körpersprache. Die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen. Rizzoli leistete sich jedenfalls keinen Fehler und fiel kaum auf - immer ein gutes Zeichen für einen Schiedsrichter.

Analyse: Die Bayern starteten engagiert, hatten aber Probleme, den Ball auf dem holprigen Geläuf richtig kreisen zu lassen. Robben wurde konsequent gedoppelt und so oft isoliert, Rafinha war durch sein halbherziges Hinterlaufen keine Hilfe. Gefährlich wurde es zweimal durch geschickte Zuspiele in die Tiefe - Ribery fand aber seinen Meister in Sommer.

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Basel legte dann nach zehn Minuten Respekt und Contenance ab, kombinierte sich über die Außen flüssig vor Neuers Tor und übernahm so zwischenzeitlich das Ruder. Park und Steinhöfer agierten sehr offensiv und schafften so oft Überzahlsituationen, die Rafinha und Lahm ins Schwimmen brachten. Nach 20 Minuten hätte es auch schon 2:2 stehen können, vielleicht sogar müssen.

Bayern verschleppte anschließend das Tempo, ohne groß Druck aufbauen zu können. Das Spiel der Münchner wirkte oft zu kleinteilig, Kroos versteckte sich, Gomez kam kaum an den Ball. Lahm agierte dafür erfrischend offensiv, fand aber oft die Mitspieler nicht. So ging es torlos in die Pause.

Basel hielt auch nach der Pause konsequent die Defensivordnung und empfing den FCB stets mit zwei Viererketten. Den Münchnern fehlte die nötige Laufbereitschaft, um diese Ketten zu sprengen - Spielverlagerungen dauerten oft zu lange bzw. scheiterten am fehlenden Glied in der Mitte.

Da den Hausherren, die einen gehörigen Laufaufwand betrieben, die Kräfte schwanden, gab's gegen Ende hin nur noch Magerkost - bis der eingewechselte Zoua anzog und Stocker bediente. Im Rückspiel steht der deutsche FCB nun mit dem Rücken zur Wand.

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