Grausamer Abend für den FC Bayern München

Von Thomas Gaber / Florian Bogner
Der Anfang vom Bayern-Ende: Gourcuff (2.v.l.) köpft zur Führung für Bordeaux ein
© Getty

Der FC Bayern München hat am 4. Spieltag der Champions League in der Gruppe A auch das Rückspiel gegen Girondins Bordeaux verloren und steht damit vor dem Aus. Bordeaux gewann durch Tore von Yoann Gourcuff (37.) und Marouane Chamakh (90.) mit 2:0 (1:0) und hat das Achtelfinale bereits erreicht. Louis van Gaals Bayern blieben vor 66.000 Zuschauern in der ausverkauften Münchner Arena vieles schuldig.

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Mit 10 Punkten ist Bordeaux wegen des gewonnenen direkten Vergleichs nicht mehr vom FC Bayern (4 Zähler) zu überholen. Juventus Turin (1:0 in Haifa/8 Punkte) liegt auf Platz zwei und kann am fünften Spieltag in Bordeaux mit einem Sieg den K.o. der Bayern perfekt machen.

"In einem Spitzenspiel ist es immer wichtig, ein Tor zu schießen. Aber wir können den französischen Meister im Moment noch nicht wegspielen. Und dann sind es immer Kleinigkeiten, die so ein Spiel entscheiden. Wir hatten kein Glück, waren aber auch nicht gut. Wir sind noch nicht raus. Wir haben noch eine kleine Chance, aber wir sind abhängig von Bordeaux", sagte van Gaal.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Van Gaal ändert sein System: 4-4-2 mit Doppel-Sechs statt Raute. Schweinsteiger spielt neben van Bommel im defensiven Mittelfeld. Für die gesperrten Müller und van Buyten spielen Demichelis und Pranjic. Bordeaux beginnt wie beim 2:1-Sieg vor 13 Tagen, nur etwas defensiver eingestellt.

2.: Ganz krummes Ding von Braafheid. Der Holländer flankt von links. Carrasso will die Kugel über den Querbalken wischen, lenkt sie aber an die Latte.

32.: Schweinsteiger zirkelt einen Freistoß aus 22 Metern über die Mauer, Carrasso fischt ihn aus dem Winkel. Stark von beiden!

32.: Ball von links an den Fünfer, Toni schraubt sich hoch und legt quer. Carrasso irrt durch den Fünfer, Klose setzt nach, doch Diarra ist mit der Brust am Ball. Dann aber prallt er zu weit weg, Klose stochert hinterher und Ciani bekommt den Ball im Fallen einen Meter vor der Linie an die Hand. Proenca sieht's nicht - klare Fehlentscheidung.

37., 0:1, Gourcuff: Freistoß Wendel von halbrechts an den langen Pfosten. Van Bommel pennt total, Gourcuff rennt in seinem Rücken weg. Kopfballaufsetzer aus fünf Metern, Butt faustet ihn sich selbst rein.

Halbzeit-Fazit: Eine ganz schwache erste Halbzeit des FC Bayern. Kein Esprit, keine Leidenschaft, keine geistige Frische. Und das in einem vorentscheidendem Champions-League-Heimspiel...

46.: Robben kommt für Klose.

47.: Schweinsteiger bolzt den Ball mit dem Rücken zum Tor einfach mal vorne rein. Toni entwischt Planus, nimmt den Ball mit der Brust mit und hat am Elfmeterpunkt Platz! Volleyschuss aus 13 Metern - drüber!

62.: Pranjic links an den Sechzehner auf Schweinsteiger. Der steckt durch in den Strafraum auf Robben. Drehung, Abschluss aus spitzem Winkel - Zentimeter rechts vorbei.

90., 0:2, Chamakh: Langer Ball von Bordeaux auf Chamakh. Badstuber ist eigentlich schneller, aber Chamakh drängt ihn ab. Butt kommt völlig unmotiviert raus, Chamakh spitzelt den Ball vorbei, läuft aufs leere Tor zu und drückt ab.

Fazit: Ein schlimmer Champions-League-Abend für den FC Bayern München. Die Leistung war über 90 Minuten unterirdisch und dem Anlass nicht angemessen.

So diskutierten die SPOX-User während des Spiels

Der Star des Spiels: Die Standards von Girondins Bordeaux. Sechs Tore erzielten die Franzosen in vier Spielen - fünf davon nach Standards. Auch in München schepperte es nach einem Freistoß. Der Brasilianer Wendel zeichnet für die messerscharfen Hereingaben verantwortlich. Bordeaux Standards - eine äußert wertvolle Waffe, die Girondins ins Achtelfinale der Champions League verhilft.

Die Gurke des Spiels: Danijel Pranjic. Der Kroate bekam mal wieder eine Chance von Beginn an auf seiner Lieblingsposition. Bemühen war Pranjic nicht abzusprechen, aber er spielte einfach grottenschlecht. Stockfehler wechselten sich mit Fehlpässen ab. Ein Zusammenspiel mit Hintermann Braafheid war nicht vorhanden, stattdessen zog Pranjic immer wieder planlos in die Mitte. Bordeaux nutzte den sich bietenden Platz und baute seine Angriffe meist über rechts auf.

Die Pfeife des Spiels: Pedro Poenca aus Portugal lag meist richtig bei der Zweikampfbeurteilung und verteilte vertretebare Gelbe Karten. Er machte aber einen schwerwiegenden Fehler, als er den Bayern einen Elfmeter verweigerte, nachdem Ciani Kloses Tor durch ein eindeutiges Handspiel verhindert hatte (32.).

Die Lehren des Spiels: Bayern-Manager Uli Hoeneß hatte vor dem Spiel zugegeben, nervös zu sein. Schwerwiegender war jedoch, dass auch die Spieler ihren Nerven nicht im Griff hatten. Anders ist so eine Leistung nicht zu erklären. Ohne klares Konzept spielten die Bayern die Bälle dem Gegner in die Füße oder schlugen infolge chronischer Einfallslosigkeit harmlose, lange, schmutzige Bälle auf Toni.

Die linke Seite mit Braafheid und Pranjic hatte nicht im Ansatz Champions-League-Niveau. Der Niederländer Braafheid wurde bei seiner Auswechslung von den Fans gnadenlos niedergepfiffen. Van Gaal trug durch seine Systemumstellung nicht gerade zur Sicherheit bei. Schweinsteiger kam im defensiven Mittelfeld nicht ins Spiel und mit Pranjic und Tymoschtschuk auf den Außenpositionen fehlte es an Kreativität.

Mit Robben kam Schwung in die Hütte, Schweinsteiger rückte erst auf die Zehn und nach Braafheids Auswechslung auf links und fühlte sich dort deutlich wohler. Die Bayern erspielten sich endlich ein paar Torchancen, doch der starke Carasso, fehlende Präzision oder überhastete Aktionen verhinderten den Ausgleich.

Noch ist der FC Bayern nicht ausgeschieden, doch es bedarf eines Wunders, wenn die Mannschaft im Frühjahr 2010 noch Königsklasse spielen will. Zwei Siege gegen Haifa und in Turin sind Grundvoraussetzung, zudem darf Juventus nicht gegen Bordeaux gewinnen.

Fest steht, dass die Bayern in den ersten vier Spielen ihre Champions-League-Tauglichkeit schuldig geblieben sind. Die erste Halbzeit gegen Bordeaux ist nicht zu entschuldigen, in der zweiten stimmte wenigstens die Einstellung. Dass das nicht reicht, um in der Königsklasse mitzuhalten, ist eigentlich nur gerecht.

Bayern - Bordeaux: Daten zum Spiel