Grafite, Grafite, Grafite!

Von Florian Bogner / Tobias Hock
Mit drei Toren war Wolfsburgs Stürmer Grafite (l.) der Star des Spiels gegen ZSKA Moskau
© Getty

Der VfL Wolfsburg hat das erste Champions-League-Spiel der Vereinsgeschichte gewonnen und damit einen optimalen Start in die Gruppe B hingelegt. Am 1. Spieltag der Königsklasse schlug der deutsche Meister ZSKA Moskau durch drei Tore von Grafite (36./41., Elfmeter/87.) mit 3:1 (2:0) und übernahm gleich die Tabellenführung.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Vor 25.017 Zuschauern in der zur Champions-League-Premiere nicht ausverkauften Volkswagen Arena brauchten die Wölfe allerdings bis zur 36. Minute, um den ersten gefährlichen Angriff zustande zu bringen. Den schloss Bundesliga-Torschützenkönig Grafite nach feinem Zuspiel von Zvejzdan Misimovic gleich zur Führung ab.

Fünf Minuten später wurde er im Strafraum von Deividas Semberas gefoult und traf selbst per Elfmeter zum 2:0. Nach dem Moskauer Anschluss machte Grafite in der 87. Minute alles klar.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Veh gegenüber dem 2:3 gegen Leverkusen nur mit einer personellen Änderung: Dzeko für Hasebe. Dafür läuft der VfL zum CL-Debüt erstmals in einem 4-3-3 auf. Mutig!

ZSKA-Coach Ramos hat im Vergleich zu seinem erfolgreichen Debüt (3:0 gegen Samara) mit vier Änderungen: Rahimic, Krasic, Schennikow und Guilherme für Odiah, Mamajew, Carvalho und Necid.

6.: Ignaschewitsch rutscht in der Mitte aus und serviert Gentner den Ball. Der Wolfsburger haut aus 20 Metern drauf und Akinfejew pariert mit dem Fuß.

36., 1:0, Grafite: Zuckerball von Misimovic in die Tiefe auf Grafite, W. Beresutski stolpert am Ball vorbei. Grafite hat freie Bahn und tunnelt Akinfejew aus 16 Metern. Erstes CL-Tor für die Wölfe!

41., 2:0, Grafite (Elfmeter): Verünglückte Flanke von Martins, in der Mitte hält Semberas Grafite am Trikot fest. Elfmeter! Grafite macht es selbst, verlädt Akinfejew und trifft rechts unten.

Halbzeit-Fazit: Die Wölfe legten nach einer halben Stunde die Nervosität ab und kamen durch den ersten starken Angriff zum Tor. Grafites Cleverness sorgte für das 2:0. Moskau total enttäuschend und ohne Torschuss zur Pause.

68.: Krasic vernascht rechts zwei Wolfsburger und flankt scharf in die Mitte. Madlung steht da wie angewurzelt. Am langen Pfosten verpassen zwei Moskauer ganz knapp.

77., 2:1, Dzagojew: Die Wolfsburger Abwehr spielt auf Abseits, vergisst aber Dzagojew. Der befördert die Kugel aus 13 Metern über Benaglio ins Netz.

85.: Riesenchance für Misimovic. Der Bosnier ist links frei durch und zieht aus sieben Metern ab. Akinfejew pariert bärenstark.

87., 3:1, Grafite: Dzeko erkämpft sich an der Grundlinie den Ball und spitzelt ihn zu Schäfer. Der passt in die Mitte zu Grafite. Mit dem Rücken zum Tor nimmt der die Kugel an, dreht sich blitzschnell und schiebt ein.

90.+1: Benaglio rettet gegen Necid, verlässt dafür aber sein Tor. Krasic flankt in die Mitte, Dzagojew haut den Ball aus fünf Metern volley übers leere Tor.

90.+3: wieder kommt Dzagojew im Strafraum frei zum Schuss. Benaglio pariert den Versuch aus 14 Metern stark.

Fazit: Wolfsburg schüttelt die Liga-Krise mit einem Premieren-Sieg ab, musste dabei aber zwischen der 77. und 87. Minute ein wenig zittern. Moskau in der zweiten Halbzeit überlegen, aber insgesamt vor dem Tor zu harmlos.

So diskutierten die SPOX-User während der Partie

Der Star des Spiels: Grafite. Der Brasilianer war zwar nicht so beweglich wie Martins, schirmte die Bälle nicht so gut ab wie Dzeko und spielte auch nicht so schöne Pässe wie Misimovic, tat aber genau das, was er tun sollte: Tore schießen. Beim 1:0 lief er schön in die Gasse und verwandelte eiskalt, beim 2:0 machte er aus Semberas' Zupfer geschickt eine elfmeterreife Situation und beim 3:1 zeigte er seine ganze Klasse. Drei Treffer zum Champions-League-Debüt: Das schaffte nur der große Marco van Basten.

Die Gurke des Spiels: Deividas Semberas. Wer wirklich meint, er müsse dem gegnerischen Stürmer am Trikot ziehen, obwohl der Ball gleich sicher in den Armen des eigenen Torwarts landen wird, muss einfach bestraft werden. Dazu mit null Druck nach vorne über rechts und einer katastrophalen Passquote.

Die Pfeife des Spiels: Stephane Lannoy (Frankreich). Ließ zu Beginn viel laufen und kam lange ohne Gelbe Karten aus. Bei Rahimic' Einsatz gegen Misimovic (33.) musste er dann den Karton zücken. Die Elfmetersituation vor dem 2:0 war strittig, den Strafstoß kann man aber schon allein wegen Dummheit von Semberas geben.

Die Lehren des Spiels: Hut ab, Armin Veh! Nicht jeder Trainer schickt seine Mannschaft nach drei Liga-Niederlagen in Folge mit drei Stürmern in ein Champions-League-Debüt. Dabei machte Veh allerdings aus der Not eine Tugend.

Weil er zuletzt keine Idealbesetzung fürs rechte Mittelfeld fand, stellte er einfach auf drei Mittelfeldspieler um, die ihre Aufgabe ganz hervorragend lösten und in der Zentrale die Räume geschickt dicht machten.

Dazu war das System quasi prädestiniert für lange Diagonalbälle aus der Defensive, die, meist von Madlung geschlagen, in Dzeko einen ballsicheren Abschirmer bzw. Verarbeiter fanden. Die ohnehin offensiv orientierten Außenverteidiger standen bei Ballbesitz sehr hoch und machten so aus dem Dreier- ein Fünfermittelfeld, was zu mehr Ballsicherheit als zuletzt führte.

Einziger Kritikpunkt: Wolfsburg versäumte es in der zweiten Halbzeit, das schwache ZSKA durch einen geschickteren und langsameren Spielaufbau den Wind aus den Segeln zu nehmen. So gab der VfL den Ball zu früh ab und eröffnete ZSKA so die ein oder andere Möglichkeit.

Wolfsburg - ZSKA Moskau: Daten zum Spiel