United stark aber verschwenderisch

Von Thomas Gaber
Unglückliche Szene: Manchester Uniteds Carlos Tevez gegen Arsenals Keeper Manuel Almunia
© Getty

Titelverteidiger Manchester United hat das Halbfinal-Hinspiel der Champions League gegen den FC Arsenal 1:0 (1:0) gewonnen, sich aber durch das Auslassen bester Torgelegenheiten eine bessere Ausgangsposition für das Rückspiel am kommenden Dienstag in London verspielt.

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Vor 76.000 Zuschauern im ausverkauften Stadion Old Trafford war die Mannschaft von Trainer Sir Alex Ferguson klar überlegen, erzielte aber nur ein Tor durch Rechstverteidiger John O'Shea (17.).

Die Gunners von Coach Arsene Wenger hatten in Torhüter Manuel Almunia ihren besten Spieler.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Alex Ferguson entscheidet sich im Angriff für Wayne Ronney in der Zenrtrale und für Carlos Tevez auf links. Für Dimitar Berbatow bleibt nur ein Platz auf der Bank. Arsenal muss auf den verletzten Robin van Persie verzichten. Links in der Viererkette spielt der unerfahrene 19-jährige Kieran Gibbs.

1.: Teuflischer Start der Red Devils! Flanke Fletscher von rechts, Kopfball Rooney aus sieben Metern, Almunia kratzt das Ding von der Linie.

11.: Erster Schuss von Ronaldo aus knapp 20 Metern. Nur ein Kullerball, kein Problem für Almunia.

17., 1:0, O'Shea: Carrick drischt den Ball nach einer Ecke in den Fünfmeterraum. Silvestre hält den Fuß in die Flugbahn. Ein Fehler - der Ball fällt O'Shea vor die Flinte und der Ire drischt die Kugel unter die Latte. Almunia war noch dran, aber letztlich ohne Chance.

29.: Ronaldo spielt auf den rechten Flügel zu Tevez. Der vernascht Gibbs und zirkelt eine Traumflanke genau auf den Schädel von Ronaldo. Almunia pariert den Header aus fünf Metern.

64.: Geht doch! Adebayor stoppt den Ball mit der Brust - und zieht sofort aus 16 Metern ab! Aber der Ball geht übers Tor. Trotzdem gute Szene.

69.: Rumms! Aus 30 Metern drischt Ronaldo den Ball ans Quer-Gebälk. What a hammer!

72.: Flach und gewaltig aus 25 Metern. Carrick versucht's aus der Distanz. Der Ball zischt einen halben Meter am linken Pfosten vorbei.

So lief das Spiel: Fantastische erste Halbzeit von Manchester United! Vom Anpfiff weg machten die Red Devils Druck und hatten nach wenigen Sekunden die erste Chance durch Rooney. Arsenal kam kaum hinten raus und lief der Musik meist hinterher. ManUtd glänzte mit variablem Angriffsspiel, die Außenverteidiger, vor allem O'Shea auf rechts, rückten immer wieder nach. Das Mittelfeld gehörte den Gastgebern, Fletcher und Carrick gewannen fast jeden Zweikampf. Als Arsenal sich etwas vom Druck zu befreien schien, fiel das Tor (17.). Bis zur Pause verhinderte nur ein glänzend aufgelegter Gunners-Keeper Almunia einen höheren Rückstand.

Nach der Pause stand Arsenal besser geordnet, griff früher an und wagte sich öfter nach vorne. Doch Manchester blieb das bestimmende Team, war aber nicht mehr so zielstrebig. Torchancen blieben Mangelware, Ronaldo traf nur die Latte (69.).

Der Star des Spiels: Rio Ferdinand: Uniteds Kapitän ist der teuerste Abwehrspieler der Welt. Gegen Arsenal zeigte er, warum. Ferdinand ist jeden Penny wert. Der Engländer verstand es prächtig, seinen bulligen Körper gegen Adebayor oder jeden anderen Arsenal-Spieler einzusetzen, ohne dabei auch nur ein Foul zu begehen. In der Luft und am Boden nahezu unbezwingbar im Zweikampf, mit vernünftigem Aufbauspiel ausgestattet, ohne Fehler im Stellungsspiel und stets auf Ballhöhe. Ein vorbildlicher Captain. Musste kurz vor Schluss wegen lädierter Rippen ausgewechselt werden.

Die Gurke des Spiels: Cesc Fabregas. Der Arsenal-Kapitän wirkte von der ManUtd-Power beeindruckt, gehemmt und versteckte sich, anstatt das Arsenal-Spiel zu lenken. Wenn Fabregas am Ball war, verschleppte er das Spiel. Die Körpersprache des Spaniers war eines Champions-League-Halbfinals unwürdig. Fabregas ist ein genialer Fußballer, gezeigt hat er es zu keinem Zeitpunkt.

Die Lehren des Spiels: Manchester United spielte die ersten 45 Minuten nahe an der Perfektion. Mit unnachahmlicher Power erdrückten die Red Devils die Gunners. Bei Ballbesitz sind sofort sechs, sieben Spieler vor dem Ball und bieten so jede Menge Optionen. Eine Anspielstation gibt es immer, auch in höchster Bedrängnis. Carrick, Anderson und Fletcher eroberten das Mittelfeld, Tevez, Ronaldo und Rooney harmonierten im Angriff brillant. 

Die Viererkette ist das Beste, was es im Klubfußball gibt. Abspiel- oder Stellungsfehler sind höchst selten und im Zweikampf sind die Innenverteidiger Vidic und Ferdinand ohnehin eine Klasse für sich.

United spielt mit höchster Konzentration, extremer Laufbereitschaft und viel Hirn. Kein Angriff basiert auf Zufälligkeiten, alles ist durchdacht. Hinzu kommt eine enorme Routine.

United muss sich aber den Vorwurf gefallen lassen, einen höheren Vorsprung verspielt zu haben. Entweder wurde der letzte Pass vermurkst oder beste Torchancen ausgelassen. 

Arsenal dagegen kann sich bei Torhüter Almunia bedanken, dass die Chancen, zum zweiten Mal nach 2006 ins Finale der Champiuons League einzuziehen, noch intakt sind.

Der Mannschaft von Trainer Arsene Wenger fehlte vor allem in der ersten Halbzeit die geistige Frische. Arsenal reagierte nur, statt zu agieren. Das Angriffsspiel bleib die ganze Spielzeit über ungefährlich. Schema F, null Variation. Kein Tempo, keine Ideen. In der zweiten Halbzeit schob Arsenal das Spiel weiter nach vorne, hielt den Ball vom eigenen Tor fern und gewann endlich entscheidende Zweikämpfe im Mittelfeld.

Alles in allem ein sehr schmeichhaftes Ergebnis für Arsenal.

Manchester United - FC Arsenal: Daten & Fakten