Sheriffs Cristiano: Aus der Viertklassigkeit Brasiliens in die Champions League

Von Chris Lugert
Cristiano von Sheriff Tiraspol.
© getty

Sheriff Tiraspol versetzt ganz Fußballeuropa in Staunen. Großen Anteil daran hat der Brasilianer Cristiano mit seiner unglaublichen Geschichte.
 

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Überraschungen und Sensationen im Sport sind etwas ganz Besonderes. Namen, die keiner bis dahin kannte, rücken über Nacht in den Mittelpunkt des Geschehens. Welcher Gelegenheitsgucker im Tennis kannte etwa Emma Raducanu vor den US Open in diesem Jahr? Im Fußball spielen solche Sensationen aber eine noch viel größere Rolle.

Zum einen, weil Emotionen und Begeisterung im Volkssport mit der Kugel noch einmal eine andere Dimension erreichen. Und zum anderen, weil in der Hochglanzwelt des Milliardengeschäfts große Überraschungen immer seltener werden. Die Schere geht immer weiter auseinander, viel häufiger als überraschende Siege erleben die so genannten "Kleinen" ein Debakel. Doch Sheriff Tiraspol zeigte, dass es auch noch diese anderen Momente gibt.

Viel wurde über dieses Wunder von Madrid geschrieben, als der kleine Klub aus der Republik Moldau das große Real Madrid in der Champions League schlug. Und das mit einer Ansammlung von Spielern, die tatsächlich bis dahin nur Insider kannten. Einer dieser Spieler ist Cristiano.

Nun könnte man meinen, mit solch einem Namen ist die große Karriere im Weltfußball vorgezeichnet. Doch während der portugiesische Cristiano mit dem zweiten Namen Ronaldo seit vielen Jahren Titel, Auszeichnungen und Tore sammelt, kickte der Brasilianer Cristiano da Silva Leite lange in den Niederungen des Fußballs. Seine Geschichte erinnert stark an die des Tellerwäschers, der zum Millionär aufsteigt.

Cristiano wird zum Top-Vorlagengeber in der Königsklasse

Cristiano ist am 29. August 28 Jahre alt geworden und spielt bei Sheriff Tiraspol als Linksverteidiger. So weit, so unspektakulär, vor allem beim Blick auf seinen sportlichen Lebenslauf. In Brasilien kickte Cristiano lange unterklassig, bei Volta Redonda spielte er sich dann erstmals in den Vordergrund und führte sein Team zum Aufstieg - von der vierten in die dritte Liga.

Im Sommer 2017 folgte dann der Schritt nach Europa. Osteuropa gehört bei Brasilianern durchaus zu den bevorzugten Zielen, der ukrainische Top-Klub Schachtjor Donezk etwa machte den Kauf junger Brasilianer und den späteren Weiterverkauf zu seinem Geschäftsmodell. Doch Cristiano wechselte nicht in die Ukraine, sondern nach Tiraspol.

Nun war Sheriff schon damals kein Zwerg mehr, in seiner ersten Saison kam Cristiano in den Genuss, die Gruppenphase der Europa League spielen zu dürfen. Und beinahe hätte Tiraspol damals den Einzug in die K.-o.-Runde geschafft, scheiterte im entscheidenden Spiel aber durch eine 0:2-Niederlage am FC Kopenhagen.

Cristiano spielte alle Spiele und gab auch einen Assist, deutlich wirkungsvoller war er allerdings in der moldawischen Liga. In seiner ersten Saison gab er direkt neun Vorlagen. Danach wurde es etwas stiller, um ihn und um Sheriff. Der Klub scheiterte in den folgenden Jahren stets bereits in den Qualifikationsrunden zum Europapokal. Doch aktuell startet Cristiano so richtig durch.

Mit erneut neun Vorlagen führte er Tiraspol in der abgelaufenen Saison erst zur Meisterschaft und überzeugte auch in den Qualifikationsrunden zur Champions League mit zwei Assists. Doch je größer die Bühne, desto stärker spielt er. In den beiden Gruppenspielen gegen Donezk und Real sammelte er bereits drei Vorlagen, im Bernabeu legte er das zwischenzeitliche 1:0 auf. Mit diesen drei Assists ist Cristiano nach zwei Spieltagen gemeinsam mit seinem Landsmann Antony von Ajax Amsterdam der Top-Vorlagengeber des Wettbewerbs - und ist endgültig im Blickfeld auch der europäischen Top-Klubs angekommen.

Cristiano von Sheriff Tiraspol.
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Cristiano von Sheriff Tiraspol.

Cristianos Marktwert hat sich verdreifacht

Das Portal transfermarkt.de setzte seinen Marktwert nach dem Spiel in Madrid von 600.000 Euro auf zwei Millionen Euro herauf. Da in Moldau noch vor wenigen Jahren die Saison nach dem Kalenderjahr gespielt wurde, läuft Cristianos Vertrag bis Ende Dezember 2022.

Hält er seine Leistungen, steht im kommenden Sommer womöglich ein Zahltag für ihn und auch seinen Klub an - wenngleich Tiraspol alleine durch die Champions-League-Teilnahme Gelder einnehmen wird, die man vorher nur vom Hörensagen kannte.

Cristiano allerdings ist den Niederungen des Fußballs auf alle Fälle entkommen - oder doch nicht? Vorsicht ist geboten, denn auch der größte Erfolg ist vergänglich. Emma Raducanu zumindest landete ziemlich hart auf dem Boden der Tatsachen und schied bei ihrem ersten Turnier nach dem US-Open-Sieg in der ersten Runde aus. Aber auch in dieser Hinsicht funktioniert der Fußball wohl anders.

Champions League: Die heutigen Matches im Überblick

DatumUhrzeitHeimAuswärtsÜbertragung
Dienstag, 19. Oktober18.45 UhrClub BrüggeManchester CityDAZN
Dienstag, 19. Oktober18.45 UhrBesiktas IstanbulSporting LissabonDAZN
Dienstag, 19. Oktober21.00 UhrParis Saint-GermainRB LeipzigDAZN
Dienstag, 19. Oktober21.00 UhrAtletico MadridFC LiverpoolDAZN
Dienstag, 19. Oktober21.00 UhrFC PortoAC MilanDAZN
Dienstag, 19. Oktober21.00 UhrAjax AmsterdamBorussia DortmundAmazon Prime Video
Dienstag, 19. Oktober21.00 UhrInter MailandSheriff TiraspolDAZN
Dienstag, 19. Oktober21.00 UhrShakhtar DonetskReal MadridDAZN
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