"Für unsere Fans war das der Horror"

Von Für SPOX im Santiago Bernabeu: Jochen Tittmar
Lukasz Piszczek (r.) zog mit Borussia Dortmund erstmals seit 1997 wieder ins CL-Endspiel ein
© getty

Lange Zeit war fraglich, ob Lukasz Piszczek das Halbfinal-Rückspiel gegen Real Madrid bestreiten kann. Dann aber zeigte der Pole im Duell mit Cristiano Ronaldo erneut ein starkes Spiel. Im Interview spricht Piszczek über sein Aufeinandertreffen mit CR7, die Gefühle in den Schlussminuten und seine Probleme an der Hüfte.

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Frage: Herr Piszczek, verrückter Anfang, verrücktes Ende - wie ordnen Sie das Spiel ein?

Lukasz Piszczek: Für die Nerven unserer Fans war das schon der Horror, besonders am Ende. Solche Spiele gehören aber auch zum Fußball. Wir können uns jetzt freuen, dass wir es in Madrid ins Finale geschafft haben. Es war keine einfache Partie, so wie wir es auch schon direkt nach dem Hinspiel vorhergesagt hatten. Real kann zu Hause immer drei Tore schießen - nur zum Glück heute nicht (lacht).

Frage: Der BVB muss sich auch bei Roman Weidenfeller bedanken, dass es anfangs beim 0:0 blieb.

Piszczek: Ja, da konnten wir froh sein, dass Roman unsere Fehler ausgewetzt hat. Real war anfangs einfach schwer zu verteidigen, sie sind da sehr effizient hinter unsere letzte Linie gekommen.

Frage: Die Tore sind aber erst in der Schlussphase gefallen, plötzlich stand es dann doch 0:2 und das Stadion wurde immer lauter. Was geht in solchen Momenten in einem auf dem Platz vor?

Piszczek: Man hat natürlich schon den Gedanken, dass man bei einem weiteren Gegentor alles verspielt hätte. Das ist dann keine einfache Phase vom Kopf her. Das kann dann auch mal schnell so laufen wie für uns gegen Malaga. Zum Glück ist es aber nicht dazu gekommen.

Frage: Sie haben nun vier Spiele im direkten Duell mit Cristiano Ronaldo absolviert und sind dabei jedes Mal als klarer Punktsieger hervorgegangen. Gab es dafür Anerkennung vom Portugiesen?

Piszczek: Nein, ich habe mit ihm nicht mehr gesprochen. Ich muss auch sagen, dass mir die ganze Mannschaft dabei geholfen hat, ihn in den Griff zu bekommen. Man kann ihn ja auch nicht komplett ausschalten, er hat ja immerhin zwei Tore in diesen Partien gegen uns geschossen und dazu einige gute Möglichkeiten gehabt. Ich würde daher nicht behaupten, dass ich ihn immer vollkommen aus dem Spiel genommen habe.

Frage: Bleiben wir bei den Gefühlen. Wie sahen diese bei Ihnen nach dem Abpfiff aus?

Piszczek: Das war der Wahnsinn, wir alle haben uns unglaublich gefreut. Ich denke mal, dass heute Nacht keiner ein Auge zudrücken wird.

Frage: Wie ist der Erfolg emotional einzuordnen nach den Erfolgen der vergangenen Jahre?

Piszczek: Jede Saison an sich war wahnsinnig. Eine genaue Einordnung fällt aber schwer, da wir den Titel ja noch nicht gewonnen haben. Wenn das gelingt, werde ich mich aber sich einmal damit beschäftigen.

Frage: Sie persönlich plagen sich seit Monaten mit Problemen an der Hüfte herum. Woher holen Sie eigentlich dann die Kraft für ein solches Spiel?

Piszczek: In diesen Spielen hat man so viel Adrenalin in sich, das reicht aus, um die Schmerzen zu betäuben. Es wird auf jeden Fall schwer, nach dieser Nacht aus dem Bett zu kommen. Ich habe mich aber auf dem Feld gut gefühlt, unsere Physiotherapeuten haben auch alles unternommen, damit ich auflaufen konnte.

Frage: Die Saison wird für den BVB nun am 25. Mai enden. Steht in der Woche danach dann bei Ihnen die längst fällige Operation an?

Piszczek: Das kann ich jetzt noch nicht beantworten. Ich hoffe nun erst einmal, dass ich bis zum Endspiel mindestens genauso fit sein und bleiben werde, wie momentan. Wie es dann nach dem Finale genau weitergeht, weiß ich wirklich noch nicht.

Frage: Die Mannschaft ist Ihnen doch aber den Titel schuldig, so sehr, wie Sie sich dafür aufgeopfert haben!?

Piszczek: Naja, jeder in unserem Team hat hier und da mal Probleme und trägt ein paar Wehwehchen mit sich. Das geht nicht nur mir so. Man muss im Fußball kämpfen - nicht nur auf dem Platz, sondern auch gegen die Schmerzen.

Frage: Am Samstag steht ja erneut ein Topspiel an. Wird die Partie gegen Bayern München dieses Mal aber ein anderes Match, bei dem auch ein paar Spieler geschont werden?

Piszczek: Das weiß ich nicht, darüber werde ich mir jetzt sicherlich nicht den Kopf zerbrechen. Ich freue mich nun erst einmal über den Finaleinzug. Aber vielleicht denken wir ja am Mittwoch schon ein bisschen an das Spiel am Samstag (lacht).

Lukasz Piszczek im Steckbrief