FC Granitkinn München

Von Haruka Gruber
Sinnbild des Bayern-Erfolgs: Thomas Müller lieferte sich mit Neven Subotic heiße Duelle
© imago

Ultimativer Stresstest bestanden: Die Bayern haben im Champions-League-Finale in Wembley nicht nur Dortmund bezwungen, sondern auch die quälenden Selbstzweifel. Eine außergewöhnliche Leistung. Ein Kommentar von Haruka Gruber, Head of Content Perform Deutschland und SPOX-Chefreporter.

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Im Überschwang vergab Karl-Heinz Rummennige eine Auszeichnung, die es so im Fußball gar nicht gibt. "Was wir heute erlebt haben, war das Sport-Comeback des Jahres", sagte Bayerns Vorstandsvorsitzender beim Siegesbankett anlässlich des Champions-League-Triumphs - und fasste damit die wichtigste Erkenntnis des Endspiels in einem Satz zusammen.

Die Bayern hatten bereits vor dem 2:1 gegen Dortmund gewusst, dass sie technisch, taktisch und physisch die Besten in Europa sind. Doch erst mit dem Finalerfolg können sie sich gewiss sein, dass sie sich jene Fähigkeit angeeignet haben, die außergewöhnliche Mannschaften von sehr guten Mannschaften abhebt: Stressresistenz.

Rund um den Ball Special! Alles zum Tag nach dem Finale!

So sagenhaft die Glanztaten in dieser Saison waren: Die mentale Belastungsfähigkeit der Bayern wurde bis zum Samstag nur bedingt getestet. Im Champions-League-Achtelfinale wackelten sie im Rückspiel gegen Arsenal zum Ende hin bedenklich und im Viertelfinale beim Rückspiel in Turin zeigten sie sich in den ersten 60 Minuten trotz eines 2:0-Polsters nur mäßig souverän. Die nicht abschließend geklärte Frage: Ist der FCB so gefestigt, um im Falle eines Rückschlags die Contenance zu wahren?

Nach den 93 Minuten von Wembley lautet die Antwort: JA!

Bundestrainer Jogi Löw sprach zuletzt selbstkritisch die größte Schwäche der deutschen Nationalmannschaft an. Eine Analyse jenes Grundübels, das auch bei den Bayern lange zu beobachten war.

Löw in der "FAZ": "Manchmal läuft ein Spiel nach einem Gegentor aus dem Ruder. Wir waren vielleicht im EM-Halbfinale für diese Situation einfach nicht gewappnet, nachdem wir zuvor in allen Spielen in Führung gegangen sind. Wir müssen lernen, nach einer unvorhergesehenen Spielsituation wieder Ruhe reinzubekommen. Wir sind zu allem in der Lage, wenn es von Anfang an gut läuft - was häufig geschah. Aber bei Unwägbarkeiten müssen wir besser reagieren."

So wie die Bayern gegen Dortmund. Gerne zur Nachahmung empfohlen!

Die Boxer unterscheiden zwischen Glaskinn und Granitkinn, um Nehmerqualitäten zu beschreiben. Die Bayern hätten gegen den BVB mehrmals K.o. gehen können. Etwa in den ersten 20 Minuten, als die Borussen wie die Furien anfingen und sie mit allen Mitteln einschüchtern wollten. Oder nach Dortmunds Ausgleich in der 68. Minute, der Erinnerungen an das fatale Endspiel gegen Chelsea 2012 hervorrief.

"Nach dem 1:1 ist mir persönlich der Arsch auf Grundeis gegangen. Man wusste ja, wie es letztes Jahr gelaufen ist", gab Manuel Neuer zu. Bei allem Selbstzweifel verfiel München allerdings nicht in Panik, sondern spielte gefasst weiter und belohnte sich mit dem Siegtor.

Glückwunsch, FC Granitkinn München!

Borussia Dortmund - Bayern München: Daten zum Spiel