Von Wembley bis ins Maracana

Von Andreas Lehner
Das Ziel der Champions-League-Saison 2012/13 heißt Wembley
© imago

Das Halbfinale der Champions Leagueführt die vier besten Mannschaften Europas zusammen. Deutschland hat die Chance, sein Spanien-Trauma zu überwinden. Das Ergebnis könnte auch eine Vorlage für Bundestrainer Joachim Löw sein.

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Von spanischen Verhältnissen war in den letzten Wochen und Monaten immer wieder zu hören. Der FC Bayern und Borussia Dortmund würden wie der FC Barcelona und Real Madrid die Meisterschaft zukünftig unter sich ausmachen und die Liga nach Belieben dominieren. Es ist also durchaus eine weitere Pointe dieser Saison, dass ausgerechnet diese vier Mannschaften im Halbfinale der Champions League stehen.

Bayern vs. Barca, BVB vs. Real - die Termine

Unabhängig davon, ob diese Vermutung eintreten wird oder nicht, zeigt die Besetzung des Halbfinals eines ganz klar: In Spanien und Deutschland wird derzeit der beste und modernste Fußball gespielt, dort sind die besten Strukturen vorhanden. Was sich auf Länderebene seit Jahren angedeutet hat, spiegelt sich nun auf Vereinsebene wider. Auch wenn englische, italienische und französische Teams immer ein möglicher Stolperstein sein können.

Zählt man die verletzten Holger Badstuber und Toni Kroos dazu, stehen 16 deutsche Nationalspieler im Halbfinale. Die Spanier schicken 15 ihrer Auswahlspieler ins Rennen. Angereichert wird das Ganze mit den wahrscheinlich besten Individualisten der Welt: Lionel Messi, Cristiano Ronaldo und Franck Ribery. Dazu der mit Falcao begehrteste Stürmer Europas: Robert Lewandowski.

Das Who is Who des internationalen Fußballs versammelt sich in den Spielen Ende April. Der Ausgang ist völlig offen, alle vier Mannschaften begegnen sich auf Augenhöhe, die deutschen Teams haben den Rückstand auf Spanien wettgemacht. Der FC Bayern in der vergangenen und Borussia Dortmund in der aktuellen Saison haben gezeigt, dass sie Real Madrid schlagen können. Der FC Barcelona scheint seine Aura der Unbesiegbarkeit eingebüßt zu haben und wirkt verwundbar, erst recht, wenn Messi mal nicht spielen kann. Insofern wären zwei deutsch-spanische Duelle äußerst reizvoll.

Die Situation bietet für den deutschen Fußball in mehrerlei Hinsicht eine interessante Ausgangsposition. Die Chancen auf eine erneute Finalteilnahme einer deutschen Mannschaft und den ersten Titelgewinn seit 2001 stehen nicht schlecht. Der Respekt vor den Deutschen im Ausland ist so groß wie zuletzt vielleicht Anfang der 90er Jahre. Und fast dreiviertel des wahrscheinlichen deutschen WM-Kaders 2014 können sich in K.o.-Spielen auf höchstem Niveau beweisen.

Die Zeiten, in denen Michael Ballack als einziger Spieler von Weltklasse-Format im Kader von Bundestrainer Joachim Löw galt, sind Vergangenheit. Mehr als eine Chance ist diese Halbfinalbesetzung für Löw auch Versprechen und Verpflichtung in einem. Die fehlende Erfahrung der Dortmunder Spieler auf höchstem internationalen Niveau, die Löw noch vor der EM 2012 bemängelte, ist in Zukunft keine Ausrede mehr.

Die deutschen Nationalspieler, die bei Welt- und Europameisterschaften bisher nicht an Spanien vorbei kamen, können entweder in zwei direkten Duellen im Halbfinale oder im Finale ihr Trauma besiegen. DFB-Präsident Wolfgang Niersbach träumt schon von einem deutschen Endspiel in Wembley. Ein Sieg über die spanische Hegemonialmacht würde auch der WM-Mission 2014 zumindest einen psychologischen Schub geben. Der Weg ins WM-Finale im Mythos Marcana führt also auch über den heiligen Rasen von Wembley.

Der Champions-League-Spielplan