Alles dreht sich um Diego

Von Christian Bernhard / Andreas Lehner
Treffen der Superstars in der Champions League: Bayerns Franck Ribery (l.) und Juves Diego

Am zweiten Spieltag der Champions-League-Gruppenphase kommt Juventus Turin mit dem Ex-Bremer Diego in die Münchner Allianz-Arena. Ob Diego spielen kann, steht allerdings noch nicht fest. Der FC Bayern führt die Gruppe A mit drei Punkten an, Juve hat nach dem 1:1 gegen Bordeaux einen Zähler auf dem Konto. SPOX zeigt, wie die Italiener spielen - und wie die Münchner sie schlagen können.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Vor dem Spitzenspiel der Bayern gegen Juventus Turin (20.30 Uhr im LIVE-TICKER und auf SKY) lautet die alles entscheidende Frage: Spielt Diego von Beginn an für Juve, oder nicht?

Der Brasilianer gab nach zweieinhalbwöchiger Pause wegen muskulärer Beschwerden am Sonntag sein Comeback, ist aber noch lange nicht da, wo er sein kann. Beginnt er, bietet Coach Ciro Ferrara sein klassisches 4-3-1-2 auf. Ohne Diego wird es auf ein 4-1-3-2 hinauslaufen.

So spielt Juve - alle Mannschaftsteile einzeln betrachtet

Tor:

Gianluigi Buffon - unbestrittener kann eine Nummer eins kaum sein. "Gigi nazionale" ist seit Saisonbeginn in bestechender Form und rettete sowohl Juve als auch den Azzurri bereits einige Punkte.

Nicht, dass er in der vergangenen Saison nicht auf Topniveau gewesen wäre: Seine Rückenprobleme haben ihn aber doch behindert. Jetzt sind sie weg und Buffon ist wieder in Topform. Unersetzbar.

Abwehr:

Die Bianconeri spielen mit der klassischen Viererkette. Durch den Ausfall von Rückkehrer Fabio Cannavaro bilden Giorgio Chiellini und Nicola Legrottaglie die Innenverteidigung.

Beide bringen viele Zentimeter und Kopfballstärke mit, die sie gerne auch bei Standardsituationen in der Offensive einbringen. Während Legrottaglie viel von seinem Stellungsspiel lebt, ist Chiellini ein antrittsschneller Beißer, der auch mal rigoros dazwischenhauen kann.

Links hinten ist Deutschland-Schreck Fabio Grosso gesetzt. Der 31-Jährige soll mit seinen Vorstößen bis zur Grundlinie die zwei Stürmer mit Flanken füttern und ist auch bei Freistößen aus dem Halbfeld eine gern gesehene Option.

Um den Platz rechts hinten balgen sich Zdenek Grygera und Jonathan Zebina. Beginnen wird wohl der Tscheche, Zebina könnte ihn im Lauf der Partie ersetzen und für mehr Schwung nach vorne sorgen. Denn das 4-3-1-2 lebt von offensivstarken Außenverteidigern.

Mittelfeld:

Seit Diego in Turin seine Künste zeigt, ist das Spiel auf ihn zugeschnitten. Er hat als Spielmacher hinter den Spitzen alle Freiheiten, ist aber auch deswegen so beliebt, weil er auch nach hinten arbeitet. Qualität gepaart mit Kampfgeist: Diego ist der ideale Kreativgeist für Juve, wo nicht nur Spielfreude und Kurzpassspiel, sondern auch Arbeiterqualitäten gefragt sind.

Vorschau: Bayern und die Angst vor Diego

Drei Mann halten dem Brasilianer den Rücken frei. Felipe Melo und Claudio Marchisio sind gesetzt, Mauro Camoranesi dürfte gegenüber dem Ex-Schalker Christian Poulsen die Nase vorn haben.

Melo gibt der Abwehr Stabilität und bringt auch vorne seine Kopfballstärke ein. Marchisio, der immer wieder mit Marco Tardelli verglichen wird, vereint ein Riesen-Laufpensum und Regisseur-Qualitäten und strotzt nach starken Wochen vor Selbstvertrauen. Camoranesi setzt mit seiner Technik und seinem Spielverständnis Akzente nach vorne.

Sollte Diego nicht von Beginn an spielen, wird Poulsen in die Stammelf aufrücken. Camoranesi wäre dann fürs Kreative zuständig und würde vom Flügel startend zwischen Angriff und Mittelfeld pendeln - so geschehen bereits vergangene Woche beim 2:2 in Genua.

Sturm:

Vincenzo Iaquinta ist der Mann der Stunde. Der Nationalstürmer ist mit vier Saisontoren Juves erfolgreichster Schütze der Saison und wurde am Sonntag gegen Bologna geschont. Der 30-Jährige geht lange Wege und ist mit Marchisio und Buffon am besten in Form.

Neben ihm wird wohl David Trezeguet beginnen. Der Franzose hat nach langer Verletzungspause seinen Torriecher wieder gefunden und dürfte den Brasilianer Amauri - der viel für das Team ackert, aber seit siebeneinhalb Monaten auf einen Treffer wartet - aus der Startformation verdrängen. Trezeguet ist der klassische Strafraumspieler, der komplett von seiner Mannschaft abhängig ist. Bekommt er brauchbare Bälle, ist er brandgefährlich.

Was müssen die Bayern tun?

Wer Franck Ribery und Arjen Robben hat, kann jeder Mannschaft Probleme bereiten. Und gegen Juve könnten sie besonders wertvoll sein. Das Zentrum der Italiener ist mit Melo, Marchisio und eventuell sogar Poulsen bei Juve gut geschützt. Deshalb müssen die Bayern das Spiel breit machen und auf die Flügel verlagern.

Das spielt van Gaal in die Karten, auf den Außenbahnen hat Bayern seine besten Spieler, die im Eins-gegen-Eins kaum zu halten sind. Grygera hat eine Verletzungspause hinter sich und muss von Ribery ständig beschäftigt werden. Der Tscheche kann den Speed von Ribery kaum mitgehen.

Robben trifft auf Grosso

Ähnlich sieht es auf der rechten Seite aus. Dort muss Robben seine Geschwindigkeitsvorteile gegenüber Grosso ausspielen. Der ist zwar enorm erfahren und gefährlich in seinen Vorstößen, in der Defensive aber verwundbar.

In der Innenverteidigung bringt Legrottaglie viel Erfahrung und ein gutes Stellungsspiel mit. Er ist aber nicht der Schnellste und etwas hüftsteif. Ziehen Ribery und Robben von außen zur Mitte und spielen dann in die Tiefe, können sie den 32-Jährigen in Schwierigkeiten bringen. Ein spritziger, dynamischer und wendiger Stürmer ist hier gefragt. Das spricht für einen Einsatz von Ivica Olic oder Miroslav Klose im Zentrum.

Tabellenrechner: Wer kommt ins Achtelfinale?

Tymoschtschuk muss Diego stoppen

Im Mittelfeld müssen die Bayern versuchen, das Aufbauspiel der Turiner über Melo, Marchisio und Diego so schnell wie möglich zu unterbinden. Auf Melo gezielt und punktuell Druck zu machen kann sich auch lohnen, denn der Brasilianer vertändelt gerne mal einen Ball und schafft so Raum für schnelle Konter.

Sollte Diego fit sein, kommt die Hauptaufgabe auf Tymoschtschuk zu. Der Ex-Bremer besitzt alle Freiheiten, lässt sich oft fallen und weicht auf die Flügel aus. Der Ukrainer muss den Mittelweg finden zwischen eng am Mann sein und den Raum nicht zu weit öffnen.

Pranjic ist gefordert

Ohne Diego ändern sich bei Juve das System und die Abläufe der Angriffe. Dann wird vor allem Camoranesi vom rechten Flügel die Offensive der Turiner ankurbeln. Besonders gefordert wäre dann Bayerns Linksverteidiger Pranjic.

In der Innenverteidigung ist vor allem die Robustheit von van Buyten und Badstuber gefragt. Egal, welches Pärchen bei Juve im Zentrum agiert, es kommen immer zwei Kanten auf die Bayern zu.

Mit diesem Problem müssen sich die Müncher auch bei Standards auseinandersetzen. Durch die beiden Stürmer, die beiden Innenverteidiger und Melo herrscht immer Alarm bei Freistößen und Ecken. Zumal Juve mit Diego, Grosso und Camoranesi drei hervorragende Freistoßschützen hat.

Bayerns Champions-League-Gruppe im Überblick