Xabi Alonso winkte ins Publikum und herzte seine Spieler. Nach dem versöhnlichen Abschluss eines komplizierten Fußball-Jahres sog der Coach von Bayer Leverkusen länger als üblich den Beifall der Fans auf - während die mitgereisten VfB-Anhänger versuchten, Interimscoach Michael Wimmer trotz ungewisser Zukunft mit Applaus aufzumuntern.
"Wir spielen jetzt einfach besseren Fußball. Gewinnen ist das beste Gefühl", sagte Jeremie Frimpong nach dem 2:0 (1:0) gegen Stuttgart, Leverkusens drittem Sieg in Folge und dem Schritt aus dem Tabellenkeller nach katastrophalem Saisonstart. Die Tore zum verdienten Erfolg erzielten Moussa Diaby (30.) und Jonathan Tah (82.), Sport-Geschäftsführer Simon Rolfes freute sich vor der langen Winterpause über die "defensive Stabilität" der Werkself.
Beim VfB stehen nach dem 17. Auswärtsspiel in Folge ohne Sieg indes wichtige Gespräche und Personalentscheidungen an. Diese kündigte Vorstandsboss Alexander Wehrle für die Zeit nach der am Montag beginnenden einwöchigen USA-Reise an, auch mit Sportdirektor Sven Mislintat werde bereits verhandelt. Wimmer habe in Gänze gesehen "einen guten Job" gemacht, sagte Wehrle bei Sky, der zudem seine geplant Katar-Reise zum WM-Eröffnungsspiel abgesagt hat: "Wir haben vereinbart, dass wir uns unabhängig vom Spielausgang nach der USA-Reise zusammensetzen und dann auch eine Entscheidung treffen."
"Wir wollen so hoch wie möglich in der Tabelle. Wir müssen sehr wach und aktiv sein", hatte Alonso vor der Partie gefordert. Doch vom glücklichen 2:1-Erfolg im Nachbarschaftsduell gegen den 1. FC Köln unter der Woche schienen anfangs nur die Fans zu zehren, die die Partie mit "Derbysieger"-Sprechchören begannen.
Bayer Leverkusen: Jonathan Tah sorgt für Entscheidung
Die Mannschaft tat sich indes schwer, die Stuttgarter Deckung zu knacken. Amine Adli hatte nach zehn Minuten die einzige Chance einer müden Anfangsphase, traf den Ball aus kurzer Distanz aber nicht richtig.
Mitte der ersten Hälfte aber drehte Bayer auf: Diaby prüfte VfB-Keeper Florian Müller zum ersten Mal und läutete eine Leverkusener Drangphase ein. Erneut Adli verzog wenig später freistehend knapp, ehe Diaby sich ganz stark gegen mehrere Gegenspieler durchsetzte und aus rund 17 Metern zur Führung traf. Sein Schuss wurde von Waldemar Anton noch abgefälscht.
Der VfB, der unter anderem auf Kapitän Wataru Endo (Kopfverletzung) verzichten musste, fand auch im Anschluss offensiv kaum statt. Folgerichtig ging es mit der verdienten Bayer-Führung in die Pause - auch weil Kerem Demirbay einen Freistoß knapp daneben zirkelte.
Im zweiten Abschnitt zeigte sich Stuttgart etwas aktiver, gefährlicher war aber weiter die Werkself. Frimpong (64.) sprang artistisch in eine Diaby-Flanke hinein, traf aber nur die Latte. Wenig später hatte VfB-Angreifer Tiago Tomas Glück, dass er für sein rüdes Einsteigen gegen Nadiem Amiri nur gelb sah. Nach einer Ecke sorgte dann Tah aus kurzer Distanz für die Entscheidung.
Bayer Leverkusen - VfB Stuttgart
Xabi Alonso (Trainer Bayer Leverkusen): "Das war heute ein gefährliches Spiel für uns nach dem emotionalen Sieg in Köln. Ich war ein bisschen nervös. Aber ich bin zufrieden mit der Leistung. Wir haben nicht den besten Fußball gespielt, aber hatten Kontrolle und haben das Spiel gearbeitet. Wir haben zuvor viel an den Standards gearbeitet und das hat beim zweiten Tor gut geklappt."
Michael Wimmer (Trainer VfB Stuttgart): "Ein verdienter Sieg für Leverkusen. Aber ich bin stolz, was die Mannschaft heute geleistet hat, denn uns sind vier wichtige Spieler ausgefallen. Im letzten Drittel waren wir nicht zielstrebig genug und haben keine wirkliche Torchance rausgespielt."
Bayer Leverkusen - VfB Stuttgart: Die Daten zum Spiel
Leverkusen: Hradecky - Tapsoba, Tah, Hincapie - Frimpong (90.+4 Fosu-Mensah), Palacios, Demirbay (90.+3 Azhil), Bakker - Diaby (87. Bellarabi), Amiri (87. Sinkgraven), Adli (59. Hlozek). - Trainer: Alonso
Stuttgart: Florian Müller - Anton, Zagadou, Ito - Vagnoman (67. Coulibaly), Ahamada, Karazor, Führich (85. Perea) - Millot (85. Ulrich), Tomas (67. Pfeiffer) - Guirassy. - Trainer: Wimmer
Schiedsrichter: Florian Badstübner (Nürnberg)
Tore: 1:0 Diaby (30.), 2:0 Tah (82.)
Gelbe Karten: Amiri (3), Hlozek - Zagadou, Führich (2), Tomas