Hertha BSC - SC Freiburg 1:2: Streichs Superjoker schießt Dardai und Co. noch tiefer in die Krise

SID
Gerade eingewechselt setzt sich Nils Petersen auf engstem Raum durch und trifft per Fallrückzieher zum Freiburger 2:1 in Berlin.
© getty

Hertha BSC steckt in der Fußball-Bundesliga wieder voll in der Krise. Gegen den SC Freiburg verloren die Berliner 1:2.

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Als die Spieler von Hertha BSC sich der Ostkurve näherten, schwollen die Pfiffe der enttäuschten Fans wieder an. Nach dem erneuten schweren Rückschlag war im Olympiastadion niemandem nach Applaus zu Mute - die Krise ist zurück.

"Eigentlich schade", meinte Trainer Pal Dardai nach dem 1:2 (0:1) seiner äußerst zahnlosen Berliner gegen den SC Freiburg bei Sky: "Wir haben unsere Chancen nicht gemacht und auf der anderen Seite zwei Tore bekommen."

Die Wiedergutmachung für die 0:6-Pleite bei RB Leipzig war misslungen, nach der fünften Niederlage im siebten Saisonspiel droht eine ungemütliche Länderspielpause. Er habe "immer einen Einjahresvertrag", sagte Dardai, er erfülle diesen Vertrag: "Wenn jemanden etwas stört, muss man das sagen." Die Mannschaft habe "vernünftig" gespielt.

Die Leistung sei "absolut in Ordnung" gewesen, betonte auch Geschäftsführer Fredi Bobic, "wir müssen schnell wieder aufstehen. Es wird nicht einfacher, aber es ist nicht so, dass wir jetzt in eine Panik verfallen." TV-Experte Lothar Matthäus berichtete derweil von einem angeblichen Treffen zwischen den Hertha-Boss und dem ehemaligen Borussia-Dortmund-Trainer Edin Terzic, der Dardai beerben könnte.

 

Freiburg nutzt Ecke zur Führung

Freiburgs Abwehrspieler Philipp Lienhardt (17.) und Nils Petersen (78.) hatten für die Gäste getroffen, die in der Liga ungeschlagen bleiben. Krzysztof Piatek (70.) hatte zwischenzeitlich für die Berliner ausgeglichen.

Nach dem Totalausfall von Leipzig am vergangenen Samstag übte Dardai unter der Woche das Abwehrverhalten von Grund auf. Personell setzte der Coach auf Kevin-Prince Boateng als einen von vier Neuen in der Startelf. Gemeinsam mit Kapitän Dedryck Boyata sollte er die Defensive stärken.

Das gelang zunächst ordentlich - und Hertha setzte auch offensiv erste Akzente. Serdar fing in der Freiburger Hälfte stark einen Pass von Lienhart ab und fand den wiedergenesenen Stevan Jovetic (7.), der frei vor dem Tor verstolperte. Kurz darauf prüfte der Stürmer (15.) Freiburgs Torwart Mark Flekken erstmals per direktem Freistoß.

Umso bitterer war der Rückstand zwei Minuten später. Freiburgs EM-Fahrer Christian Günter schlug eine Ecke auf Lienhardt, der sich gegen Selke durchsetzte und einköpfte. Hertha überließ den Gästen in der Folge den Ball und setzte auf Konter. Doch es fehlte offensiv an Spielkultur. Es brauchte Einzelaktionen, um gefährlich zu werden.

So schoss Marco Richter (27.) nach einem Abpraller von der Strafraumkante nur knapp am rechten Pfosten vorbei. Gegen Ende der ersten Halbzeit schlichen sich Fehler ins Aufbauspiel der Gastgeber, während Freiburg gepflegter aufspielte. Die Zuschauer im Olympiastadion schickten die Hertha-Profis mit einem gellenden Pfeifkonzert in die Kabine.

Die zweite Halbzeit begann für die Hertha gleich mit einem Schreck. Im eigenen Strafraum schoss Lucas Tousart bei einem Klärungsversuch Boyata an, doch Freiburgs Woo-Yeong Jeong (47.) brachte den Ball nicht an Torwart Alexander Schwolow vorbei. Mit dem ersten vernünftigen Spielzug glich Hertha aus, als Maximilian Mittelstädt nach Zuspiel von Serdar Piatek fand und dieser eiskalt vollstreckte. Doch Petersen schlug zurück.

Hertha BSC - SC Freiburg: Die Stimmen

Pal Dardai (Trainer Hertha BSC): "Ich finde, wir haben gut gestanden. Und ich kann mich nicht daran erinnern, dass der Gegner torgefährlich war. In der zweiten Halbzeit waren wir nicht offensiv eingestellt, sondern hatten mehr Raum. In der ersten Halbzeit haben wir es ohne Ball unter Kontrolle gehabt. Da kannst du keinen Hurra-Fußball bieten. In der zweiten Halbzeit war die Möglichkeit da, dass man das Spiel kippen kann. Wären die Standardgegentore nicht gewesen, würde man gerade Glückwunsch sagen, wie clever das war."

Christian Streich (Trainer SC Freiburg): "Es war nicht einfach. Hertha hat sich an die Mittellinie zurückgezogen, wenn sie den Ball verloren haben. Union spielt hier auch. Da war der Platz nicht so einfach zu bespielen. Da wollten wir Räume finden. Das haben wir teilweise gut gemacht, teilweise schlampig. Was sehr gut war, war heute wieder die Bereitschaft zum Anlaufen. Es war schwierig für Hertha, weil die vorne gelaufen sind wie die Salzmänner. Fußballerisch war es durchschnittlich."

Hertha BSC - SC Freiburg: Die Aufstellungen

Berlin: Schwolow - Stark, Boyata, Dardai (46. Piatek) - Kevin-Prince Boateng (58. Jastrzembski) - Richter (58. Ekkelenkamp), Serdar, Tousart, Plattenhardt - Selke (46. Pekarik), Jovetic (64. Mittelstädt). - Trainer: Dardai

Freiburg: Flekken - Gulde, Lienhart, Schlotterbeck - Kübler (84. Haberer), Maximilian Eggestein (62. Keitel), Höfler, Günter - Jeong (76. Sallai), Höler (76. Demirovic), Grifo (76. Petersen). - Trainer: Streich