Iraklis Metaxas klatschte auf der Bank des FC Augsburg jeden ab. Der Vertreter des erkrankt fehlenden Cheftrainers Heiko Herrlich hatte beim 0:0 beim VfL Wolfsburg seinen Job erledigt. Entsprechend erleichtert atmete der 53 Jahre alte Deutsch-Grieche durch, als der FCA durch die Fortsetzung seines erfolgreichen Starts in die Fußball-Bundesliga wieder auf Platz zwei geklettert war.
Der fehlende Boss verfolgte das Match am TV-Bildschirm und beglückwünschte Metaxas umgehend. "Er hat zum Punkt gratuliert", berichtete Metaxas am Sky-Mikrofon von einem Telefonat mit Herrlich direkt nach Spielende: "Wir haben das Spiel ähnlich gesehen und festgestellt, dass wir im Spiel wirklich die gleichen Ideen hatten."
Von einem besonderen Moment wollte der gebürtige Kölner trotz seiner ungewohnten Rolle an der Seitenlinie nichts wissen."Als Cheftrainer habe ich mich nicht gefühlt", sagte Metaxas auf der Pressekonferenz nüchtern und bilanzierte: "Inklusive Pokal haben wir jetzt viermal nicht verloren, das ist ein guter Start. Aufgrund unserer guten Defensivarbeit war das 0:0 ein gerechtfertigtes Ergebnis."
Für die Wolfsburger hingegen fühlte sich drei Tage nach dem Aus in der Europa-League-Qualifikation bei AEK Athen (1:2) die zweite Nullnummer in einem Bundesliga-Heimspiel nacheinander eher wie ein Punkteverlust an. "Ich bin mit der Leistung einverstanden, mit dem Ergebnis nicht", sagte VfL-Coach Oliver Glasner.
Wolfsburg - Augsburg: "Wir müssen torgefährlicher werden"
Seine Elf wirkte überspielt und müde. Auch weil der erste Saisonsieg weiter auf sich warten lässt, bedankten sich Glasners Spieler bei den 4632 Zuschauern - 6000 Besucher waren erlaubt - nur zaghaft.
"Wir mussten die Europa League erst einmal verdauen, aber ich bin mit der Reaktion, der Bereitschaft und dem Willen der Mannschaft gegen Augsburg absolut einverstanden. Wenn Du am Boden liegst, ist das Wichtigste, wieder aufzustehen, und das hat die Mannschaft gemacht", resümierte VfL-Sportdirektor Marcel Schäfer nach Abpfiff im Sky-Interview. Glasner bemängelte unterdessen konkret die mangelnde Chancenverwertung: "Wir müssen torgefährlicher werden."
Tatsächlich fehlte den Platzherren wie schon seit Wochen besonders im ersten Durchgang der Zug zum Tor. Die Angriffe wurden so gemächlich vorgetragen, dass sich der FCA immer wieder in der Defensive rechtzeitig formieren konnte.
Die einzige nennenswerte Torchance für den VfL vergab Torjäger Wout Weghorst (6.). Das vermeintliche Führungstor der Platzherren durch Josip Brekalo (26.) erkannte Schiedsrichter Felix Zwayer wegen einer im Kölner Videokeller festgestellten Abseitsposition nicht an. Dank ihrer Zweikampfstärke wirkten die Augsburger auch mit weniger Ballbesitz bei Gelegenheiten von Michael Gregoritsch (11.) und Florian Niederlechner (22.) gefährlicher.
Nach dem Wiederbeginn wirkten die Aktionen der Norddeutschen druckvoller. Admir Mehmedi kam im Strafraum zum Schuss (53.), doch FCA-Keeper Rafal Gikiewicz parierte reaktionsschnell zur Ecke. Metaxas reagierte auf die neue Spielentwicklung und wechselte gleich drei neue Akteure ein. Aber Wolfsburgs Druckphase hielt nicht lange an - und kam auch nicht wieder zurück, als Glasner Daniel Ginczek als zusätzlichen Stoßstürmer einwechselte.
VfL Wolfsburg - FC Augsburg: Die Aufstellungen
- VfL: Casteels - Lacroix, Guilavogui, Brooks - Paulo Otavio, Arnold, Schlager (63. Gerhardt), Roussillon (72. Baku) - Mehmedi (72. Ginczek), Brekalo - Weghorst
- FCA: Gikiewicz - Framberger, Gouweleeuw, Uduokhai, Iago - Hahn (57. Vargas), Khedira (72. Strobl), Gruezo (90. Oxford), Caligiuri - Gregoritsch (57. Jensen), Niederlechner (57. Finnbogason).
