1. FC Union Berlin - Borussia Dortmund 2:1: Trotz Moukoko-Treffer! BVB verliert durch zwei Standard-Gegentore

Von Tim Ursinus
Mats Hummels
© imago images/Bernd König

Borussia Dortmund hat im zweiten Spiel unter Trainer Edin Terzic mit 1:2 (0:0) bei Union Berlin an der Alten Förserterei verloren. Der Treffer von BVB-Wunderkind Youssoufa Moukoko zum zwischenzeitlichen Ausgleich bleibt abgesehen von seinem Eintrag in die Geschichtsbücher als jüngster Torschütze der Bundesliga ohne größere Bedeutung, da die Schwarzgelben wie schon bei der Niederlage gegen Köln zwei Gegentore nach Standards kassierten.

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Dortmunds Rückstand auf Spitzenreiter Bayer Levekusen, der am Samstag im Spitzenspiel auf den FC Bayern trifft, beträgt somit weiterhin sechs Punkte. Union Berlin steht mit nur einem Zähler weniger als der BVB (22) vorerst auf Rang fünf.

Bereits bei der 1:2-Niederlage gegen den 1. FC Köln am 9. Spieltag verlor der BVB durch zwei Standard-Gegentore (Awoniyi und Friedrich). "Es hat auch etwas damit zu tun, wie sehr man einen Sieg will", analysierte Mats Hummels die Anfälligkeit seines Teams bei ruhenden Bällen im Gespräch mit DAZN und schob nach: "Das ist für mich unbegreiflich, wie so etwas passieren kann. Wir hauen uns einfach selber in die Pfanne."

Es sei eine "Katastrophe", dass der BVB es seinen Gegnern bei Standards so einfach mache, wütete Hummels: "Dann verliert man in der Bundesliga zu häufig." Trotz der ersten Niederlage im zweiten Spiel von Terzic erkannte er aber bereits Fortschritte. "Wir haben auf jeden Fall mehr Spirit auf dem Platz und geben Gas." Besonders im Spiel mit dem Ball hapert es aber noch gewaltig bei den Borussen, wie auch Terzic hinterher feststellte: "Wir wollten viel häufiger das Spiel beschleunigen, es ist uns nicht gelungen, weil unsere Bewegungen nicht gut waren."

Als einziger Lichtblick der Partie bleibt der Treffer von Moukoko, der mit 16 Jahren und 28 Tagen somit zum jüngsten Torschützen der Bundesliga-Geschichte avancierte. "Es war sein bestes Spiel bisher", lobte Hummels das Talent: "Wir freuen uns natürlich für ihn, dass er getroffen hat. Aber wir haben verloren, das bringt uns wenig."

Union Berlin gegen Borussia Dortmund: Die Analyse

BVB-Interimstrainer Terzic nahm im Vergleich zu seinem 2:1-Debüt-Sieg in Bremen zwei Änderungen vor, um die konterstarken Unioner besser zu kontrollieren: Can ersetzte Bellingham und der deutlich defensiver orientierte Meunier begann für Morey.

Union, weiterhin ohne den verletzten Kruse, setzte auf ein etwas überraschend offensiv ausgelegtes 4-1-4-1 mit Awoniyi als einzige Spitze - und der Stürmer sorgte wie schon beim 1:1 gegen den FC Bayern kurz nach dem Anpfiff für Gefahr. Bereits nach 90 Sekunden hatte er das 1:0 auf dem Fuß und lief nach schönem Trimmel-Pass alleine auf Bürki zu, ehe ihm Hummels gerade noch so in die Parade fuhr. Nur wenige Minuten später scheiterte Awoniyi nach bösem Ballverlust von Meunier erneut völlig freistehend (17.).

Der BVB versuchte der unangenehmen Spielweise der Eisernen mit frühem Pressing etwas entgegenzusetzen, woraus auch die erste Chance der Dortmunder durch Sancho resultierte (10.). Bei eigenem Ballbesitz fehlte es ab der Mittellinie aber häufig an Bewegung gegen das frühe Stören der Berliner, weshalb besonders Akanji zu Fehlpässen gezwungen wurde.

Erst gegen Ende der ersten Hälfte fand der BVB mit guten Bällen in die Tiefe zu seinem Offensivspiel. Kurz vor dem Pausenpfiff verhinderte lediglich der Pfosten das Debüt-Tor von Moukoko, der zum zweiten Mal in Folge von Beginn an ran durfte.

Nach dem Seitenwechsel sorgte mal wieder eine Ecke von Standard-Experte Trimmel für die Führung von Union, die Prömel verlängerte und Awoniyi durch die Beine von Bürki ins Tor köpfte (57.). Die direkte Antwort des BVB ließ allerdings nur drei Minuten auf sich warten. Nach schönem Pass von Guerreiro wuchtete Moukoko den Ball über den chancenlosen Luthe in die Maschen und trug sich somit als jüngster Bundesliga-Torschütze in die Geschichtsbücher ein.

Nach dem Ausgleich drängte die Borussia angeführt von Moukoko, der beflügelt von seinem Treffer vor Selbstbewusstsein strotzte, auf die drei Punkte. Den Siegtreffer zum 2:1 erzielte hingegen Union abermals nach einer Ecke durch Friedrich (78.). Ein weiteres Aufbäumen des BVB blieb auch aufgrund von Müdigkeit aus.

1. FC Union Berlin gegen Borussia Dortmund: Die Aufstellungen

  • FCU: Luthe - Trimmel (72. Ryerson), Friedrich, Knoche, Lenz - Prömel - Becker, Griesbeck, Teuchert (85. Gießelmann), Bülter (66. Endo) - Awoniyi (85. Gogia).
  • BVB: Bürki - Meunier (80. Morey), Akanji (85. Schulz), Hummels, Guerreiro - Witsel, Can (80. Bellingham) - Sancho, Reus (72. Brandt), Reyna - Moukoko

1. FC Union Berlin gegen Borussia Dortmund: Die Stimmen

Urs Fischer (Trainer Union Berlin): "Heute war es eine Willensleistung. Es war unsere erste englische Woche, alle drei Tage ein Spiel. Da musst du erst einmal in den Rhythmus kommen. Die Mannschaft hat wirklich alles rausgehauen, sehr leidenschaftlich verteidigt am Schluss und nicht unverdient gewonnen. Natürlich trainieren wir Standards, Standards entscheiden Spiele."

Edin Terzic (Trainer Borussia Dortmund): "Wir wollten viel häufiger das Spiel beschleunigen, es ist uns nicht gelungen, weil unsere Bewegungen nicht gut waren. Wir wussten von der Standardstärke und haben es explizit angesprochen. Es fällt uns gerade nicht leicht, wir sind nicht in diese richtigen Positionen gekommen und waren zu hektisch. Es war deutlich zu leicht für Union, es zu verteidigen. Das müssen wir verbessern. Die Tabelle ist jetzt nicht unser Thema, darum können wir uns erst im Jahr 2021 kümmern."

Mats Hummels (Borussia Dortmund) über ...

... die Schwäche bei Standards: "Die Standards sind es ganz klar. Es hat auch etwas damit zu tun, wie sehr man einen Sieg will. Schon gegen Köln haben wir wegen zwei Standards verloren. Das ist für mich unbegreiflich, wie so etwas passieren kann. Wir hauen uns einfach selber in die Pfanne. Wir sind selbst verantwortlich für unsere Niederlagen. Dass der beste Kopfballspieler der gegnerischen Mannschaft völlig frei ohne Gegenspieler im Zentrum steht, ist unverzeihbar."

... die zweite Niederlage aufgrund von Standards: "Wir haben jetzt zwei der letzten fünf Spiele durch Standards verloren und das ist eine Katastrophe. Wir können es dem Gegner nicht so einfach machen, weil dann verliert man in der Bundesliga zu häufig."

... den Unterschied zwischen Terzic und Favre: "Wir haben auf jeden Fall mehr Spirit auf dem Platz und geben Gas, machen aber noch nicht alles richtig. Wir haben immer noch Kinderkrankheiten. Wir machen uns die Räume zu eng, müssen viel mehr in die Tiefe gehen und dann können wir auch das Spiel von hinten besser eröffnen."

... Moukoko: "Er hat viele gute Sachen gemacht. Es war sein bestes Spiel bisher. Es ist fast schon ein bisschen beruhigend, dass er auch ein bisschen Anlaufzeit braucht mit 16 Jahren und nicht jeden Bundesliga-Verteidiger austanzt. Wir freuen uns natürlich für ihn, dass er getroffen hat. Aber wir haben verloren, das bringt uns wenig."

Roman Bürki (Torhüter Borussia Dortmund) über ...

... die Standard-Gegentore: "Es war alles zugeteilt. Jeder Spieler hatte einen Gegenspieler. Beim zweiten Tor war es einfach eine Unachtsamkeit, es kann nicht sein, dass der Mann so alleine ist. Es ist enorm bitter, weil wir das auch angesprochen haben. Wir waren aber auch zu harmlos in der Offensive, vor allem kurz vor Schluss, als wir noch ein Tor gebraucht haben."

... die Auswirkungen des Trainerwechsels: "Es ist enorm viel Stimmung im Spiel, während des Spiels und auch in der Kabine. Das ist was Neues und ich glaube auch, dass viele Spieler sowas brauchen, dass ihnen jemand Feuer unter den Hintern macht. Und das macht Edin ganz gut."

Die Daten des Spiels 1. FC Union Berlin gegen Borussia Dortmund

  • Tore: 1:0 Awoniyi (57.), 1:1 Moukoko (60.), 2:1 Friedrich (78.)
  • Jadon Sancho hatte alleine vor Spielbeginn (30) beinahe so viele Bundesliga-Tore wie der gesamte Kader der Eisernen (33).
  • Union bleibt das Bundesligateam mit den wenigsten Gegentoren in den ersten 30 Minuten (1) in der laufenden Saison.
  • Nur Augsburg (0) schoss in den ersten 30 Minuten weniger Tore als der BVB (1).
  • Moukoko ist durch seinen Treffer der jüngste Torschütze der Bundesliga-Geschichte (16 Jahre und 28 Tage).
  • Guerreiro baut seinen eigenen Rekord aus mit dem fünften Bundesligaspiel in Folge mit zumindest einer Torbeteiligung.
  • Union Berlin erzielte das neunte Kopfballtor der Saison - Bundesliga-Topwert.

Der Star des Spiels: Marvin Friedrich (Union Berlin)

Ließ sich in der Defensive mit einer guten Zweikampfquote von über 75 Prozent nur wenig zuschulden kommen und sorgte in der 78. Minute für den Siegtreffer nach einer Ecke von Teuchert. Es war bereits sein vierter Saisontreffer - alle per Kopf.

Der Flop des Spiels: Jadon Sancho (Borussia Dortmund)

Der englische Nationalspieler kommt einfach nicht in Tritt! Sancho fehlte es zu oft an Klarheit in seinen Aktionen. Zudem auffallend unkonzentriert bei seinen Pässen und Abschlüssen. Immerhin: Der Flügelstürmer machte viele Wege und schaffte somit Räume.

Der Schiedsrichter: Harm Osmers

Gleich nach 90 Sekunden mit einer Fehlentscheidung, als bei Awoniyis Abschluss zu Unrecht auf Abseits entschieden wurde. In einer insgesamt fair geführten Partie aber anschließend ohne Probleme. Agierte darüber hinaus wie gewohnt mit viel Ruhe.