Borussia Mönchengladbach - Bayer 04 Leverkusen 1:3: Kai Havertz setzt Superlauf fort und entscheidet Derby

SID
Leverkusens Kai Havertz erzielte in Gladbach seine Saisontore neun und zehn.
© imago images

Zweites Geisterspiel, zweiter Doppelpack: Dank Shootingstar Kai Havertz hat Bayer Leverkusen erstmals seit September einen direkten Champions-League-Platz erobert. Die Werkself zog durch ein verdientes 3:1 (1:0) im Verfolgerduell bei Borussia Mönchengladbach an dem Westrivalen vorbei und darf als vorläufig Dritter sogar nach ganz oben schielen.

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Der überragende Havertz sorgte mit seinem Blitz-Tor (7.) und einem verwandelten Foulelfmeter nach Videobeweis (58.) für Leverkusens achten Sieg im zehnten Rückrundenspiel. Sven Bender (81.) erzielte den dritten Bayer-Treffer. Marcus Thuram (52.) traf zum zwischenzeitlichen Ausgleich. Der 20-Jährige, der kurz vor der Pause zudem die Latte traf, hatte schon am Montag in Bremen mit einem Doppelpack überragt. Acht seiner jetzt zehn Saisontore markierte der Nationalspieler nach der Winterpause.

"Es war ein Topspiel, in dem wir alles raushauen mussten. Der Sieg war verdient", bekannte Havertz, der allerdings zu seiner Zukunft nichts Konkretes sagen wollte: "Ich äußere mich nach solchen Spielen nicht dazu. Ich werde am Ende der Saison meine Entscheidung treffen, bis dahin haben wir noch einige Spiele. Ich möchte natürlich immer Champions League spielen, das ist mein Ziel. Deshalb bin ich Leverkusen dankbar."

Borussias Torhüter Yann Sommer haderte mit dem Strafstoß von Havertz, denn mit den Fingerspitzen war er am Ball, konnte ihn aber nicht parieren. "Schade, ich hätte ihn gerne gehalten", sagte er bei Sky. "Leverkusen war einen Ticken effektiver", resümierte Gladbachs Stefan Lainer, der im Kampf um einen Champions-League-Rang "von drei verlorenen Punkten" sprach, die "schon weh tun". Einziger schwacher Trost waren für Lainer die Pappkameraden: "Das schaut schon super aus und gibt eine gewisse Atmosphäre."

Borussia Mönchengladbach - Bayer Leverkusen: Die Stimmen zum Spiel

Marco Rose (Trainer Borussia Mönchengladbach): "Das war heute ein Spitzenspiel, wir haben verloren, und das ist natürlich sehr bitter. Wir hatten uns viel vorgenommen. In der ersten Halbzeit war Leverkusen besser, hatte mehr Zugriff. Wir haben dann zur Pause umgestellt und sind sehr gut in die zweite Halbzeit gekommen. Nach dem 1:1 hatten wir die Chance auf das 2:1, als Thuram gestört wird. Im direkten Gegenzug gab es dann den Elfmeter. Das war in der Summe ein bisschen der Knackpunkt. Der Elfmeter war regeltechnisch in Ordnung, aber man kann sicher darüber diskutieren."

Peter Bosz (Trainer Bayer Leverkusen): "Wir wussten, dass das ein wichtiges Spiel um die Champions-League-Plätze wird. Das haben wir von Anfang an gezeigt. Vor allem in der ersten Halbzeit haben wir sehr gut nach vorne gespielt. Die zweite war schwieriger, aber insgesamt war das eine gute Leistung. Kai Havertz hat ein bisschen besser gespielt als gegen Bremen. Aber es geht nicht um Kai. Wir als Bayer 04 haben eine Topleistung gebracht, und Kai war einer davon. Da waren noch 13 andere, die genauso gut gespielt haben wie Kai."

Havertz nicht zu stoppen - Embolo verletzt ausgewechselt

In der temporeichen Begegnung überzeugte das Team von Trainer Peter Bosz vor allem offensiv mit schnellem, druckvollem Spiel, Gladbach lief vor allem vor der Pause nur hinterher - so auch gleich zu Beginn, als Havertz nach Zuspiel von Karim Bellarabi flach ins lange Eck traf. Gladbach-Coach Rose hatte vor dem Spiel noch vor den "außergewöhnlichen Qualitäten" des Nationalspielers gewarnt - vergeblich.

Havertz blieb auch in der Folge brandgefährlich, Gegenspieler Rami Bensebaini bekam den 20-Jährigen kaum in den Griff. Das Bild blieb daher gleich: Während Gladbach kein Durchkommen fand und zudem Breel Embolo nach einem Zweikampf mit Havertz früh auswechseln musste, ließ Bayer munter den Ball zirkulieren.

Entsprechend angefressen wirkte Rose, der erstmals in der Bundesliga eine unveränderte Elf auf den Rasen geschickt hatte. Sein Gegenüber Bosz ließ dagegen das 17 Jahre alte Toptalent Florian Wirtz diesmal auf der Bank, am Spielfluss änderte das aber nicht viel. Kurz vor der Pause traf Havertz die Latte (45.), beim Nachschuss von Demirbay rettete Elvedi spektakulär mit der Fußspitze.

Elvedi macht Thurams Ausgleich zunichte

Gladbach kam zwar gut aus der Pause, als Thuram mit einer Direktabnahme sein achtes Saisontor erzielte. Doch der Ausgleich hielt nicht lange: Schiedsrichter Sören Storks wertete einen Einsatz von Elvedi gegen Bellarabi nach Ansicht der TV-Bilder als elfmeterreif, Havertz traf mit etwas Glück vom Punkt zum 2:1.

Für einen Hauch von Bundesliga-Atmosphäre sorgten die exakt 12.993 lebensgroßen Fan-Pappfiguren auf den Tribünen, darunter auch sechs Bayer-Fans im Gästeblock. "Stumme Mienen. Für Borussia, gegen Geisterspiele" war auf einem Spruchband zu lesen, zudem "Pappen-Mahnmal. Fußball ohne Fans ist nichts".

Auch Borussias Mannschaft und Trainer, der aktuelle Vorstand, das Meisterteam von 1970 und sogar SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hatten bei der Aktion mitgemacht.

Borussia Mönchengladbach - Bayer Leverkusen: Die Aufstellungen

Mönchengladbach: Sommer - Lainer, Ginter, Elvedi, Bensebaini - Neuhaus, Strobl (76. Benes) - Hofmann, Embolo (12. Stindl), Thuram (78. Wendt) - Plea. - Trainer: Rose

Leverkusen: Hradecky - Tapsoba, Sven Bender, Dragovic (81. Baumgartlinger) - Weiser, Aranguiz, Demirbay, Sinkgraven - Bellarabi (66. Bailey), Havertz, Diaby. - Trainer: Bosz

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