FC Bayern - RB Leipzig 0:0: Titelkampf bleibt spannend - Werner: "Hätten gewinnen können"

Von Martin Volkmar, Dennis Melzer
Timo Werner vergab die beste Chance für RB Leipzig völlig frei vor Manuel Neuer.
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Der FC Bayern hat die große Chance verpasst, sich im Kampf um die deutsche Meisterschaft von Verfolger RB Leipzig abzusetzen. Die Münchner kamen im Spitzenspiel vor 75.000 Zuschauern nicht über ein insgesamt leistungsgerechtes 0:0 gegen die Sachsen hinaus und konnten ihren Vorsprung nicht weiter ausbauen.

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Damit hat der deutsche Rekordmeister nach dem 21. Spieltag mit 43 Punkten weiter einen Zähler Vorsprung auf den Herbstmeister aus Leipzig, der im vierten Gastspiel in München erstmals keine Niederlage kassierte. Allerdings bauten die Bayern nach der Pause wie schon zuletzt gegen Mainz und Hoffenheim deutlich ab, so dass die Gäste bei einer besseren Chancenverwertung sogar als Sieger vom Platz hätten gehen können. Hinter Leipzig folgen Borussia Dortmund und Borussia Mönchengladbach mit jeweils 39 Punkten, die Fohlen haben aber aufgrund des verschobenen Derbys gegen Köln ein Spiel weniger absolviert.

"Am Anfang schien es eine Frage der Zeit, wann wir ein Gegentor kriegen. Aber in der zweiten Halbzeit waren wir die bessere Mannschaft und hätten das Spiel gewinnen können", sagte Timo Werner nach dem Spiel bei Sky, der sich vor allem über seine vergebene Großchance ärgerte: "Keine Frage, die muss ich reinmachen." Dennoch verließen die Leipziger nach zuvor drei sieglosen Pflichtspielen deutlich zufriedener die Allianz Arena als die Bayern, bei denen einige Spieler wie Robert Lewandowski kommentarlos das Weite suchten.

Auch Thomas Müller war die Unzufriedenheit anzumerken. "Wir hatten nicht diese Energie, diesen absoluten Siegeswillen", erklärte der Mittelfeldspieler. "Das Problem war, dass beide Mannschaften mit diesem 0:0 irgendwie leben konnten. Ab der 70. Minute wollte kein Team mehr dieses absolute Risiko gehen. Wir haben das Spiel bewusst langsam gemacht, uns damit aber auch unserer Stärken beraubt."

Müller äußerte sich zudem zur Aussage von Joachim Löw, wonach seine Chancen auf eine EM-Teilnahme "relativ gering" seien. "Wenn ich ganz ehrlich sein soll, interessiert mich diese EM aktuell überhaupt nicht", betonte der 30-Jährige.

FC Bayern - RB Leipzig: Die Stimmen

Hansi Flick (Trainer Bayern München): "Das 0:0 ist am Ende gerecht. Die erste Halbzeit hat mir sehr gut gefallen von meiner Mannschaft, besonders mit den ersten 25 Minuten war ich sehr zufrieden. Danach ist uns etwas die Seriosität abhandengekommen, wir hatten auch Glück. Es ist ein harter Weg, dieses Jahr Meister zu werden. Das ist ja das, was alle wollen, dass eine spannende Meisterschaft gespielt wird und ich glaube, dass wir dem in diesem Jahr auch gerecht werden."

Joshua Kimmich (FC Bayern München): "Wir müssen heute mit dem Unentschieden leben. Wir konnten es in der zweiten Halbzeit nicht immer spielerisch lösen."

Hasan Salihamidzic (Sportdirektor FC Bayern): "In den ersten 25 Minuten war es ein gutes Spiel von uns. In der zweiten Halbzeit haben wir uns dann schwer getan. Insgesamt haben wir an diesem Spieltag einen Punkt auf Borussia Dortmund gewonnen. Aber es sind noch 13 Spiele. Wir müssen unsere Spiele gewinnen, alles andere interessiert uns nicht."

Julian Nagelsmann (Trainer RB Leipzig): "Ich bin mit unserem Auftritt grundsätzlich zufrieden. Wir waren mutig, haben hoch verteidigt und hatten einen guten Zugriff auf die Partie. In der zweiten Hälfte hatten wir die deutlich klareren Chancen und hätten die Partie sogar gewinnen können. Wir hatte insgesamt fünf sehr gute Chancen, ich glaube nicht viele Mannschaften erspielen sich hier diese Hülle und Fülle an Chancen."

Timo Werner (RB Leipzig): "Ich denke, gerade nach der Winterpause haben wir zu viele Dinge in unseren Köpfen gehabt, die nicht viel Fußball zu tun haben. Als Titelanwärter Nummer Eins gehandelt zu werden, hat uns vielleicht nicht gutgetan."

Hier geht es zu den weiteren Stimmen des Spiels.

FC Bayern - RB Leipzig: Die Analyse

Die Bayern übernahmen von Beginn an das Kommando und hatten nach 15 Minuten mehr als 80 Prozent Ballbesitz. Doch mehr als eine gute Chance durch Thiagos Schuss von der Strafraumgrenze, den Gulacsi übers Tor lenkte, sprang nicht heraus (5.).

Die Gäste verloren zwar in der Vorwärtsbewegung meist schnell die Bälle, standen in der Defensive aber sehr tief und gut organisiert. Was freilich auch daran lag, dass Bayern trotz klarer Dominanz zu wenig Tempo im Spiel hatte und die wenigen Freiräume nicht nutzte. So kam Davies dank seiner Schnelligkeit mehrfach in aussichtsreiche Position, brachte aber fast keine Flanke an den Mann. Da Upamecano kurz vor der Pause in letzter Sekunde gegen Lewandowski klären konnte (39.), ging es torlos in die Halbzeit.

Nagelsmanns Ansprache muss sein Team gehörig wachgemacht haben, denn die Sachsen kamen wie verwandelt aus der Kabine und hatten gleich zweimal die Führung auf dem Fuß: Zunächst schoss Sabitzer freistehend übers Tor (46.), dann hatte Werner nach einem Boateng-Querschläger Neuer schon ausgespielt, doch Alaba blockte seinen Schuss aufs leere Tor gerade noch ab (49.).

Fünf Minuten später hatte sich Lewandowski, der zuvor von Upamecano von den Beinen geholt worden war, den Ball schon auf den Elfmeterpunkt gelegt, als der Video-Assistent die Entscheidung wegen Abseits korrekterweise rückgängig machte. Ansonsten aber waren die Leipziger plötzlich die gefährlichere Mannschaft, die nach Ballgewinnen vor allem über Nkunku, der Boateng mehrfach davonlief, immer wieder schnell konterten. Doch nach einer seiner Hereingaben vergab Werner freistehend die nächste Riesenchance (63.).

Flick reagierte und sorgte mit dem Wechsel von Boateng gegen Hernandez, der nach seiner Sprunggelenksverletzung Ende Oktober sein Comeback feierte, für etwas mehr defensive Sicherheit. Und vorne hatte Goretzka nach 79 Minuten die Chance zum Lucky Punch, scheiterte aber ebenfalls freistehend aus 15 Metern an Gulacsi. So blieb es trotz der wesentlich spannenderen zweiten Hälfte beim verdienten Unentschieden.

FC Bayern - RB Leipzig: Die Aufstellungen

Bayern: Neuer - Pavard, Boateng (67. Hernandez), Alaba, Davies - Kimmich, Thiago - Müller, Goretzka (85. Coman), Gnabry (60. Coutinho) - Lewandowski. - Trainer: Flick.

Leipzig: Gulacsi - Klostermann, Upamecano, Halstenberg - Adams, Laimer, Sabitzer, Angelino - Nkunku (82. Lookman), Olmo (69. Schick), Werner. - Trainer: Nagelsmann.

Die Daten des Spiels FC Bayern - RB Leipzig

  • Alaba absolvierte sein 366. Pflichtspiel für den FCB und zog damit an Sportdirektor Salihamidzic vorbei.
  • Leipzig holte im vierten Bundesligaspiel in München nach zuvor drei Niederlagen erstmals einen Punkt, bleibt aber weiter ohne Treffer in der Allianz Arena.
  • Bayerns Siegesserie nach zuletzt sechs Bundesliga-Erfolgen hintereinander ist somit gerissen. RB wiederum ist nun seit drei Partien in der Liga ohne Sieg.
  • Konrad Laimer bestritt mit Abstand die meisten Zweikämpfe aller Spieler (42) und lief bei RB am meisten (12,3 Kilometer, wie Sabitzer).

Der Star des Spiels: Dayot Upamecano (RB Leipzig)

Der Franzose wirkte zuletzt überspielt und erlaubte sich in den vergangenen Spielen ungewohnt viele Ballverluste. Am Sonntag aber zeigte der Abwehrchef eine bärenstarke Leistung, gewann fast 80 Prozent seiner Zweikämpfe und antizipierte viele Bälle herausragend. Hatte Lewandowski weitgehend im Griff - bis auf sein Foul im Strafraum, der fällige Elfmeter wurde wegen Abseits des Polen aber zurückgenommen. Das Glück des Tüchtigen.

Der Flop des Spiels: Serge Gnabry (Bayern München)

Der Nationalspieler ist derzeit weit von seiner Topform entfernt. Gnabry konnte sich kaum einmal im Eins-gegen-Eins durchsetzen und sorgte auch ansonsten nicht für Gefahr. Gewann nur 22 Prozent seiner direkten Duelle und wurde schon nach einer Stunde durch Coutinho ersetzt.

Der Schiedsrichter: Marco Fritz

Der Unparteiische aus Korb zeigte sich dem Spitzenspiel gewachsen und war nahezu immer auf Ballhöhe, wobei ihm die insgesamt faire Partie natürlich entgegenkam. Und als das Schiedsrichter-Gespann Lewandowskis deutliche Abseitsstellung vor dem Foul von Upamecano übersah, ließ er sich richtigerweise vom Kölner Keller überstimmen und nahm die Strafstoß-Entscheidung zurück.

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