SCP-Trainer Baumgart mit Schiedsrichterfrust: Paderborn fühlt sich als "Pissverein" 2.0

SID
Baumgart bei der Pleite gegen Wolfsburg.
© Getty

Aufsteiger SC Paderborn und vor allem Trainer Steffen Baumgart verzweifeln zunehmend an den Schiedsrichtern. Der Tabellenletzte fühlt sich in engen Situationen benachteiligt.

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Für Steffen Baumgart steht der Klub immer über allem, doch am Sonntagabend war der Schiri-Frust des Paderborner Trainers größer als seine Vernunft. "Ich entschuldige mich bei meinem Verein, weil ich ihm hier schade. Ich sollte die Klappe halten, aber das will und kann ich nicht", sagte Baumgart nach dem 2:4 (1:2) gegen den VfL Wolfsburg und ging in die Vollen: "Es wird mit zweierlei Maß gemessen. Das ärgert mich."

Aufsteiger SC Paderborn verpasste den erstmaligen Sprung auf einen Nichtabstiegsplatz seit dem Hinspiel im August, das war bitter genug. Doch Baumgart wühlten vor allem die Umstände der Niederlage auf. Der 48-Jährige sprach von "unsachlicher Bewertung" durch die Schiedsrichter - nicht nur, aber eben auch in diesem Spiel.

Baumgart vermisst Gleichberechtigung von Schiedsrichtern

"Wolfsburg ist der verdiente Sieger, wir haben Fehler gemacht", erklärte Baumgart und fügte vielsagend an: "Man kann ein Spiel aber schon in gewisse Richtungen schieben." Sein Appell: Die Schiedsrichter sollten "jeden Verein und jede Person gleich bewerten."

Genau das geschah aus seiner Sicht nicht. Die Rote Karte gegen SCP-Verteidiger Gerrit Holtmann (33.) wegen eines Wischers an die Schulter von Renato Steffen müsse man "so hinnehmen", erklärte Baumgart. Andererseits brachte ihn die Bewertung eines groben Fouls des bereits verwarnten Wolfsburger Kapitäns Joshua Guilavogui an Sebastian Vasiliadis in Rage: "Der trifft ihn mit offener Sohle und wird ermahnt. Ich würde jede Wette eingehen, dass mein Spieler Klaus Gjasula für dieses Foul Gelb bekommen hätte."

Der Ärger über die engen Schiedsrichterentscheidungen zieht sich bei den Ostwestfalen wie ein roter Faden durch die Saison. "Wir sind der Underdog, mit dem man es machen kann", kommentierte Abwehrroutinier Uwe Hünemeier voller Frust.

Gerrit Holtmann wird nach seinem Platzverweis von Daniel Ginczek getröstet.
© getty
Gerrit Holtmann wird nach seinem Platzverweis von Daniel Ginczek getröstet.

Paderborn vergleichbar mit "Pissverein" Braunschweig

Der Ton der Paderborner erinnert stark an das Hadern von Eintracht Braunschweig in der Saison 2013/14. Die Niedersachsen waren seinerzeit ebenfalls der große Außenseiter, verloren Spiele auch durch diskutable Schiedsrichterentscheidungen und stiegen ab. Trainer Torsten Lieberknecht platzte damals im Saisonverlauf der Kragen: "Du bist dieser kleine Pissverein, der auch bei den Schiedsrichtern nicht die Wahrnehmung hat. 50:50-Entscheidungen fallen immer für den Großen aus."

Sachlicher in der Wortwahl, aber ähnlich in der Botschaft äußerte sich am Sonntag Paderborns Sportchef Martin Przondziono: "Ein großer Verein bekommt so eine Rote Karte eher nicht."

In Gleichzahl war Paderborn durchaus ebenbürtig. Ben Zolinski (22.) hatte vor 13.926 Zuschauern für die Führung gesorgt, Vasiliadis mit seinem Anschlusstreffer zum 2:3 in der 72. Minute noch einmal Hoffnungen auf zumindest einen Punkt geweckt. Doch Wolfsburg, das durch Robin Knoche (26.), Daniel Ginczek (40., 60.) und Maximilian Arnold (76.) zu seinen Toren kam, war insgesamt cleverer.

Baumgart, der bei seiner nächsten Gelben Karte ein Spiel aussetzen muss, hielt sich auf der Bank noch im Zaum. Nach Abpfiff aber musste der Frust gegen Schiedsrichter Patrick Ittrich raus. Ob seine Unmutsäußerungen die Chancen auf den Klassenerhalt erhöhen? Baumgart hat die Antwort wohl selbst gegeben.

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