FC Schalke 04 - Borussia Dortmund 1:2: Sancho entscheidet Revierderby

Jadon Sancho widmete sein Tor gegen Schalke seiner verstorbenen Großmutter.
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Borussia Dortmund hat das 93. Bundesliga-Revierderby beim Erzrivalen Schalke 04 mit 2:1 (1:0) für sich entschieden und seine Spitzenposition weiter gefestigt. Jadon Sancho avancierte zum Matchwinner, nachdem Daniel Caligiuri die BVB-Führung durch Thomas Delaney egalisiert hatte. Der 18-jährige Engländer widmete sein Siegtor seiner verstorbenen Großmutter.

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Schalke-Coach Tedesco nahm im Vergleich zum Remis in Hoffenheim (1:1) zwei personelle Veränderungen vor: Harit und McKennie begannen für Serdar (Bank) und Wright (nicht im Kader).

McKennie, eigentlich im zentralen Mittelfeld beheimatet, rückte aufgrund der vielen verletzten Angreifer notgedrungen in die Spitze neben Burgstaller. Harit bildete mit Rudy, Schöpf und Bentaleb das zumeist als Raute formierte Vierer-Mittelfeld.

BVB-Trainer Favre konnte im Gegensatz zu seinem Gegenüber fast aus dem Vollen schöpfen. Auch er tauschte nach dem Sieg gegen Freiburg (2:0) zwei Mal: Akanji startete für Zagadou (Fuß gestaucht), Alcacer verdrängte zunächst Götze auf die Bank.

BVB gallig und zielstrebig

An der favre'schen Grundausrichtung, dem 4-3-3, änderte sich dadurch ebenso wenig wie an dem Selbstvertrauen des Tabellenführers. Die Dortmunder gingen unbeeindruckt von den Pfiffen der über 60.000 S04-Fans ins Spiel, präsentierten sich gallig und zielstrebig.

Vor allem Delaney. Nach einem Reus-Freistoß aus dem Halbfeld in der 7. Minute kochte der Mittelfeldspieler problemlos McKennie und Sane ab und drückte die Kugel per Kopf über die Linie.

Die Hausherren brauchten Zeit, um sich von diesem zu einfachen Gegentreffer zu erholen. Harit, Bentaleb und Co. gelang es zwar, den Ball in den eigenen Reihen zirkulieren zu lassen, Chancen spielte sich die Tedesco-Elf aber kaum heraus.

Caligiuri verwandelt Elfer - Sancho antwortet

Die größte Schalker Gelegenheit in Hälfte eins hatte Burgstaller, der nach einer Ecke in der 28. Minute völlig frei vor dem BVB-Gehäuse zum Abschluss kam, jedoch an Bürki scheiterte. Kurz darauf musste der Stürmer verletzt vom Feld und vergrößerte Tedescos Personalsorgen.

Ohne den letzten etatmäßigen Stürmer erspielte sich Königsblau in Durchgang zwei keine großen Chancen. Schwarz-Gelb aber auch nicht. Das Derby lebte - wie so oft - von Spannung und körperlicher Härte.

Diese körperliche Härte kam den Gastgebern nach einer guten Stunde zugute, als Reus Harit auf den Fuß stieg und Referee Siebert nach Rücksprache mit seinem Videoassistenten auf Strafstoß entschied. Caligiuri verwandelte sicher.

Sancho widmet Siegtor Großmutter

Die Schalker Freude währte aber nicht einmal eine Viertelstunde. Sancho überwand Fährmann nach tollem Zusammenspiel mit dem eingewechselten Guerreiro und sicherte dem BVB so den nächsten Dreier.

"Das Tor war für meine Großmutter, sie ist vor kurzem gestorben", sagte Sancho nach dem Abpfiff. Der Engländer war wegen des Todesfalls nach London geflogen und erst am Tag vor dem Derby zurückgekehrt.

"Er wollte unbedingt spielen", berichtete Favre. Sportdirektor Zorc zog "den Hut vor einer Ausnahmeleistung".

Die Daten des Spiels FC Schalke 04 gegen Borussia Dortmund

  • Tore: 0:1 Delaney (7.), 1:1 Caligiuri (61./FE), 1:2 Sancho (74.)
  • Delaneys Treffer in der 7. Minute war der schnellste in einem Revierderby seit 1999, als Nijhuis nach drei Minuten für die Borussia traf.
  • Mit Favre saß im vierten Revierderby in Folge ein anderer Trainer auf der Dortmunder Trainerbank (zuvor Tuchel, Bosz und Stöger) - das hatte es zuletzt Ende der 1970er Jahre (Rehhagel, Rühl, Maslo und Lattek) gegeben.
  • Reus bestritt sein 150. Bundesliga-Spiel für den BVB.

Der Star des Spiels: Jadon Sancho (Borussia Dortmund)

Dortmunds Derby-Held mit gerade einmal 18 Jahren. Erzielte nicht nur den viel umjubelten Siegtreffer, sondern erwies sich mit seinen Dribblings als ständiger Unruheherd für die Schalker. Auffälligster Offensivspieler. Ebenfalls stark: die Dortmunder Doppelsechs Delaney-Witsel. Witsel überragte mit einer Passquote von 96 Prozent in der gegnerischen Hälfte.

Der Flop des Spiels: Sebastian Rudy (FC Schalke 04)

Einer von einigen Schalkern, die neben sich standen. Zweikampfschwächster Spieler seines Teams (18,2 Prozent), zudem nur 48 Ballaktionen. Holte sich am Ende sogar noch eine Gelbe Karte ab.

Der Schiedsrichter: Daniel Siebert

War in seinem ersten Revierderby erwartungsgemäß oft gefordert. Traf dank der Mithilfe seines Videoassistenten überwiegend nachvollziehbare Entscheidungen, zumindest wenn es richtig brenzlig wurde wie in der 11. Minute, als Schalke wegen eines unabsichtlichen Handspiels von Witsel Elfmeter forderte, oder aber in der 61. Minute, als Reus Harit im Strafraum mit der Sohle traf. Griff ansonsten durch, wenn es rüde zuging. Verteilte insgesamt sieben Gelbe Karten. Souveräner, nervenstarker Auftritt des 34-jährigen Berliner.

Die Reaktionen zum Spiel FC Schalke 04 gegen Borussia Dortmund

Domenico Tedesco (Trainer Schalke 04): "Wir sind gut in die Partie gekommen, hatten guten Zugriff. Dann fiel das 0:1 aus dem Nichts. Wir hatten im ersten Durchgang mehr Ballbesitz und eine gute Zirkulation. Was fehlt, ist die Durchschlagskraft. Die Flanken sind eher nicht gut. Wir haben unseren einzigen nominellen Stürmer verloren. In der zweiten Hälfte haben wir uns gut reingebissen, hatten nach dem 1:1 zehn gute Minuten. Beim 1:2 haben wir schlecht verteidigt, am Ende hat die Kraft gefehlt."

Lucien Favre (Trainer Borussia Dortmund): "Es war ein sehr schweres Spiel für uns, vor allem in der ersten Halbzeit. Schalke war sehr gut organisiert, wir hatten zu wenig Ballbesitz und keine klaren Torchancen. Was mir gefallen hat, ist, wie die Mannschaft nach dem 1:1 reagiert hat. Sie hat besser gespielt, die Ruhe behalten, hatte mehr Ballbesitz und mehr Torchancen. Wir haben am Ende verdient gewonnen."

Marco Reus (Kapitän Borussia Dortmund): "Der Sieg ist verdient, weil wir 90 Minuten das Spiel dominiert haben. In der zweiten Halbzeit haben wir uns etwas einschläfern lassen, Schalke hat komischen Fußball gespielt. Wir haben am Ende aber eine gute Mentalität gezeigt. Es macht richtig Spaß mit dieser Mannschaft."

Daniel Caligiuri (Torschütze Schalke 04): "Wir sind gar nicht so schlecht ins Spiel gekommen, kriegen aber gleich nach zehn Minuten das Gegentor und dann rennst du dem Rückstand hinterher. Wir haben schon oft bewiesen, dass die Mentalität im Team sehr, sehr gut ist. Ich denke, nach dem 1:1 sind wir am Drücker, aber dann passieren uns ein paar Ballverluste, die uns eigentlich nicht passieren dürfen. Dass Dortmund sehr gut kontern kann, haben sie bewiesen."

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