Zlatko Junuzovic bei Werder Bremen: Zladdi, sein Wert und seine Zukunft

Zlatko Junuzovic erzielte gegen Eintracht Frankfurt ein Tor und bereitete das andere vor.
© Getty

Zlatko Junuzovic war der Matchwinner bei Werder Bremens 2:1-Sieg gegen Eintracht Frankfurt. Der Kapitän macht aktuell ungewohnte Erfahrungen - und steht vor einer unklaren Zukunft.

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Erst breitete Zlatko Junuzovic seine Arme aus, als würde er gleich abheben wollen. Dann - zack, zack, zack, zack, zack - dann haute er sich fünfmal mit der flachen Hand gegen die Brust, reckte die rechte Faust in die Luft, schrie dabei vor Freude und schließlich rüttelte und schüttelte er auch noch die Fernsehkamera. Irgendwann fing ihn sein Teamkollege und Landsmann Marco Friedl ein und dann wurde natürlich auch noch gemeinsam gejubelt.

Junuzovic, das darf man mit allem Recht behaupten, wandte in dieser 28. Minute des Spiels zwischen Werder Bremen und Eintracht Frankfurt vermutlich alle Jubel-Techniken an, die er im Laufe seiner Karriere erlernt hatte. Einen Salto traute er sich noch nie und ansonsten blieb eigentlich nichts mehr übrig.

Junuzovic war offenbar glücklich über seinen abgefälschten Schuss zum zwischenzeitlichen 1:0, sehr glücklich sogar. Und noch glücklicher machte er sich und seinen Verein, als er knappe 50 Spielminuten später eine Flanke von der linken Seite in den Frankfurter Strafraum schlug. David Abraham sprang hoch und köpfte den Ball ins eigene Tor. 2:1 für Bremen.

"Er hat zwei Tore erzwungen, viel gearbeitet, ist immer da gewesen, wo wir ihn haben wollten", sagte sein Trainer Florian Kohfeldt nach dem Spiel. "Er hat gezeigt, wie wertvoll er für uns ist." Ein Tor und ein Assist bei einem 2:1-Sieg. Also: sehr wertvoll. Es war Kohfeldts (vorläufige) Antwort auf eine in den vergangenen Wochen oft gestellte Frage in Bremen. Die Frage nach Junuzovics Wert für Werder.

Zlatko Junuzovics Leistungsdaten in der Bundesliga für Werder Bremen

SaisonSpieleToreAssists
2011/1215-3
2012/133032
2013/142624
2014/1533615
2015/1630413
2016/1730410
2017/181725

Junuzovic: Bank und Startelf, Bank und Startelf

Angefangen hat diese Fragerei am Abend des 2. März 2018, nachdem Werder ein Auswärtsspiel in Mönchengladbach ausgetragen hatte. Für Junuzovic war es ein einschneidendes Erlebnis. Erstmals seit seinem Wechsel von Austria Wien nach Bremen im Januar 2012 saß er bei einem Bundesligaspiel 90 Minuten lang auf der Bank. Er, der zweitdienstälteste Bremer. Er, einer der Top-Verdiener. Er, der Kapitän. "Taktische Gründe", erklärte Kohfeldt danach und wurde in den darauffolgenden Tagen immer und immer wieder nach der Zukunft seines Kapitäns gefragt.

30 Jahre ist Junuzovic schließlich schon alt und am Saisonende läuft sein Vertrag aus. Ist seine Zeit in Bremen abgelaufen? Kohfeldt sagte darauf mal: "Aus meiner Sicht wird man zwischen mich und Zladdi kein Blatt Papier kriegen." Oder: "Die Wertschätzung für Zladdi ist unverändert hoch." Und mal sagte er auch: "An Zladdis Standing in der Mannschaft hat sich nichts verändert."

Im nächsten Spiel jedenfalls stand Zladdi wieder in der Startelf und bereitete beim 3:1-Sieg gegen den 1. FC Köln zwei Tore vor - dennoch saß er daraufhin in Augsburg wieder nur auf der Bank. Dann beantwortete Kohfeldt erneut einige Fragen über Zladdi und Zladdis Zukunft. Im nächsten Spiel, dem am Sonntag gegen Frankfurt, stand der Österreicher bekanntlich wieder in der Startelf, schoss beim 2:1-Sieg ein Tor und bereitete das andere vor.

Junuzovic: die Personifizierung von Kohfeldts Erfolgsrezept

Für Werder war es der dritte Sieg in Folge, der Vorsprung auf den Relegationsplatz beträgt bereits zehn Punkte. Werder gewinnt aktuell mit Junuzovic in der Startelf und ohne ihn. Womöglich ist er deshalb die Personifizierung von Kohfeldts Erfolgsrezept: Flexibilität.

Von einem Spiel zum nächsten und auch während eines Spiels. Personell und taktisch. "Wir haben oft das System umgestellt, da muss jeder Spieler einen kühlen Kopf bewahren und voll konzentriert sein, um immer wieder die Positionen zu besetzen und die richtigen Laufwege zu machen", sagte Junuzovic.

Er selbst startete gegen Frankfurt als Linksaußen, doch rochierte viel mit seinen Offensiv-Partnern Ishak Belfodil und Max Kruse sowie seinem Seiten-Partner Thomas Delaney. Beim 1:0 etwa lief Junuzovic zentral in den Strafraum und verwandelte in Stürmer-Manier. Beim 2:1 kam er links an der Seitenlinie an den Ball und flankte in Flügelspieler-Manier. Zwischendurch lief er in Mittelfeldspieler-Manier. "Es waren heute viele Meter bei mir, aber das war auch notwendig", sagte Junuzovic. Exakt 11,67 Kilometer.

Werder Bremen: Junuzovic lobt die Arbeit von Kohfeldt

"Wir haben die Ideen von Florian Kohfeldt gut umgesetzt", erklärte Junuzovic. "In jedem Training, in jeder Analyse und vor jedem Spiel gibt er uns eine Spielidee mit, die Hand und Fuß hat. Alle ziehen voll mit, weil seine Entscheidungen absolut sinnvoll sind." Absolut sinnvolle Entscheidungen von Kohfeldt also.

Der Trainer hat seinem Kapitän offenbar glaubhaft vermittelt, warum er ihn manchmal braucht und manchmal nicht. Auch in Zukunft? "Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, damit Zladdi seinen Vertrag verlängert", sagte Kohfeldt schon als die ganze Fragerei einst anfing.

Nach dem Frankfurt-Spiel sprach Junuzovic über "Kontakt", den es mit dem Vereinsmanagement gäbe. Aber auch darüber, dass die Gespräche noch nicht "intensiviert" seien. Anders als die Frage nach Zladdis Wert ist die Frage nach Zladdis Zukunft also weiterhin unbeantwortet.

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