Joshua Kimmich und seine Rolle beim FC Bayern: Noch nicht der neue Philipp Lahm

Joshua Kimmich ist die Hoffnung für die Zukunft des FC Bayern.
© Getty

Joshua Kimmich hat seinen Vertrag beim FC Bayern bis 2023 verlängert und am Tag darauf beim 6:0-Sieg gegen den Hamburger SV mit seinem neunten Assist der Saison seinen Wert für die Mannschaft unterstrichen. Die Münchner sehen den 23-Jährigen als wichtigen Baustein für die Zukunft, Kimmich selbst betont seine Perspektive. Diese könnte ihn in die Fußstapfen einer Bayern-Legende treten lassen. Noch ist der Vergleich jedoch eine Nummer zu groß.

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Es war ein Lob von höchster Stelle. "Seine Entwicklung kann man ja nur positiv sehen. Er ist so ein junges Talent - mit 23 ist er ja immer noch jung - und hat eine sehr gute Entwicklung genommen. Zudem spricht sein Charakter für ihn. Vom Kopf her ist er ganz gut dabei, er ist ein intelligenter Junge und macht seine Sache sehr, sehr gut."

Arjen Robben geriet ins Schwärmen, als er nach dem 6:0-Sieg des FC Bayern gegen den HSV auf die Qualitäten seines Kollegen auf der rechten Seite angesprochen wurde.

Noch vor einem Jahr war die Situation von Joshua Kimmich beim Rekordmeister unbefriedigend. Nach einem starken Beginn unter Pep Guardiola war er bei Carlo Ancelotti zur Rotationsmasse geworden. Zur Rotationsmasse, die besonders in den wichtigen Spielen nicht in der Startelf stand. Kimmich sprach öffentlich von seiner Unzufriedenheit, sogar Wechselgerüchte kamen vereinzelt auf.

In der laufenden Saison hat sich die Situation für den 23-Jährigen gedreht.

Kimmich verlängert beim FC Bayern bis 2023

Kimmich ist absoluter Stammspieler bei den Bayern. Und nun auch ein wichtiger Fixpunkt in der Kaderplanung der nächsten Jahre. Am Freitag verlängerte der Rekordmeister den Vertrag mit dem Confed-Cup-Sieger vorzeitig bis 2023.

Karl-Heinz Rummenigge bezeichnete ihn als "tragende Säule" für die nächsten Jahre, Sportdirektor Hasan Salihamidzic stimmte dem Vorstandsvorsitzenden zu: "Joshua ist ein wichtiger Bestandteil des FC Bayern der Zukunft, mit dem wir hoffentlich in den nächsten Jahren viele Erfolge feiern werden."

Gefeiert wurde Kimmich bereits am Samstag in der Arena. Als die Mannschaft zum Warmmachen auf den Rasen lief, bekam er einen Sonderapplaus von den Rängen.

Kimmich selbst grinste in der Mixed Zone breit, als er die Gründe für seine Verlängerung erklärte: "Ich bin als Zweitligaspieler gekommen und habe mich hier zum Stammspieler und Nationalspieler entwickelt. Ich habe für mich selbst die höchsten Ziele, ich will mich immer weiterentwickeln. Ich habe hier die Möglichkeit, mit Weltklassespielern und einem Weltklasseumfeld zu arbeiten. Und ich weiß, dass der Verein auch die höchsten Ziele hat. Hier hat man die Chance, jedes Jahr um alle Titel mitzuspielen."

Philipp Lahms Karriereende als Sprungbrett für Joshua Kimmich

Die Explosion seines Status hat Kimmich neben seinem Talent und seiner Arbeitsamkeit einem für ihn persönlich glücklichen Umstand zu verdenken: Aufgrund des vorgezogenen Karriereendes von Philipp Lahm wurde nämlich die Planstelle rechts in der Viererkette frei. Wie bei der Nationalmannschaft ist Kimmich seit dieser Saison auch in München der Nachfolger des Weltmeisterkapitäns.

"Durch seine sehr positive Entwicklung auf der Position des Rechtsverteidigers hat der FC Bayern einen nahtlosen Übergang in die Zukunft geschafft", lobte Rummenigge.

Auch Robben ist zufrieden mit seinem neuen Partner auf der rechten Außenbahn. Über Lahm hatte der Niederländer einst gesagt, das Zusammenspiel mit ihm sei wie das mit einem langjährigen Ehepartner.

Arjen Robben lobt Kimmichs Entwicklung

Die Harmonie mit Kimmich bewog Robben ebenfalls zu einem familiären Vergleich: "Es ist fast wie Papa und Sohn. Ich muss ihm noch ein bisschen was beibringen", sagte er schmunzelnd.

Beim zweiten Treffer gegen den HSV funktionierte das Zusammenspiel zwischen dem Vater-Sohn-Gespann perfekt: "Ich habe mit dem Ball am Fuß versucht, etwas zu kreieren. Ich habe Joshua mitgenommen und er hat mit einem Kontakt geflankt. Und zack, Tor. So einfach kann Fußball manchmal sein", beschrieb Robben die Szene.

Für Kimmich war es die zehnte Torvorlage der Saison, nur der Augsburger Philipp Max legte mehr Treffer auf (zwölf).

Neben seinen Flanken überzeugte Kimmich gegen den HSV einmal mehr mit seinem Fleiß. Mit 10,73 Kilometern legte er die längste Laufstrecke der Münchner zurück - eine Statistik, die er in beinahe jedem Spiel anführt.

Kimmich hat noch Verbesserungspotenzial

Dennoch hatte Kimmich am Samstagnachmittag auch noch Luft nach oben. So gewann er nur 40 Prozent seiner Zweikämpfe, leistete sich die meisten Ballverluste bei den Bayern (19) und war bei der Passquote im Vergleich mit seinen Kollegen eher durchwachsen. Seine Leistung fiel vor allem im Vergleich zu seinem Pendant auf links, David Alaba, ab.

Sowieso surft der 23-Jährige in dieser Saison nicht dauerhaft auf der perfekten Welle. Gegen starke Gegner offenbarte er bisweilen Probleme in der Abstimmung mit den Defensivkollegen und im Stellungsspiel. Ganz so spurlos, wie es manchmal wirkt, geht der Positionswechsel nicht an Kimmich vorbei. Im Herbst gab es zudem Phasen, in denen er überspielt wirkte.

Die Schwächen sind Teil einer Entwicklung. Der Entwicklung von einem Spitzentalent zu einem Weltstar, wie Philipp Lahm einer war.

Joshua Kimmichs Einsatzzeiten in der Bundesliga beim FC Bayern

SaisonEinsätzeStartelf-EinsätzeToreTorvorlagen
17/18212018
16/17271561
15/16231502

Heynckes traut Kimmich den Schritt in Lahms Fußstapfen zu

Trainer Jupp Heynckes traut ihm diesen Schritt jedenfalls zu: "Josh hat noch sehr viel Entwicklungspotenzial. Er hört zu und kann sich noch weiterentwickeln. Er ist ein sehr wichtiger Spieler für den FC Bayern. Ich denke schon, dass er eines Tages eine Identifikationsfigur wie Philipp Lahm sein kann. Joshua Kimmich hat alle Fähigkeiten, in die Fußstapfen von Philipp Lahm zu treten."

Die Schlüsselworte in der Aussage sind dabei "eines Tages". Kimmich ist auf einem guten Weg, noch ist er jedoch nicht der neue Philipp Lahm. Dafür fehlt noch die Konstanz, die Abgebrühtheit und vor allem eben die Erfahrung.

Das sieht auch "Papa" Robben so. Allem Lob zum Trotz ist er noch nicht bereit, den ganz großen Vergleich aufzumachen: "Natürlich macht er das gut, aber das darf man nicht vergleichen. Philipp ist hier eine Legende, Joshua fängt jetzt erst an."

Bis ans Ende der Entwicklung wird Robben mit Kimmich nicht gehen: "Bis 2023 schaffe ich nicht mehr", sagte er und lachte.

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