Der 1. FC Köln setzt aufgrund von Verletzungen auf junge Spieler: Krabbelgruppe Effzeh

Von SPOX
Tim Handwerker und Jorge Mere standen gegen den VfL Wolfsburg auf dem Platz
© Getty

Der 1. FC Köln hat im letzten Hinrundenspiel gegen den VfL Wolfsburg doch noch den ersten Saisonsieg eingefahren - mit der jüngsten Startelf seit über 50 Jahren. Die Ausgangslage ist zwar weiterhin bescheiden, sie eröffnet besonders den Youngsters für die Rückrunde jedoch auch eine interessante Perspektive.

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Unter dem Tannenbaum liegt er also doch noch: der erste Saisonsieg für den 1. FC Köln. Die Erleichterung in den Augen der Spieler ist so deutlich zu spüren, beinahe ist sie greifbar.

Nach der schwächsten Hinrunde der Vereinsgeschichte überwintert der Vorjahresfünfte dennoch weiterhin neun Punkte hinter dem Relegationsplatz. Nicht viel weniger als ein Wunder kann die Kölner noch retten.

Dieses Wunder als Ziel auszugeben, scheint unrealistisch. Deswegen macht Stefan Ruthenbeck eine andere Vorgabe: "Wir sind jetzt auf ein Spektakel aus und wollen Woche für Woche alles raushauen - mit viel Leidenschaft, Mumm und Mut. Dann wird sich zeigen, was schlussendlich dabei rauskommt", spricht der 45-Jährige nach dem 1:0-Sieg gegen den VfL Wolfsburg. Mit einem selbstverständlichen "Wir", also wäre es klar, dass er es ist, der die Mannschaft in der Rückrunde weiterhin betreuen wird.

In einer Rückrunde, in der alles außer dem Abstieg in die Zweitklassigkeit ein Wunder wäre, hat der Kölner Trainer - wer auch immer das sein wird - die Möglichkeit, Dinge auszuprobieren und womöglich bereits eine Mannschaft für die kommende Zukunft zu formen. Den zahlreichen Talenten wertvolle Einsatzminuten zu geben.

Junge Spieler beim 1. FC Köln bereits ein Faktor

Der Fundus an jungen Spielern ist groß beim Effzeh - und notgedrungen bereits jetzt ein entscheidender Faktor im Kader.

Grund dafür ist das riesige Verletzungspech der Domstädter in der Hinrunde. Ein Umstand, der dem neuen Geschäftsführer Armin Veh ein Dorn im Auge ist und der diesen zu einem Seitenhieb in Richtung des ehemaligen Trainers Peter Stöger verleitete.

"Mein jetziger Trainer kann überhaupt nichts dafür. Dementsprechend hat das ein Anderer zu verantworten, was den körperlichen Zustand betrifft", sagte Veh und fügte hinzu: "Wir haben 13 verletzte Spieler, und das ist auch nicht normal. Wenn man 14 Spiele hat und drei Punkte und 13 Verletzte, dann hat mit Sicherheit etwas nicht gestimmt."

Köln setzte mit Abstand die meisten Spieler ein

Ob nun tatsächlich Stöger für die Misere verantwortlich gemacht werden kann oder sie eine Aneinanderreihung unglücklicher Zufälle und der Mehrbelastung durch die Europa League ist, sei dahingestellt. Fakt ist jedenfalls, dass sie zur Folge hat, dass in dieser Saison beim Effzeh bereits 29 verschiedene Spieler zum Einsatz kamen, mit Abstand die meisten aller Bundesligisten.

Bei der Masse an verletzten Profis sind die Kölner seit Wochen gezwungen, Spieler aus den Juniorenabteilungen in die erste Mannschaft hochzuziehen und sie auch spielen zu lassen. Mit dem Höhepunkt dieser Entwicklung im Heimspiel gegen Wolfsburg: Die Startelf war im Schnitt 23 Jahre und 155 Tage alt und damit die jüngste seit über 50 Jahren. Letztmals so jung war eine Kölner Startformation in der Bundesliga am 25. Februar 1967 beim 0:1 auf Schalke.

Gleich sechs Spieler in der ersten Elf waren 21 Jahre alt oder jünger (Jannes Horn, Jorge Mere, Chris Führich, Salih Özcan, Birk Risa, Lukas Klünter). Nach Matthias Lehmann (34) war Milos Jojic mit seinen 25 Jahren der älteste Spieler in der Startelf.

Klünter und Risa spielen auf ungewohnten Positionen

Neben dem historisch jungen Durchschnittsalter war Ruthenbeck zuletzt auch gezwungen, seine Youngsters auf fremden Positionen ins kalte Wasser zu schmeißen. Gegen Wolfsburg starteten mit Klünter und Risa ein gelernter rechter und ein gelernter linker Außenverteidiger als Doppelspitze.

Einen Großteil ihrer Hoffnung ziehen die Kölner aus den zahlreichen Rückkehrern, die nach der Winterpause wieder zur Verfügung stehen, allen voran Kapitän Jonas Hector.

Will man aus der katastrophalen Ausgangsposition aber zudem einen positiven Aspekt ziehen, dann ist es die Möglichkeit, den zahlreichen jungen Talenten, die in dieser Saison bereits debütierten, Matchpraxis zu geben und sie durch Einsätze auf unterschiedlichen Positionen als Spieler weiterzuentwickeln. Und das ohne den größten Druck.

Neben dem ersten Saisonsieg liegt diese perspektivische Chance als Zuckerl unter dem Tannenbaum.

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