Das war nicht Borussia Dortmund

Wohin geht's? Borussia Dortmund sucht noch nach der Richtung in dieser Saison
© Getty

Borussia Dortmund ist in der Bundesliga seit drei Spielen sieglos und lieferte beim FC Ingolstadt eine grausame erste Halbzeit ab. Der Trainer findet deutliche Worte, stellt sich aber auch vor seine Mannschaft.

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Thomas Tuchel wollte den Superlativ gleich wieder in die Schublade stecken. Die schlechteste Mannschaftsleistung, an die er sich erinnern könnte, nannte Matthias Ginter die erste Halbzeit von Borussia Dortmund beim FC Ingolstadt.

In der Tat lieferte der BVB 45 schauerliche Minuten ab. Es fehlte an den Grundtugenden, ohne die es in der Bundesliga nicht geht: Laufbereitschaft, Zweikampfhärte und mentale Frische. Auch Tuchel bemängelte in seiner Analyse jene Aspekte.

"Ich sage das wertfrei, aber wir waren in der ersten Halbzeit definitiv in keinem Bereich des Spiels bereit, Bundesliga zu spielen. Weder technisch, noch taktisch, noch von der Intensität oder der Körpersprache her", sagte Tuchel.

Und wenn dem so sei, "dann wirst du bestraft. Das ist gut so, denn es ist folgerichtig. Es war zur Halbzeit möglich, dass wir noch viel höher zurückliegen, so hoch, dass kein Comeback möglich gewesen wäre."

Tuchel stellt sich vor sein Team

Das Wörtchen wertfrei war Tuchel wichtig, denn er machte seiner Mannschaft trotz der schwachen Leistung keinen Vorwurf. Er stellte sich sogar vor sein Team und führte die Verletzungsprobleme sowie den für einige Spieler nicht ungewohnten Spielrhythmus bei einem Champions-League-Teilnehmer ins Feld.

Sein Team müsse mit A-Jugendlichen und U21-Spielern die englischen Wochen überstehen und deshalb fehle es seinem Team in dieser Phase an Konstanz. Aus den letzten drei Bundesligaspielen holte der BVB nur zwei Punkte (NL vs. Leverkusen, Remis vs. Hertha, Remis vs. Ingolstadt) und hat mittlerweile sechs Punkte Rückstand auf den FC Bayern angesammelt.

Die von Tuchel angesprochenen Aspekte sind sicherlich zwei entscheidende Teile der Wahrheit, die die Punktverluste der Dortmunder in den letzten Wochen erklären.

Rummenigges Worte passen

Trotzdem hatte das Remis beim weiter sieglosen Tabellenvorletzten Ingolstadt am Ende nur wenig mit der Personalsituation zu tun, in der Startelf standen erfahrene Leute wie Pierre-Emerick Aubameyang, Gonzalo Castro, Shinji Kagawa, Adrian Ramos und Lukasz Piszczek. Er hätte auch sagen können, seiner Elf mangelte es schlicht an der nötigen Einstellung. Die Zahlen bestätigten diesen Eindruck. Und Einstellung hat nichts mit dem Lazarett und dem Alter zu tun.

Tuchel hätte sich auch die Worte von Bayern-Vorstand Karl-Heinz Rummenigge von vor einer Woche ausleihen und sagen können: Das war nicht Borussia Dortmund in der ersten Halbzeit, so kann man nicht auftreten. Das war nicht akzeptabel, man muss mit einer anderen Einstellung auf den Platz gehen. Die BVB-Verantwortlichen entschieden sich aber nochmal für die sanfte, verständnisvolle Variante.

Die Jungen bringen die Wende

Die richtige Mentalität in der Abfolge Samstag-Mittwoch-Samstag immer auf den Platz zu bringen, mag für jüngere Spieler noch ungewohnt sein, aber es waren in Ingolstadt eben die 18-jährigen Christian Pulisic und Felix Passlack sowie der 19-jährige Ousmane Dembele die in der deutlich stärkeren zweiten Halbzeit die Mannschaft antrieben und an den entscheidenden Szenen beteiligt waren.

Es sind also nicht nur die Jungen, die den von Tuchel geforderten Reifeprozess durchlaufen müssen. "Du kannst Erfahrung nicht herbeireden, man muss sie einfach machen", sagte Tuchel und schenkte der Öffentlichkeit noch ein schönes Bild seiner anstehenden Arbeit. "Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht."

Ingolstadt - Dortmund: Daten zum Spiel

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