Eine Frage des Gefühls

Thomas Müllers Torflaute ist sinnbildlich für die aktuelle Mini-Krise des FC Bayern
© getty

Der FC Bayern kam auch gegen Eintracht Frankfurt nicht über eine Punkteteilung hinaus und befeuert anschließend die erste kleine Krisen-Debatte selbst. Offenbar liegt mehr im Argen als von außen angenommen - oder ist es nur eine Sache der Einstellung?

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"Seit 21 Tagen!" Dieser Tweet bringt die aktuelle Situation des FC Bayern auf den Punkt. Seit genau drei Wochen sind die Münchner nun nämlich ohne Sieg. Was anfangs vor allem aufgrund der Länderspielpause noch als sarkastisch anmutender Witz zu verstehen war, ist nach dem 13. Tweet des Accounts "Sieglose Bayern" doch schon etwas ernster.

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Drei Pflichtspiele in Folge haben die Bayern nun schon nicht mehr gewonnen, das hat angesichts der Dominanz unter Pep Guardiola nun eine größere Tragweite als bei anderen Klubs. Es scheint eine typische Bayern-Krise zu sein, wie es sie früher eben immer mal wieder gab. Aktuell scheint die Einstellung eine immer größere Rolle zu spielen.

"Für uns geht es seit zwei Bundesliga-Spielen um nichts mehr. Es will keiner hören, aber es ist nicht so einfach, dass man da zu 100 Prozent immer wieder auf dem Feld steht", lautete das Fazit von Philipp Lahm nach der letzten Bayern-DelleMitte 2015. Damals verlor die Mannschaft von Guardiola vier Spiele am Stück.

Rummenigge haut auf den Tisch

"Wenn man denkt, dass es statt mit einhundert Prozent mit weniger geht, dann läuft man Gefahr, die Zweikämpfe zu verlieren und nicht die Kontrolle über das Spiel zu haben. Das ist uns allen heute passiert", heißt es knapp anderthalb Jahre später erneut vom Kapitän. Nur zu einem 2:2 gegen zehn Frankfurter kam der Rekordmeister am Samstagnachmittag.

Als die Bayern unter Pep erneut aus der Champions League flogen, attestierten die Kritiker, die Mannschaft habe den Glauben an den Trainer verloren. Nun scheint es, als habe das Team die neue Philosophie von Carlo Ancelotti noch nicht verinnerlicht. Es rumpelt noch an einigen Stellen, von Stabilität und KOnstanz sind die Bayern derzeit weit weg.

Sinnbildlich dafür leistete sich ausgerechnet das unter Pep so maschinenartige Mittelfeld um die Strukturgeber Thiago und Xabi Alonso gegen die Eintracht ungewöhnlich viele Fehlpässe.

"Einige Gründe" führen zum aktuellen Gesicht

Schon nach dem Heim-Remis gegen den 1. FC Köln (1:1) wurden die Protagonisten an der Isar mit dem Begriff "Sinnkrise" konfrontiert. Nach sieben Spielen und 17 Punkten gießt der Tabellenführer nun selbst etwas Öl ins Feuer. Allen voran schimpfte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge, ganz in Matthias-Sammer-Manier: "Das war nicht Bayern München in der ersten Halbzeit, so kann man nicht auftreten. Das war nicht akzeptabel."

Während die vermeintliche Sinnkrise vor der Länderspielpause noch weggelächelt wurde, erwecken nun jedoch dieselben Gesprächspartner den Eindruck, dass mehr im Argen liegt als von außen herangetragen wird. "Wenn das eine Sinnkrise ist, dann kann man die so nehmen", sagte beispielsweise Mats Hummels nach dem Spiel gegen die Geißböcke.

Nun aber sprach der Innenverteidiger plötzlich von "einigen Gründen", die den FCB derzeit so anfällig wirken lassen. Darüber wolle man allerdings intern beraten. "So können wir nicht weitermachen", forderte auch Rückkehrer Arjen Robben.

Boateng, Lahm, Vidal, Müller, Ulreich, Alaba, Green - so las sich die Bayern-Bank gegen Köln. Auch gegen Frankfurt rotierte Ancelotti, Robert Lewandowski oder der formschwache Millionen-Mann Renato Sanches saßen zunächst auf der Bank. Die Breite und Qualität im Kader der Bayern ist ausgezeichnet, doch momentan wirkt es so, als reiche es zu diesem frühen Entwicklungsstatus unter Ancelotti noch nicht aus, Leistungsträger und feste Stützen im Team kurzzeitig aus der Mannschaft zu nehmen.

Offenbart sich eine Auswärtsschwäche?

In Frankfurt fehlten den Bayern in Ribery, Vidal und Lewandowski die herausragende Akteure der vergangenen Wochen in der Startelf. Thomas Müller befindet sich derzeit in einer kleinen Schaffenskrise und wenn dann auch Alonso, Thiago und Lahm lediglich einen durchwachsenen Nachmittag erwischen, dann wird es auch gegen zehn Eintrachtler bereits brenzlig. Vor allem auswärts haben die Bayern in der Bundesliga noch kein konstant überzeugendes Spiel abgeliefert.

Womöglich sollte Ancelotti, der nach dem Remis am Riederwald personelle Veränderungen ankündigte, in den nächsten Wochen auf einen festen Kern setzen. Damit sich die Abläufe weiter verfestigen und auch eine gewisse Eingespieltheit Einzug erhält. Immerhin heißen die Gegner in den nächsten sieben Spielen Eindhoven, Gladbach, Augsburg, Hoffenheim und Dortmund - nach aktuellem Leistungsstand alles keine Selbstläufer.

Zunächst einmal stehen drei Heimspiele in der Allianz Arena an. "Wir müssen schnell wieder zu alter Form finden, damit die Gegner nicht das Gefühl haben, dass man gegen uns was gewinnen kann", sagte Robben eindeutig. Es braucht nicht mehr viel, bis sich dieses Gefühl in der Liga einschleichen könnte - nach Jahren mal wieder.

Eintracht Frankfurt - Bayern: Die Statistik zum Spiel

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