Brandt und Bellarabi erledigen den VfB

Matchwinner: Julian Brandt (r.) war der entscheidenden Mann bei Bayers Erfolg beim VfB
© Getty

Am 27. Spieltag der Bundesliga hat der VfB Stuttgart eine bittere 0:2 (0:1)-Niederlage gegen Bayer Leverkusen erlitten. Die Werkself schiebt sich damit auf einen Europa-League-Platz, die Schwaben hingegen verpassten es, sich im Abstiegskampf entscheidend abzusetzen.

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Vor 54.522 Zuschauern in der Stuttgarter Mercedes-Benz-Arena brachte Julian Brandt die Werkself bereits in der 11. Minute in Führung. Im zweiten Durchgang erhöhte Karim Bellarabi kurz nach der Halbzeitpause auf 2:0 für Leverkusen (48.) und sorgte so letztlich auch für den Endstand.

Bayer ist damit seit zwölf Spielen gegen Stuttgart ungeschlagen (9 Siege, 3 Remis). Der letzte VfB-Sieg liegt knapp sechs Jahre zurück: Im April 2010 setzten sich die Schwaben damals zu Hause mit 2:1 durch.

Die Reaktionen:

Jürgen Kramny (Trainer VfB Stuttgart): "Wir sind heute nicht gut reingekommen und konnten uns vorne nur selten durchsetzen. Es sollte heute einfach nicht sein. Natürlich wollten wir anders spielen, aber Leverkusen hat es auch gut gemacht. Fünf Punkte ist relativ nah dran an den Abstiegsplätzen. Deswegen müssen wir weiter dran bleiben. Heute haben wir die Möglichkeit nicht genutzt, in zwei Wochen geht es gegen Darmstadt weiter."

Robin Dutt (Sport-Vorstand VfB Stuttgart): "Wir konnten heute nicht die Leistungen der vergangenen Wochen abrufen. Es waren viele Unachtsamkeiten in unserem Spiel. Wir müssen weiter an unserem Ziel, dem gesicherten Mittelfeldplatz, arbeiten. Wir haben noch schwierige Spiele vor der Brust. Die direkten Duelle müssen wir gewinnen, damit wir nicht wieder unten mit reinrutschen."

Georg Niedermeier (VfB Stuttgart): "Wir haben die Chancen nicht genutzt und waren hinten nicht konsequent genug. Leverkusen hat mehr für das Spiel gemacht. Wir haben fünf Punkte auf den Abstiegsplatz. Das ist nicht sonderlich rosig, aber auch nicht dramatisch. Der Blick auf die Tabelle lohnt sich nicht. In einer Woche hat man Schweißausbrüche, in der nächsten Woche meint man, man wäre durch. Das trügt alles. Wir müssen unsere Spiele gewinnen."

Rudi Völler (Sportdirektor Bayer Leverkusen): "Unter den Umständen war es eine absolute Top-Leistung und ein hochverdienter Sieg. Der Trainer hat die Mannschaft super eingestellt. Das war sehr gut. Wir haben einen klasse Trainer, der noch eine große Karriere vor sich hat. Ein paar Dinge hat er sicherlich in dieser Saison falsch gemacht, aber daraus wir er lernen. Wie er die Mannschaft in dieser Woche vorbereitet hat, das war erstklassig."

Julian Brandt (Bayer Leverkusen) ...

... zum Spiel: "Wir haben heute als Team eine super Leistung gebracht. Die jungen Spieler haben sich nahtlos eingefügt. Es war ein gelungener Tag heute."

... zur eigenen Leistung: "Man merkt das natürlich. Die ersten Situationen klappen und man kommt dann langsam in Schwung. Es hat sich über das ganze Spiel gezogen. Beim 2:0 hat Karim die Vorlage super reingemacht. Es war halt ein gelungener Tag."

... zu den Zielen: "Mit großen Ansprüchen wäre ich vorsichtig. Wir wollen natürlich das nächste Heimspiel gegen Wolfsburg gewinnen und dann schauen wir von Spiel zu Spiel. Es ist halt so."

Der Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Im Vergleich zum 3:3 in Ingolstadt gibt es beim VfB eine Änderung in der Startelf: Klein ersetzt den verletzten Großkreutz.

Leverkusen hingegen mit vier Startelf-Änderungen im Vergleich zum 0:0 gegen Villarreal unter der Woche: Ramalho, Kießling, Yurchenko und Henrichs, die beide ihr Startelf-Debüt in der Bundesliga feiern, ersetzen Mehmedi, Frey (beide Bank), Papadopoulos (verletzt) und Calhanoglu (erkältet).

9.: Rupp spielt den Ball an der eigenen Eckfahne beim Klärungsversuch in die Füße von Kramer, der Chicharito mit der gut getimten Flanke am Fünfer findet - der Kopfball des Mexikaners in Rücklage geht aber zwei Meter drüber.

11., 0:1, Brandt: Bellarabi bekommt die Kugel von der linken Seite von Kießling und steckt in zentraler Position 20 Meter vor dem Tor für den startenden Brandt durch. Schwaab kommt nicht hinterher und nimmt zudem den falschen Laufweg, sodass Brandt aus 14 Metern flach rechts unten einschießen kann - Saisontor Nummer vier für den Youngster.

25.: Wieder geht's beim VfB über links, wo Kostic einen Pass in die Tiefe für Insua verpasst. Der aufgerückte Linksverteidiger flankt die Kugel an den Fünfer, wo Ramalho über den Ball tritt. Werner ist am zweiten Pfosten allerdings zu überrascht und kann das Leder nicht kontrollieren, Wendell klärt zur Eck.

29.: Kießling legt eine Hereingabe aus dem linken Halbfeld für den Torschützen Brandt ab, der sich die Kugel auf den linken Schlappen legt und das rechte, untere Eck anvisiert - Tyton mit einer Hand zur Ecke!

30.: Im Anschluss an die Ecke von rechts kommt der Ball an den zweiten Pfosten zu Chicharito, der fast von der Grundlinie per Kopf für Kießling querlegt. Aus drei Metern köpft der ehemalige Nationalspieler allerdings nur Tyton an - Mega-Chance für Bayer!

40.: Leno! Der Bayer-Keeper fischt einen verdeckten Werner-Schuss aus 14 Metern halbrechter Position aus dem rechten Eck - zuvor hatte Gentner mit seinem Antritt durchs Zentrum die komplette Bayer-Defensive entblößt.

48., 0:2, Bellarabi: Bayer kontert sich zum 2:0! Nach einer von Wendell abgefangenen Flanke nimmt Brandt das Leder in der eigenen Hälfte auf, profitiert vom Ausrutscher von Serey Die und marschiert unbedrängt bis an den gegnerischen Strafraum. Der Ball kommt nach halbrechts zu Bellarabi, der ewig Zeit hat und die Kugel aus 16 Metern mit rechts flach links im Eck unterbringt - viertes Saisontor für Bellarabi.

57.: Pfosten! Brandt legt sich einen Yurchenko-Pass aus halbrechter Position geschickt bei der Ballmitnahme an Klein vorbei und geht allein auf Tyton zu - mit rechts setzt der Torschütze den Ball aus 14 Metern aber nur an die linke Stange.

65.: Scheibenschießen im VfB-Strafraum! Kostic vertändelt den Ball am eigenen Sechzehner und Bellarabi probiert's aus halbrechter Position, wird aber von Niedermeier geblockt. Das Leder kommt zu Yurchenko, der an der Strafraumgrenze mit der Innenseite abschließt - und die Latte trifft. Anschließend darf auch Chicharito nochmal ran, findet bei seinem Flachschuss aufs rechte Eck aber in Tyton seinen Meister.

69.: Erste Chance für die Schwaben im zweiten Durchgang: Klein prüft Leno aus halbrechter Position mit dem Aufsetzer und der Bayer-Keeper lässt nach vorne prallen, der eingewechselte Maxim ist aber zu überrascht und bringt die Kugel links im Strafraum nicht aufs Tor.

72.: Doppelchance VfB! Zunächst hat Maxim zentral am Sechzehner alle Optionen, schließt aber zu eigennützig selber ab - Leno ist da. Kurz darauf ist wieder Maxim frei, aber auch sein Seitfallzieher kommt genau auf Leno.

Fazit: Verdienter Sieg für Bayer, das in der Spielanlage reifer wirkte, ballsicherer war und dem VfB so den Zahn zog.

Der Star des Spiels: Julian Brandt. Sechs englische Wochen in Folge? Egal. Der 19-Jährige lieferte eine astreine Leitung ab. Erzielte die Führung höchstpersönlich und bereitete das 2:0 von Bellarabi mit einem Sprint über das halbe Feld mustergültig vor. Verpasste es in der 57. und 77. Minute, den Deckel auf die Partie zu machen, als er zunächst nur den Pfosten traf und später an Tyton scheiterte. Auch stark: Bayers Mittelfeldzentrum mit Kramer und Yurchenko

Der Flop des Spiels: Daniel Didavi. Erwischte einen gebrauchten Tag, weil er von Schmidts Taktik clever aus dem Spiel genommen wurde. Bis zu seiner Auswechslung hatte er überschaubare 37 Ballaktionen.

Der Schiedsrichter: Daniel Siebert. Pfiff sehr kleinlich und zeigte den Spieler gleich die Grenzen auf, hemmte so allerdings auch ab und an den Spielfluss. Insgesamt aber eine ordentliche Leistung des Unparteiichen.

Das fiel auf:

  • Leverkusen presste im 4-4-2 früh und ließ den VfB nicht wie gewohnt über Die oder Didavi das Spiel eröffnen, weil die Werkself die Passwege sehr gut zustellte. Schon Kießling und Chicharito liefen Schwaab früh an, so dass diesem nur der weite Ball blieb.
  • Bevorzugt gingen die Bayer-Stürmer auf Kostic oder Insua, wodurch Stuttgart fast ausschließlich über links gefährlich wurde. Bayer-Youngster Henrichs hatte mit Kostic zunächst Probleme, biss sich sich aber immer besser ins Spiel, auch wenn ihm von Bellarabi die Unterstützung fehlte.
  • In der Defensive agierte Stuttgart ebenfalls im 4-4-2, Didavi rückte an die Seite von Werner. Da auch die Schwaben die Passwege gut zustellten, hatte Leverkusen eine ähnliche Spielanlage. Allerdings eigneten sich Kießling und Chicharito besser für diese Taktik, weil beide auch mal eine Ball festmachen konnten und Bayer dadurch nachrücken konnte.
  • Mit dem 0:2 stellte Kramny umgehend auch bei eigenem Ballbesitz auf ein 4-4-2. Kravets kam für Didavi und rückte neben Werner in die Sturmspitze. Mit seiner Physis sollte der Ukrainer eine neue Komponente in der VfB-Offensive sein, allerdings griff diese Umstellung nicht. Stuttgart agierte zwar deutlich offensiver, lief aber immer wieder in gefährliche Konter.

Stuttgart - Leverkusen: Die Statistik zum Spiel