Lewandowski erlöst FCB in Hoffenheim

Wieder nix: Hoffenheim hat in der Bundesliga noch nie gegen die Bayern gewinnen können
© Getty

Der FC Bayern München hat das schnellste Gegentor der Bundesligageschichte kassiert, sein Gastspiel bei der TSG 1899 Hoffenheim am 2. Spieltag der Bundesliga aber in Unterzahl dennoch mit 2:1 (1:1) gewonnen.

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Vor 30.150 Zuschauern in der ausverkauften Wirsol Rhein-Neckar-Arena gingen die Hausherren nach neun Sekunden durch Kevin Volland in Führung. Damit wurde der Rekord des schnellsten Bundesligators aller Zeiten egalisiert, den Leverkusens Karim Bellarabi am 1. Spieltag der Vorsaison aufstellte.

Ein Gegentor in der 1. Minute kassierten die Bayern zuletzt am 21. September 2010 - auch da in Hoffenheim (durch Vedad Ibisevic).

Durch das dritte Saisontor von Thomas Müller kamen die Gäste kurz vor der Halbzeitpause zum Ausgleich (41.). Im zweiten Abschnitt sah Jerome Boateng die Gelb-Rote-Karte (72.), kurz darauf verschoss Hoffenheims Eugen Polanski einen Handelfmeter (74.).

Zu zehnt kamen die Bayern dennoch zum Siegtor: Der eingewechselte Robert Lewandowski traf in der Schlussminute zum 2:1.

Medhi Benatia wurde in der 36. Minute verletzt gegen Rafinha ausgetauscht, er zog sich eine Muskelverletzung zu und droht dem FCB in nächster Zeit zu fehlen.

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Damit bleiben die Hoffenheimer in ihrer Bundesligageschichte weiter sieglos gegen den FCB (jetzt vier Remis und elf Niederlagen). Der Rekordmeister reihte zudem den vierten Sieg in Sinsheim in Folge aneinander.

Die Münchner sind seit 44 Hinrundenspielen unbesiegt (36 Siege, acht Remis) - die längste Serie der Bundesliga-Historie. Unter Pep Guardiola gab es in 36 Hinrundenspielen 31 Siege und fünf Remis.

Reaktionen:

Markus Gisdol (Trainer Hoffenheim): "Es fällt mir schwer, die richtigen Worte zu finden, weil wir alle enttäuscht sind. Ich muss meiner Mannschaft ein Wahnsinns-Kompliment machen, sie hatte Bayern München am Rand einer Niederlage."

Pep Guardiola (Trainer Bayern): "Ich bin zufrieden mit dem Sieg, vor allem mit der Leistung der Mannschaft. In den letzten Jahren hatten wir immer Probleme gegen Hoffenheim, deswegen wussten wir, dass es schwer wird. Die letzten zehn Minuten waren etwas verrückt. Wir haben eines der besten Bundesliga-Spiele der letzten drei Jahre gezeigt."

Kevin Volland (Hoffenheim): "Es überwiegt natürlich die Enttäuschung. Wir haben in der 90. Minute das 1:2 kassiert, das ist schon bitter. Wir haben mutig gespielt und bedingungslos drauf geschoben, insgesamt war es heute ein sehr gutes Spiel von uns."

Robert Lewandowski (FC Bayern): "Es war wie immer kein einfaches Spiel gegen Hoffenheim, aber wir waren heute besser. Wir haben 2:1 gewonnen und damit die nächsten drei Punkte."

Der Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Die TSG nimmt nach der 1:2-Auftaktniederlage in Leverkusen keine Änderungen der Startelf vor und geht damit erstmals seit März 2014 mit derselben Mannschaft in zwei aufeinanderfolgende Partien.

Die Bayern tauschen im Vergleich zum 5:0-Sieg gegen den HSV einmal Personal aus: Für Lewandowski (Bank) spielt Götze von Beginn an.

1., 1:0, Volland: Nach Anspiel Bayern landet der Ball hinten links bei Alaba, dessen Querpass ins Zentrum zu Boateng zu ungenau ist. Volland spritzt dazwischen und versenkt die Kugel nach neun Sekunden mit Hoffenheims erster Ballberührung des Spiels im Tor!

10.: Müller passt links raus zu Costa, der von Süle nach außen gedrängt wird. Der Flachschuss des Brasilianers aus elf Metern landet in den Armen von Baumann.

33.: Flanke von rechts durch Lahm, harter Kopfball von Müller aus dem Strafraumzentrum, doch Baumann wischt die Kugel noch über die Latte.

34.: Robben dribbelt in den Sechzehner, verliert den Ball, der aber bei Müller landet. Der zieht rechts zur Grundlinie und schießt aus spitzem Winkel - die Kugel kracht gegen den rechten Außenpfosten und ins Toraus.

41., 1:1, Müller: Ein langer Ball aus der Abwehr landet links bei Costa, der Kaderabek austanzt und im Strafraum mit links schießt. Baumann lässt abprallen, Müller drückt die Kugel vor Süle mit dem rechten Oberschenkel ins Tor.

62.: Nach einem Diagonalball nach dem anderen bekommt Costa links am Sechzehner den Ball, macht Kaderabek frisch und zieht aus spitzem Winkel ab. Baumann lässt erneut gefährlich prallen, doch Süle klärt im Fünfer über das eigene Tor.

66.: Vidal wird von Costa und schließlich Thiago freigespielt und schlenzt den Ball dann aus 20 Metern oben rechts ans Gebälk.

70.: Götze, der nun über rechts spielt, mit der Flanke in die Mitte. Lewandowski zieht aus acht Metern ab, doch Baumann wehrt mit Mühe ab.

72., Gelb-Rot, Boateng: Boateng sieht kurz zuvor Gelb nach Foul an Volland und muss dann runter, weil er für ein Handspiel im Strafraum beim folgenden Freistoß bestraft wird.

74., Polanski verschießt Handelfmeter: Polanski tritt an vom Punkt, nagelt den Ball aber rechts an den Pfosten. Neuer ist danach noch dran und dann klärt Alaba.

88.: Götze setzt Lewandowski ein, der alleine aufs Tor geht und aus 15 Metern abzieht. Baumann bekommt das Bein noch dran und lenkt zur Ecke. Anschließend haben Lewandowski und Müller große Chancen.

90., 1:2, Lewandowski: Costa saust auf rechts an allen vorbei, zuletzt war Polanski in der Nähe, kann ihn aber nicht halten. Costa geht zur Grundlinie, legt dann perfekt in die Mitte zu Lewandowski, der durch die Beine von Schär aus acht Metern vollendet.

Fazit: Hoffenheim konnte den tollen Start nicht nutzen, um die Bayern noch mehr unter Druck zu setzen. Der Rekordmeister mit guter Moral und genügend Chancen, die den knappen Sieg letztlich rechtfertigen.

Der Star des Spiels: Douglas Costa. Erneut starke Vorstellung des Neuzugangs, nach dessen Aktionen es stets gefährlich wurde. Produzierte viele Raumgewinne nach erfolgreichen Dribblings und schloss auch selbst immer wieder gut ab. Dazu mit den beiden starken Assists vor Bayerns Toren.

Der Flop des Spiels: Pavel Kaderabek. Sah gegen Costa kein Land und lief ständig hinterher. Impulse nach vorne konnte der Neuzugang daher gar keine geben.

Der Schiedsrichter: Tobias Stieler lieferte eine fehlerfreie Partie ab, das lange Zeit faire Spiel war jedoch auch dankbar zu leiten. Musste gegen Ende der Partie mehrere persönliche Strafen aussprechen und lag damit genauso richtig wie beim Platzverweis gegen Boateng und dem Elfmeter für Hoffenheim. Müllers Handspiel vor dessen vermeintlichem 2:1 (81.) abzupfeifen, war ebenfalls korrekt.

Das fiel auf:

  • Unabhängig vom kuriosen Start war Hoffenheims Marschroute klar: Situatives Pressing im Zentrum, Doppeln der Außen, schnelles Vertikalspiel nach Ballgewinn. Die ersten beiden Bausteine dieser Herangehensweise funktionierten anfangs sehr gut, die Bayern fanden lange Zeit keine Tiefe in ihrem Spiel und spielten zu häufig durch das Zentrum.
  • Die kraftraubenden Wege in die Offensive konnte Hoffenheim nach dem Führungstor aber kaum mehr gehen. Die Bayern, die mit einer Dreierkette und Lahm im zentralen Mittelfeld agierten, bremsten das Umschaltspiel der TSG mehrfach problemlos aus.
  • Der Rekordmeister nach einer halben Stunde mit über 80 Prozent Ballbesitz und fast vier Mal so vielen Pässen wie Hoffenheim. Einzig Costa hielt am linken Flügel seine Position und suchte permanent das Eins-gegen-eins. Robben, Müller und der sich immer wieder tief anbietende Götze rochierten viel in der rechten Spielfeldhälfte, trafen rund um den Strafraum aber zu viele falsche Entscheidungen.
  • Die Bayern nach der Hereinnahme von Lewandowski mit einer besseren Besetzung des Strafraums und effektiverem Zentrumsspiel. Aus dieser Kombination entstanden bessere Strukturen im Angriffsspiel als noch im ersten Abschnitt. Hoffenheim, das sehr schwache Standardsituationen schlug, behielt seine Taktik bei, blieb im letzten Drittel aber zu ungenau.

Hoffenheim - Bayern: Die Statistik zum Spiel