Neu. Verändert. Besser?

Wohin geht die Reise mit der Hertha?
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Vor dem Start der 53. Bundesliga-Saison stellt SPOX die 18 Klubs vor - mit allen Transfers, Hintergründen und der Saison-Prognose. Diesmal: Hertha BSC.

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Neues Jahr, neues Glück? Nach der letzten Saison, in der sich die Hertha zum Klassenerhalt murkste, hofft man dieses Jahr auf eine ruhigere Saison. Am Ziel hat sich dabei nichts geändert. Die bitteren Abstiege 2010 und 2012 haben die Alte Dame demütig werden lassen.

Im Vergleich zu den früheren Jahren, sind die Ansprüche in der Hauptstadt kleiner geworden. Auch in diesem Jahr zählt in Berlin einzig und alleine der Klassenerhalt. Daher hat man Trainer Pal Dardai auch davon überzeugt oder vielmehr überzeugen müssen, dass er ausschließlich der Hertha zur Verfügung steht.

Sein Amt als ungarischer Nationaltrainer legte er nieder. Der 39-Jährige hatte die Berliner im Februar von Jos Luhukay übernommen, den drohenden Absturz abgewendet und die Hertha letztlich zum Klassenerhalt geführt.

Nun will man sich im dritten Jahr im Oberhaus weiter etablieren. Das soll mit Dardai gelingen, der das Team defensiv festigte. Allerdings drückt der Schuh im Spiel nach vorne.

Das ist neu:

Manager Michael Preetz hat den Kader ein wenig ausgedünnt. Fabian Holland, Peter Niemeyer (beide Darmstadt), Marcel Ndjeng (Paderborn), Johnny Heitinga (Ajax) und Alexander Burchert (Leihe zu Valerenga Oslo) haben den Verein verlassen. Dafür kam mit Mitchell Weiser ein Flügelspieler, der zum Ende der vergangenen Saison beim FC Bayern bewies, dass er durchaus in der Bundesliga mithalten kann. Bitter nur, dass der 21-Jährige den Saisonstart verletzt verpassen wird.

Aus Freiburg verpflichtete Preetz seinen Königstransfer. Vladimir Darida kam für 3,8 Millionen Euro aus dem Breisgau in die Hauptstadt und gilt in Dardais System jetzt schon als Fixpunkt.

Rückkehrer Sami Allagui (war an Mainz 05 ausgeliehen) hinterließ in der Vorbereitung einen sehr starken Eindruck, verletzte sich dann aber am Knie. Zum Saisonauftakt könnte es eng werden.

Auch im Trainerteam gab es zwei Neuerungen. Richard Golz musste gehen, mit Zsolt Petry hat Dardai einen neuen Torwarttrainer und mit Hendrik Kuchno (ehemals Schalke 04) einen neuen Konditionstrainer installiert.

Das Problem bei der Hertha ist derzeit, dass manche Spieler noch gut dotierte Verträge besitzen, aber unter Dardai keine Zukunft haben. Sie blockieren weiteren finanziellen Spielraum. Zudem ist noch immer kein Trikotsponsor gefunden, das erschwert die Personalplanung zusätzlich.

Die Taktik:

Je nach Spielsituation lässt Dardai in einem 4-1-4-1 oder einem 4-2-3-1-System agieren. Im vergangenen Jahr lag das Hauptaugenmerk auf einer disziplinierten, gut organisierten Defensive und laufintensiver Arbeit gegen den Ball. So hielt die Hertha die Klasse. Schön war das Berliner Spiele aber nicht.

In diesem Jahr will Dardai seinem Team auch offensiv eine neue Struktur geben. Neben höherem Verteidigen, längeren Passfolgen, weniger langen Bällen und damit verbundenem erhöhtem Ballbesitz, soll vor allem das Umschaltspiel besser werden. Im Ansatz funktionierte die Spielidee von Dardai in der Vorbereitung.

Eine große Baustelle gibt's in der Hauptstadt allerdings noch: Es fehlt ein Topstürmer. Salomon Kalou könnte dieser sein, hat in Berlin allerdings noch nicht geglänzt und könnte den Verein bis Ende August durchaus noch verlassen.

Erhebliches Steigerungspotenzial hat die Alte Dame zudem vor allem noch bei eigenen Standards. Außerdem hat sich noch kein richtiger Anführer auf dem Platz herauskristallisiert, was zur Folge hat, dass das Team noch zu brav und ruhig auf dem Feld ist. Dahingehend fehlen der Hertha die Spielertypen.

Der Spieler im Fokus:

Vladimir Darida. Neuzugang und gleich Schlüsselspieler. Auf dem Tschechen liegt von Beginn an eine große Last, doch in Berlin ist man überzeugt von ihm. In den ersten Testspielen bewies Darida, dass er das Hertha-Spiel auf eine neue Stufe bringen kann.

Mit seiner Ballsicherheit, seinem starken Passspiel und seinem Zug zum Tor soll er vor allem das Umschaltspiel merklich verbessern. "Er spielt, als wäre er schon ein Jahr hier. Er ist ein intelligenter Fußballer und hat fast keine Ballverluste. Das spürt die ganze Mannschaft", sagt Dardai.

In Freiburg stellte der 1,71 Meter kleine Darida schon seine Fähigkeiten unter Beweis. Dort ging es allerdings meist gegen den Abstieg, das will er mit der Hertha nicht erleben. "Ich merke, dass ich jetzt in einer Mannschaft bin, mit der man auch richtig etwas erreichen kann", sagte der 24-Jährige.

Vladimir Darida Statistiken der Saison 2014/15

Die Prognose:

Die Berliner haben in ihrem Kader noch einige Baustellen, die sie tunlichst schließen sollten. Ansonsten könnte es wieder eine ähnlich unschöne Saison werden wie im vergangenen Jahr.

Vor allem muss sich in Sachen Torgefahr und Torabschluss einiges verbessern. Die Darida-Verpflichtung macht Hoffnung, auch auf den Außenbahnen sind die Hauptstädter ordentlich besetzt. Das Problem bleibt aber der Sturm, zudem sollte in der Innenverteidigung zumindest quantitativ nachgebessert werden.

Eine bessere Platzierung als in der letzten Saison wird wohl nicht drin sein. Platz 13 oder 14 sind realistisch. Aber der Abstieg droht.

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