Realismus gegen den Absturz

Mit dieser Mannschaft geht der FCA in seine erste Europapokal-Saison
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Vor dem Start der 53. Bundesliga-Saison stellt SPOX alle 18 Klubs vor - mit allen Transfers, Hintergründen und der Saison-Prognose. Diesmal: FC Augsburg.

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Der FC Augsburg betritt Neuland in dieser Saison. Zum ersten Mal lernen die Schwaben die Dreifachbelastung kennen. Dank des sensationellen fünften Platzes in der Vorsaison hat sich Augsburg direkt für die Gruppenphase der Europa League qualifiziert.

Im fünften Jahr nach dem Bundesligaaufstieg wartet also die nächste Herausforderung auf den FCA. Trainer Markus Weinzierl hat dafür sogar ein Angebot des FC Schalke 04 ausgeschlagen. Er und Stefan Reuter haben in den letzten Monaten und Jahren einen Verein geschaffen, der in der Bundesliga für Aufsehen sorgt und vielen Klubs mit kleinerem Geldbeutel als Vorbild dienen kann.

Allerdings folgte schon bei vielen Überraschungsteilnehmern im Europapokal in der Bundesliga der Absturz. Die Augsburger sind sich der Historie durchaus bewusst und gehen die Aufgabe mit Respekt, aber durchaus mit dem nötigen Selbstvertrauen an. Die Verantwortlichen haben klar formuliert, dass die europäischen Nächte ein schöner Bonus sind, aber das Hauptaugenmerk auf der Liga liegt. Das ausgegebene Ziel ist der Klassenerhalt.

"Wir sind realistisch. Wenn wir am Ende in der Bundesliga wieder drei Klubs hinter uns lassen können, ist das für den FC Augsburg gut", sagte Sport-Geschäftsführer Reuter der Augsburger Allgemeinen Zeitung. "Wir sind ein kleiner Verein, haben eine Dreifachbelastung vor der Brust. Um das alles erfolgreich zu bewältigen, müssen wir auch aus den Erfahrungen anderer Vereine lernen."

Das ist neu:

Der Klub hat in diesem Sommer eine Reihe von Pressemitteilungen verschickt und darin Neuzugänge vorgestellt. Allerdings kamen die meisten Nachrichten aus dem wirtschaftlichen Bereich. Der FCA hat dank seiner Erfolge an Attraktivität gewonnen und sich einige neue Werbepartner gesichert.

Es kommt also frisches Geld in die Kassen, auch wenn der FCA noch lange kein finanzielles Schwergewicht in der Bundesliga ist. Ein Teil der Mehreinnahmen, die der FCA durch gestiegene Fernseheinnahmen, garantierte Europa-League-Prämien und neue Sponsoren generiert, wird in die Infrastruktur gesteckt. Einer der zwei Trainingsplätze wird mit einer Rasenheizung und einem Hybridrasen aus Kunst- und Naturfaser modernisiert.

Im Kader ging es da schon deutlich ruhiger zu. Nur drei echte Neuzugänge hat der FCA bisher verpflichtet. Der klangvollste Name ist da sicher Piotr Trochowski, der nach seinem unglücklichen Ende beim FC Sevilla und einem Jahr ohne Spielpraxis einen Neustart in Augsburg hinlegen will. Seine Rückkehr wurde aber erstmal von einem Meniskusriss gestoppt, er wird noch einige Wochen ausfallen.

Mit Philipp Max kam ein talentierter linker Außenverteidiger vom KSC, der die Nachfolge von Rahman Abdul Baba antreten soll. Der Ghanaer ist das Transferthema des Jahres in Augsburg. Immerhin steht der FC Chelsea kurz davor eine Summe rund um die 20 Millionen Euro für den 21-Jährigen hinzublättern. Sein Abschied scheint nur noch eine Frage der Zeit.

Der dritte Neue ist der 18-jährige Yannik Öttl (SpVgg Unterhaching), der als Nummer drei hinter Marwin Hitz und Alexander Manninger eingeplant ist. Zusätzlich wurde der zuvor ausgeliehene Dominik Kohr von Bayer Leverkusen fest verpflichtet.

Noch hat das Transferfenster geöffnet. Mit den wahrscheinlichen Baba-Millionen haben die Augsburger mindestens einen Schuss in der Hinterhand. "Wir wollen unseren Kader noch optimieren", sagte Weinzierl im Kicker. Allerdings gebe es nicht viele Spieler, "die uns besser machen und für uns bezahlbar sind. Andere Vereine kennen die vor diesem Hintergrund interessanten Spieler häufig auch. Wir hatten und haben viele Ideen, die bis jetzt leider nicht geklappt haben. Also schauen wir weiter und treffen hoffentlich gute Entscheidungen."

Die Taktik:

Der FCA war auf dem Transfermarkt nicht sonderlich aktiv, hat aber trotz seines Erfolges auch keinen Ausverkauf über sich ergehen lassen müssen. Die Achse der Mannschaft steht also und die Abläufe sitzen.

Weinzierl schickt sein Team weiterhin in einer Mischung aus 4-1-4-1 und 4-2-3-1 aufs Feld. Die Angriffe sollen über den zentralen Sechser Baier aufgebaut und über die starken Außenbahnspieler vorgetragen werden.

Der Trainer ist gerade dabei, den Spielstil seiner Mannschaft leicht anzupassen. Immerhin agieren viele Gegner jetzt vorsichtiger gegen die schnell nach vorne spielenden Augsburger. "Wir haben uns Respekt erarbeitet und treffen deshalb immer häufiger auf tiefe Gegner. Da ist das Umschaltspiel, unsere größte Stärke, natürlich schwieriger", sagt Weinzierl.

Das dürfte sich vor allem auf Heimspiele auswirken. Und gerade zuhause war der FCA eine Macht, 31 von 49 Zählern holten die Augsburger in der WWK-Arena. Auswärts kassierte hingegen keine Mannschaft mehr Niederlagen als der FCA - was erstaunlicherweise trotzdem für Platz sechs in der Auswärtstabelle reichte.

Als Folge der Dreifachbelastung haben Weinzierl und Reuter bereits angekündigt, häufiger rotieren zu wollen. Gerade im Mittelfeld, auf den offensiven Positionen und im Angriff hat der Trainer viele Varianten. Dazu kommt, dass er viel flexibel einsetzbare Spieler im Kader hat, die wie Markus Feulner als Außenverteidiger sowie im defensiven oder offensiven Mittelfeld spielen könnten.

Der Spieler im Fokus:

Tim Matavz. Kam vor der Saison 2014/15 als teuerster Transfer in der Vereinsgeschichte für vier Millionen Euro von PSV Eindhoven, hat aber eine Spielzeit zum Vergessen hinter sich. War nie wirklich Stürmer Nummer eins, fehlte mehrere Wochen verletzt und kam in 16 Spielen nur auf drei Tore.

In seiner zweiten Saison muss mehr kommen, sonst lastet in der Offensive zu viel auf dem in der letzten Saison bärenstarken Raul Bobadilla. Dass Weinzierl auf Matavz baut, zeigte er in der Vorbereitung, als der den Slowenen in einem Großteil der Spiele als Stürmer aufbot.

Reuter sieht den Slowenen nach einem Jahr Eingewöhnungszeit besser in die Automatismen integriert und in einem körperlich besseren Zustand.

Die Prognose:

Der FC Augsburg hat sich in der vergangen Saison für den Europapokal qualifiziert, obwohl er mit 49 Zählern drei weniger geholt hat als in der Spielzeit zuvor.

Die Erwartungshaltung ist trotz des Erfolges aber nicht durch die Decke geschossen, sodass Reuter und Weinzierl weiter glaubhaft vom Klassenerhalt als Saisonziel sprechen können.

Der Kader ist qualitativ und quantitativ ausreichend besetzt, um die Zusatzbelastung wegstecken zu können.

Da von Teams wie Schalke oder Dortmund in dieser Saison wieder mehr zu erwarten ist, wird der FCA nicht um die internationalen Plätze mitspielen. Einen gesicherten Platz im Mittelfeld darf man den Augsburgern aber durchaus zutrauen.

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