Lissabon rückt wieder ein Stück näher

Die Bayern während des Bremen-Spiels: Guardiola im Gespräch mit Ribery, Martinez und Lahm (v.l.)
© getty

Das 5:2 gegen Werder Bremen liefert dem FC Bayern wichtige Erkenntnisse für das Spiel der Spiele gegen Real Madrid (Di., 20.30 Uhr LIVE-TICKER). Für Guardiola vielleicht die wichtigste: die Spieler stehen weiter voll hinter seiner Spielidee.

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Thomas Müller ist ein redseliger Mensch. Wortgewandt, niveauvoll, mitunter von charmantem Witz untermalt. Müllers Art, Interviews zu geben, hat Seltenheitswert in Fußballerkreisen. Vieles von dem, was er sagt, kommt spontan.

Nach dem 5:2-Sieg des FC Bayern gegen Werder Bremen war aber selbst Müller kurz angebunden. Immerhin hatte er eine klare Botschaft parat.

"Ich möchte gar nicht auf das Spiel heute eingehen. Das Spiel ist vollkommen egal. Für uns zählt der Dienstag. Bis dahin brauchen wir volle Unterstützung: von allen, auch rundherum um den Verein, auch von den Medien. Wir sind alle Deutsche. Wenn wir es am Dienstag nicht schaffen sollten, dann könnt ihr uns von mir aus zerlegen. Aber vorher brauchen wir Unterstützung."

Das klang wenig spontan, Müller hätte das Gleiche wohl auch nach einer 0:4-Pleite der Bayern gesagt. Ganz so unwichtig war das Bremen-Spiel aber hinsichtlich des Duells am Dienstag nicht.

Das vorletzte Bundesliga-Heimspiel der Saison lieferte den Bayern und vor allem Trainer Pep Guardiola nicht unwesentliche Erkenntnisse.

Die Wiederauferstehung von Franck Ribery

Schlechter als in Braunschweig hat der Franzose in bald sieben Jahren München noch nicht gespielt. Und selten hat Ribery auf großer Bühne ineffektiver gespielt als in Madrid. Der Spaßvogel hat zuletzt auf dem Platz mächtig gelitten.

Gegen Bremen kam ein Stück Freude zurück in Riberys Spiel. Der Filou erzielte endlich wieder ein Tor, ein hübsches dazu. Er war deutlich mehr ins Angriffsspiel eingebunden und kam auf 106 Ballkontakte - der Top-Wert der Partie.

"Franck hat besser gespielt. Er ist immer aggressiv, wenn er den Ball hat. Wir brauchen seine Aggressivität gegen Real Madrid", sagte Guardiola.

Arjen Robben kann die Diskussion über Ribery sowieso nicht verstehen: "Wir müssen aufhören, über Franck zu reden. Wir wissen, was wir an ihm haben, er hat schon so viele überragende Spiele für uns gemacht und wird das auch weiter tun."

Philipp Lahm geht davon aus, dass "Franck gegen Real ein überragendes Spiel machen wird".

Die Anfälligkeit bei Kontern

Es gibt derzeit wohl keine Mannschaft in Europa, die besser und effektiver kontert als Real Madrid. Aber auch Werder legte die Schwachstellen im Bayern-System offen. Beide Bremer Treffer fielen nach schnellen Gegenangriffen, wenngleich Dante und Boateng Werder beim 1:2 durch ihr naives Zweikampfverhalten zusätzlich Geleit gaben.

"Wir können es uns gegen Real nicht erlauben, wieder so in Konter zu laufen. Wir müssen das bis Dienstag wieder in den Griff kriegen. Da muss sich auch jeder Spieler an die eigene Nase fassen", sagte Boateng.

Das Defensivverhalten nach dem Ballverlust beschäftigt Guardiola seit dem ersten Bundesligaspiel gegen Mönchengladbach, als die Bayern mehrmals ausgekontert wurden.

"Wir haben es ab dem zweiten Spiel bis zu unserem Spiel in Berlin sehr gut gemacht. Aber zuletzt haben wir Fehler gemacht in unserem Spiel, wenn der Gegner kontert. Das war ein Thema vor dem Hinspiel in Madrid und wird es wieder sein. Weil wenn wir Ronaldo und di Maria laufen lassen, ist Real die bessere Mannschaft", sagte Guardiola.

Bayerns Comeback-Qualitäten

In sieben der letzten neun Spielen lagen die Bayern 0:1 zurück, darunter in den letzten vier Heimspielen. Gegen Manchester United drehten die Bayern nach dem Rückstand in der letzten halben Stunde auf und gewannen noch 3:1.

Gegen Werder sprang nach zweimaligem Rückstand am Ende ein 5:2 heraus. Die Bayern sind vor allem zuhause immer noch in der Lage, zwei, drei Gänge hochzuschalten und den Gegner in den Schwitzkasten zu nehmen.

"So wie wir in der zweiten Halbzeit gespielt haben, muss man immer spielen. Das war Bewegung, das war Leidenschaft. Und wir müssen das Positive mitnehmen: wir haben fünf Tore geschossen", sagte Robben.

Die Notwendigkeit eines Erfolgserlebnisses

Der mit einer nach der Pause deutlichen Leistungssteigerung verbundene Sieg gegen Werder bringt den Bayern zumindest einen Teil ihres Selbstvertrauen zurück.

"Das war ganz wichtig für die Stimmung. Wir haben in letzter Zeit nicht ganz so oft gewonnen. Wir haben in der zweiten Halbzeit gezeigt, dass wir immer noch gut Fußball spielen können. Ich habe ein gutes Bauchgefühl für das Spiel am Dienstag", sagte Robben.

Auch Guardiola, der nach der schwachen ersten Halbzeit erstmals enttäuscht war von seinen Spielern, ist sich sicher, "dass der Dienstag fantastisch werden wird." Der Coach betonte zudem erneut, dass er gegen Real Madrid an seinem Spielsystem nichts ändern werde.

"Unsere Spielweise wird genauso sein wie in Madrid mit einem kleinen Unterschied: Wir brauchen mehr Aggressivität auf den letzten Metern vor dem Tor. Ich habe volles Vertrauen in meine Spieler, dass ihnen das gelingen wird und dann haben wir eine Chance, das Finale in Lissabon zu erreichen", sagte Guardiola.

Lahm ergänzte, dass die Spieler "absolut Spaß" hätten, "mit viel Ballbesitz jeden Gegner zu kontrollieren". Am Dienstag wird das allein aber nicht reichen.

Bayern - Bremen: Daten zum Spiel