Jetzt auch noch verdammt schön

Mario Götze erzielte gegen Frankfurt sein sechstes Saisontor für den FC Bayern
© Getty

Dominant ist der FC Bayern München schon die ganze Saison. Doch mittlerweile sieht die Dominanz auch immer öfter richtig gut aus, selbst die Gegner drücken ihre Bewunderung aus. Verantwortlich dafür sind in erster Linie zwei Spieler.

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Pressekonferenzen mit Armin Veh sind meistens recht kurzweilig. Der Trainer von Eintracht Frankfurt lässt sich ungern den Mund verbieten, seine Antworten sind ehrlich und haben oft Charme. Das war am Sonntag in München wieder so - nach einer ordentlichen Tracht Prügel für die Eintracht.

Veh sah keine Veranlassung, auf seine Spieler einzudreschen, stattdessen lieferte er gleich mehrere Liebeserklärungen an den so zauberhaften Gegner.

"So eine starke Bayern-Mannschaft habe ich noch nie gesehen. Was für eine Spielfreude, was für ein Tempo. Einfach sensationell! Wir wollten tief stehen und die Räume eng machen. Aber das kriegst du nicht gebacken. Das Ergebnis geht auch in der Höhe in Ordnung", sagte Veh und konterkarierte gleich noch die öffentlich vorherrschende Meinung, dass Spitzenfußballer ja eigentlich viel zu viel Geld verdienen: "In dieser Bayern-Mannschaft ist jeder Spieler jeden Cent wert, den er verdient."

Keine Langeweile mehr

Dies hätte man nach dem Spiel des FC Bayern ein paar Tage zuvor in Stuttgart allenfalls von Thiago behaupten können dank seines Last-Second-Seitfallzieher-Bilderbuchtores. Angesichts der Leistung gegen Frankfurt ist es aber sinnlos, Veh zu widersprechen.

Sogar der mit Superlativen sparsam umgehende Pep Guardiola war in hohem Maß zufrieden: "Das war unser bestes Heimspiel bisher. Gratulation an meine Spieler, sie haben sehr, sehr gut gespielt. Ich freue mich auch für die Fans. Ich hatte in der Hinrunde oft Angst, dass den Leuten etwas langweilig war im Stadion."

Dominant waren die Bayern in jedem ihrer zehn Heimspiele, doch durchschnittlich fast 75 Prozent Ballbesitz sind nicht per se eine Garantie für aufregenden Sport. Am Sonntag kombinierten die Bayern Dominanz mit Power, Eleganz und Entschlossenheit.

Götze genial

Mario Götze schoss nicht nur ein technisch perfektes Tor, sondern zeigte in vielen weiteren Momenten seine außergewöhnliche Qualität. Guardiola stellte Götze nicht wie zuletzt als falsche Neun auf, sondern als Zwischenspieler hinter Mario Mandzukic.

Dadurch waren die Wege für Götze zu Thiago oder Ribery kürzer, was die drei immer wieder zu schnellen Kombinationen mit einem Kontakt nutzten und so jede Menge Torchancen einleiteten.

"Mir ist es egal, ob ich ganz vorne oder etwas dahinter spiele", sagte Götze, "aber ich habe mich in der Mitte wohlgefühlt und es hat auch Spaß gemacht." Götze kam auf eine Erfolgsquote im Passspiel von 96,4 Prozent und bereite fünf Torschüsse mit teilweise genialen Zuspielen vor.

"Ich bin sehr glücklich für Mario Götze. Er hat sich sehr gut bewegt und unsere Offensivspieler immer wieder gut in Szene gesetzt", sagte Guardiola.

Thiago pulverisiert Schweinsteigers Rekord

Gleiches hätte der Trainer auch über Thiago sagen können. Nach 76 Minuten hatte der Spanier den bisherigen Bundesligarekord an Ballkontakten von Bastian Schweinsteiger (159) erreicht. Am Ende kam Thiago auf 185.

"Er ist ein fantastischer Spieler mit einer unglaublichen Präsenz. Das war schon Weltklasse", urteilte Bayerns Sportvorstand Matthias Sammer ungewöhnlich euphorisch.

Zurückhaltung fällt aber selbst Sammer schwer angesichts der gnadenlosen Jagd der Bayern nach Siegen, die immer öfter auch richtig gut aussieht. 13 Punkte liegen zwischen dem FC Bayern und dem ersten "Verfolger" Bayer Leverkusen. Das Torverhältnis (51:9) platzt auch allmählich aus allen Nähten.

Robben: "Man muss auch genießen"

Die nationale Konkurrenz hat längst kapituliert. Zweimal im Jahr darf sie gegen die Bayern antreten, seit jeher sind das die Saison-Highlights. Mittlerweile hat niemand mehr Lust, sich abschlachten zu lassen, es sei denn, man empfindet dabei Bewunderung wie Armin Veh.

Der VfB Stuttgart hat es letzten Mittwoch geschafft, die Bayern zu ärgern. Das wird aber wohl nicht mehr vielen Mannschaften gelingen. Und die Bayern haben auch nicht vor, in irgendeiner Form nachzulassen.

"So viele Punkte Vorsprung zu haben und dennoch immer voll konzentriert zu sein, ist eine schöne Herausforderung. Wir wollen immer zeigen, was wir drauf haben. Es macht dann auch mehr Spaß. Und man muss den Fußball auch genießen", sagte Arjen Robben.

Der nächste Gegner, der dies zu verhindern versuchen wird, ist der 1. FC Nürnberg. 160 Kilometer nördlich haben sich die Bayern in den letzten Jahren verhältnismäßig schwer getan. Seit 2005 gelang den Münchnern im Derby auswärts nur ein Sieg, der letzte Erfolg in Nürnberg mit mehr als einem Tor Unterschied ist über 25 Jahre her.

Zudem hat der Club mit zwei Siegen einen perfekten Rückrundenstart hingelegt. An irgendwas muss sich die Konkurrenz der Bayern ja klammern.

Bayern - Eintracht Frankfurt: Daten zum Spiel

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