Aubameyang: Von wegen Chancentod

Von Fatih Demireli
Pierre-Emerick Aubameyang ist der erste Gabuner, der in der Bundesliga trifft
© Getty

Pierre-Emerick Aubameyang kam mit dem Ruf des Chancentods zu Borussia Dortmund und schoss in seinem ersten Bundesliga-Spiel prompt drei Tore. Und das verblüffte selbst seinen Trainer, der aber auch gleich eine Warnung hinterher schickt. Der Held des Tages gab sich dagegen bescheiden.

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Albert Einstein, einer der hellsten Köpfe der Geschichte der Menschheit sagte einmal: "Es ist schwieriger, eine vorgefasste Meinung zu zertrümmern als ein Atom."

Pierre-Emerick Aubameyang, einer der schrillsten Köpfe des Fußballsports, hat den großen Einstein am Samstagnachmittag des 10. August 2013 mit einem Schlag widerlegt.

Der Gabuner kam mit dem Ruf als schnellster Fußballspieler des Planeten nach Dortmund, aber auch als ausgewiesener Chancentod vom Fach. Dass er dann bei seinem ersten Bundesliga-Auftritt prompt drei Tore erzielte, verwunderte selbst seinen Trainer.

"Ich bin nicht überrascht über das, was er anbietet", sagte Jürgen Klopp nach dem 4:0 beim FC Augsburg, "darüber", so Klopp weiter, "dass alle Bälle reingehen, aber schon." Natürlich war der BVB-Coach, der seiner neuen Wunderwaffe kurz vor Schluss Standing Ovations verschaffte, über die Tore des neuen Mannes froh: "Es ist natürlich besser so, als wenn er mit fünf Fahrkarten gestartet wäre."

Watzke nicht überrascht

Drei Tore erzielte Aubameyang, eines gekonnter als das andere - und plötzlich war Mr. Chancentod keiner mehr. "In Wilhelmshaven hatte er noch ein bisschen Pech, weil der Torwart da einen super Tag erwischt hat. Ich habe ihm vor dem Spiel gesagt, er soll locker bleiben, die Tore werden schon kommen", sagte Nuri Sahin. Und sie kamen in der 24., 66. und 79. Minute.

Nur Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, der die 13 Millionen Euro Ablösesumme an AS St. Etienne durchgewunken hatte, war wohl am wenigsten überrascht, dass Aubameyang aus vier Torschüssen drei Tore herausholte: "Man muss sich doch nur seine Statistik aus seiner Zeit in Frankreich anschauen. 19 Tore und 14 Vorlagen in 37 Spielen."

Der Held des Tages wollte nach seinem großen Auftritt - und auch das eine Widerlegung der vielen Vorurteile - nicht im Mittelpunkt stehen und verteilte die Lobesbekundungen artig an seine Kollegen: "Ich danke meinen Freunden Schmelle, Marco und Robert für die Vorlagen. Ich verstehe mich gut mit ihnen", so Aubameyang über seine Vorlagengeber.

Alle Zuspiele waren in der Tat richtig gut: "Er ist heute toll eingesetzt worden", sagte auch Klopp. Aber es war auch beeindruckend, mit welcher Antizipation der Gabuner agierte. Stark, wie er vor Marcel Schmelzers Flanke zum 1:0 die Lücke im Strafraum sah, stark wie er bei Marco Reus' Zuspiel in die Gasse lief und auch stark, wie er Robert Lewandowskis Zuspiel zum 3:0 verarbeitete.

"Brutale Qualität"

Klopp attestiert ihm eine "brutale Qualität" und auch die Mitspieler sind beeindruckt. "Das war ein sehr gutes erstes Spiel von ihm", sagte Lewandowski, der das vierte Tor des Spiels per Foulelfmeter (86.) markierte.

"Er ist richtig angekommen auf dem Platz. Ich denke, er wird uns eine Menge helfen mit seinen schnellen Sprints", so auch Neven Subotic. Nicht nur Augsburgs Linksverteidiger Matthias Ostrzolek erlebte einen extrem schwierigen Nachmittag, weil ihm Aubameyang ständig entwischte, sondern auch Hintermann Kevin Großkreutz, der mitunter richtig schwitzen musste, um Fuß zu fassen.

Mit seinem "unbeschreiblichen Tag" (Aubameyang) hat der neue Mann auch Bundesliga-Geschichte geschrieben: Er war der erste Dortmunder, der bei seinem Debüt gleich drei Mal traf, in der Bundesliga gab es aber schon einige Spieler, die dieses Kunststück gelang: Engelbert Kraus (1860 München/1963/64), Hermann Ohlicher (VfB Stuttgart/1973/74), Olaf Marschall (Dynamo Dresden/1993/94), Adhemar (VfB Stuttgart/ 2000/01) und zuletzt Martin Fenin (Eintracht Frankfurt/2007/08).

Altintop: "Niederlage zu hoch"

Der Einstand war beeindruckend, allerdings reicht er längst noch nicht aus. Aubameyang sei "ein klassischer, ganz schneller Spieler, der doch nur wegläuft", sagte Klopp. Aber: Sein Spiel müsse sich entwickeln, variabler werden, "sonst ist er irgendwann zu durchschauen."

Das gilt auch für den BVB, der an diesem Nachmittag nicht immer überzeugen konnte. Augsburg war giftig, bissig und in der ersten Hälfte bis zu Aubameyangs erstem Treffer mindestens ebenbürtig. "Der Gegner war extrem stark, entwickelte sich im Sekundentakt. Wir waren erst in der zweiten Halbzeit stärker, die Räume wurden dann größer", sagte Klopp.

Der FC Augsburg konnte dagegen einem fast schon leidtun. Der große Aufwand wurde nicht belohnt und am Ende "war die Niederlage ein, zwei Tore zu hoch", wie Halil Altintop befand. Dass es so hoch ausfiel, war das Verschulden eines Mannes, der aber selbst Albert Einstein widerlegen konnte.

Augsburg - Dortmund: Daten zum Spiel