Beim 2:2 in der BayArena zwischen Bayer Leverkusen und Mainz 05 war erst die Werkself, dann der Gast das bessere Team. Am Ende trennte man sich doch in aller Freundschaft Unentschieden.
Harmonisch ging es zu in den Katakomben der BayArena. Der wieder einmal vor dem Tor glücklose Nationalspieler Andre Schürrle plauderte mit seinem Ex-Trainer Thomas Tuchel, Leverkusens Übungsleiter Sascha Lewandowski traf den früheren Schüler Marcel Risse wieder und auch der langjährige Mainzer Manuel Friedrich musste viele Hände schütteln.
Es hatte ein wenig den Anschein eines Familientreffens. Da passte es ins Bild, dass sich Bayer Leverkusen beim 2:2 (1:0) gegen den FSV Mainz 05 mal wieder ordentlich in Geberlaune präsentierte.
Bayer und der Schlendrian
Ein bereits sicher geglaubter Sieg nach einer ansprechenden ersten Halbzeit wurde noch aus der Hand gegeben. Wie in Frankfurt (1:2), wie in Stuttgart (2:2) oder auch wie gegen Gladbach (1:1), als die Leverkusener einen Haufen Chancen liegen gelassen hatten. Der altbekannte Schlendrian schlug wieder zu. "Das kann nicht sein. Wir müssen abgeklärter und zielstrebiger sein", bemängelte Stürmer Stefan Kießling, der mit seinem fünften Saisontor für die scheinbar beruhigende Führung gesorgt hatte.
Doch es fehlte mal wieder der Killerinstinkt, die Effizienz und die Konstanz. "Wenn man hohe Ziele hat, reicht es nicht, nur 45 oder 55 Minuten so aufzutreten. Alle Spieler sind gefordert, den nächsten Schritt zu machen. Wir können uns nicht nur auf Tore von Kießling verlassen. Unsere Spielweise bringt uns fast in jedem Spiel mehr Torchancen als der Gegner. Da müssen wir effektiver werden", sagte Leverkusens Trainer Lewandowski. Es ist mit Blick auf die Historie des als "Vizekusen" verschrienen Klubs wie eine weitere Episode aus "Und täglich grüßt das Murmeltier".
Eine Serie als Muster ohne Wert
So taugt Bayer aktuell mit zwölf Punkten kaum zum ersten Jäger des enteilten Spitzenreiters Bayern München. Die Rheinländer reihen sich im vorderen Mittelfeld ein und bleiben nur in Schlagdistanz zur Spitzengruppe, weil sich die altbekannten Rivalen derzeit ähnlich ungeschickt anstellen.
"Das Ziel bleibt die Qualifikation zur Champions League", sagt Kapitän Simon Rolfes, wohlwissend, dass dafür Steigerungsbedarf vonnöten ist. Immerhin hielt die kleine Serie von sieben Spielen ohne Niederlage. Dass dies so war, lag in erster Linie an Gonzalo Castro, der drei Minuten vor Schluss zum 2:2 ausglich.
Marcel Risse hält sich beim Torjubel nicht zurück
Zuvor hatten die Mainzer vor 28.077 Zuschauern durch Tore von Adam Szalai (58.) und dem eingewechselten Risse (76.) den Spielverlauf auf den Kopf gestellt. Und hätte Andreas Ivanschitz wenige Sekunden vor dem Ausgleich die "beste Chance des Spiels" (Tuchel) nicht vergeben, die Rheinhessen wären gar mit dem dritten Sieg in Serie nach Hause gefahren.
"Vom späten Zeitpunkt und von der Entstehung her ist der Ausgleich ärgerlich. Wir mussten eigentlich keine große Drangphase überstehen", sagte Tuchel, blickte dann aber doch zufrieden drein: "Sieben Punkte aus drei Spielen, davon zwei auswärts, ist schon in Ordnung."
Schließlich war ja auch großes "Familientreffen" in Leverkusen. Ein Tag, den Risse sichtlich genoss. Er sei froh, dass er nach seiner fünfwöchigen Auszeit noch ins Spiel gekommen und ihm das Tor vergönnt gewesen sei, meinte Risse: "Da muss man sich dann auch nicht zurückhalten wie das andere Spieler machen, wenn sie auf ihren Ex-Verein treffen."
Nur Wetklo passte nicht ins Bild
Zurückhalten wollte sich auch 05-Schlussmann Christian Wetklo nicht, der sich nach früher Gelber Karte wütend am Rande eines Platzverweises bewegte. "Er ist ja nicht der einzige Torhüter, der polarisiert und emotional aufschaukeln kann. Er lässt sich durch die Emotionalität aber nicht ablenken und bringt das Spiel konzentriert zu Ende", sagte Tuchel.
Elf Punkte haben die Mainzer inzwischen auf der Habenseite, das kann sich sehen lassen. Für die Leverkusener, die in ihr Mammutprogramm von 15 Spielen in 57 Tagen gestartet sind, geht es am Donnerstag in der Europa League bei Rapid Wien weiter, ehe am nächsten Sonntag Bayern München der Gegner heißt. Dort gab es seit dem 21. Oktober 1989 schon keinen Sieg mehr. Die Aussichten waren schon mal rosiger in Leverkusen.
Leverkusen - Mainz: Daten zum Spiel