Aaron Hunt (Werder Bremen): "Die Enttäuschung ist riesig. Wir haben es nicht geschafft, den erhofften Bigpoint einzufahren. Wir haben viel investiert, das war nicht einfach bei dem Wetter. Deshalb ist es umso bitterer, dass wir das nur bis zur 85. Minuten umsetzen konnten. Es ist schwer zu erklären, warum wir uns das in den letzten Minuten noch haben nehmen lassen. Wir haben ein gutes Spiel gemacht, haben dann aber zweimal nicht aufgepasst und zweimal Gegentore durch die Mitte kassiert. Das darf nicht passieren, da wurden wir für unsere Fehler bitter bestraft. Im Moment überwiegt trotz einer ordentlichen Leistung ganz klar die Enttäuschung."
Sven Schipplock (1899 Hoffenheim): "Mein Auftrag war, nochmal alles zu versuchen und mich vorne reinzuhauen - umso schöner, dass es funktioniert hat."
Andreas Beck (1899 Hoffenheim): "Es war ein Spiel, das nicht nach unserem Plan lief und in dem wir nie richtig in Tritt finden konnten. Dass wir hier einen Punkt mitnehmen, ist für uns Gold wert."
Nachbetrachtung:
In Bremen wurde im Vorfeld alles versucht und dann während der 90 Minuten gegen Hoffenheim auch. Seit der als sehr positiv empfundenen Reaktionen der Fans vor Wochenfrist in Leverkusen stimmte sich eine Stadt auf das wichtigste Spiel der Saison ein. Die Atmosphäre im Stadion war dann in der Tat außergewöhnlich - zumindest für Bremer Verhältnisse. Von den leidigen Klatschpappen bis hin zur bedingungslosen Unterstützung eines jeden Einzelnen deckten die Fans das gesamte Spektrum ab.
Die Primärtugenden sollten so geweckt werden: Zusammenhalt, Einsatzbereitschaft, Entschlossenheit. Die Bremer Mannschaft ist der Einladung ihrer Fans gefolgt und hat sich in derlei Hinsicht sehr ordentlich präsentiert.
Gegen den direkten Konkurrenten, der vor dem bereits abgestiegenen Greuther Fürth den zweiten direkten Abstiegsplatz belegt und mit fünf Punkten Rückstand nach Bremen reiste, wurde der angedeutete Aufwärtstrend aus der Leverkusen-Partie bestätigt.
Allerdings stellt sich unweigerlich auch die Frage, ob man grundlegende Elemente des Spiels nicht einfach als Selbstverständlichkeit erwarten darf? Im Umkehrschluss erhärtet sich der Verdacht, dass dies in den letzten Wochen nicht der Fall war.
Mit diesen Basics auf dem Rasen war Werder tatsächlich kurz davor, eine völlig verkorkste Saison doch noch vorzeitig zu einem halbwegs versöhnlichen Ende zu bringen. Zwar waren die Bremer gegen 1899 Hoffenheim nicht die bessere Mannschaft. Aber sie führten bis zur 85. Minute immerhin mit zwei Toren Vorsprung. Auf fiktive acht Punkte war der Vorsprung vor den Kraichgauern angewachsen. Ein uneinholbares Polster bei nur noch zwei ausstehenden Spielen.
Der direkte Abstieg - und mit dem musste sich in Bremen in den letzten Tagen auch der letzte Zweckoptimist beschäftigen - war abgewendet. Mit Glück, Geschick und großem Einsatz wurde ein fußballerisch überlegener Gegner in Schach gehalten. Bis Werder wieder einmal unkonzentriert wurde und Sven Schipplock die verrückte Idee hatte, in der Schlussphase der Partie doch noch zwei Tore zu erzielen.
So voreilig und glimpflich darf sich diese Saison für Werder also offenbar nicht in Wohlgefallen auflösen. Die Schlussphase der Partie im Weserstadion passt so perfekt in diese Spielzeit, als wäre sie nach Drehbuch aufgeführt worden. Das Leiden geht weiter an der Weser, die Entscheidung ist aufgeschoben. Und mittlerweile blicken die Verantwortlichen auch ungeniert auf die Spielfelder der Konkurrenz. "Ich hoffe, das Freiburg morgen Augsburg schlägt", sagte Thomas Eichin nach der Partie.
Eichin ist seit Mitte Februar offiziell im Amt. Seitdem hat Werder von elf Spielen kein einziges mehr gewonnen und dabei von 33 möglichen lediglich fünf Punkte geholt. Gegner Hoffenheim hat mit Trainer Markus Gisdol an der Seite aus den letzten fünf Partien immerhin acht Zähler erspielt. Der Trend spricht weiter nicht für Grün-Weiß. Immerhin aber spielt zumindest ein Konkurrent weiter brav mit.
Fortuna Düsseldorf ist ähnlich schwach auf der Brust wie Werder, hat seit zehn Spielen nicht mehr gewonnen und dabei nur drei Pünktchen ergattert. In Bremen wird deshalb auch gerne der Abzählreim bemüht, nachdem sich an der Punktekonstellation im Vergleich zu den Kontrahenten nichts ändert - die Spieltage aber verrinnen.
Das Restprogramm hält neben Eintracht Frankfurt (zu Hause) noch die Partie beim 1. FC Nürnberg bereit - derzeit wohl die schwächste Mannschaft der Bundesliga. Das gibt Hoffnung, neben dem Offensiv-Alleinunterhalter Kevin de Bruyne, Hoffnung.
1899 Hoffenheim dagegen schleppt den Rucksack der Kurz-Müller-Ära mit sich herum und läuft weiterhin fieberhaft den verlorenen Punkten des Winters hinterher. Anders als in Bremen hat die TSG in einer Saison bereits das Für und Wider eines Trainerwechsels im Feldversuch demonstriert. Was mit diesem Kader möglich ist, zeigt Markus Gisdol auf bemerkenswerte Art.