Hamburgs Talfahrt geht ungebremst weiter

Von Stefan Rommel / Jan Konietzny
Das Hamburger Ende: De Camargo (M.) steigt zwischen Rajkovic und Son hoch und köpft das 0:1
© Getty

Die Talfahrt des Hamburger SV geht scheinbar unaufhaltsam weiter. Am 6. Spieltag setzte es für den HSV gegen Borussia Mönchengladbach beim 0:1 (0:0) bereits die fünfte Niederlage. Trotz der neuerlichen Niederlage soll Trainer Michael Oenning auch im nächsten Spiel in Stuttgart auf der Bank sitzen, wie Sportchef Frank Arnesen nach dem Spiel erklärte.

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Vor 55.800 Zuschauern in Hamburg erzielte Igor de Camargo das Tor des Tages (66.). Gladbach hält sich mit dem vierten Saisonsieg oben, der HSV ist mit einem Punkt weiter Tabellenletzter.

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Trotzdem wird Trainer Oenning auch am kommenden Freitag in Stuttgart auf der Hamburger Bank sitzen, wie Sportchef Arnesen unmittelbar nach der Partie erklärte.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Der HSV ohne den verletzten Guerrero, dafür rückt Rincon in die Startelf. Skjelbred als Regisseur hinter der einzigen Spitze Petric. Oenning setzt auf ein 4-2-3-1.

Mönchengladbach mit Marx im defensiven Mittelfeld, Nordtveit sitzt nur auf der Bank. Hanke fehlt verletzt, dafür beginnt Herrmann im rechten Mittelfeld.

28.: Einen hohen Ball legt Herrmann zurück auf Reus. Der zieht sofort mit links aus 25 Metern ab, der Ball geht aber ein Stück rechts vorbei.

34.: Freistoß Petric aus halbrechter Position, ca. 25 Meter Torentfernung. Mit Zug, aber halt auch direkt auf ter Stegen. Harmlos.

48.: Schönes Direktspiel von Gladbach. Reus auf de Camargo. Der zieht aus 17 Metern ab, aber Drobny wehrt den Flachschuss mit dem rechten Bein ab.

49.: Reus mal wieder als Vorbereiter, diesmal bedient er Arango. Dessen Schuss aus elf Metern wird aber im letzten Moment von Rajkovic abgeblockt.

59.: Son auf Töre, der sich gegen Jantschke durchsetzt und auf den zweiten Pfosten flankt. Tesche köpft aufs Tor. Daems wirft sich ihm entgegen und wehrt den Ball mit dem Arm ab.

66., 0:1, de Camargo: Freistoß Arango aus dem rechten Halbfeld. Son lässt De Camargo einfach gewähren, auch Rajkovic kann nicht mehr eingreifen. Der Kopfball aus fünf Metern ist ein Leichtes. Drobny ohne Chance.

76.: Bobadilla mit der Hacke auf Reus. Der legt clever zurück an den Elfer. Arangos Pfund aus elf Metern fischt Drobny aber magisch aus dem Winkel.

Fazit: Ein verdienter Sieg für Gladbach, das reifer war und mehr in die Offensive investierte. Der HSV defensiv verbessert, aber im Angriffssspiel erschreckend harmlos.

Der Star des Spiels: Marco Reus brauchte, wie alle anderen auf dem Platz, 45 Minuten Anlaufzeit. Dann aber war der Nationalspieler an wirklich jeder gefährlichen Szene der Gäste beteiligt. Obwohl auch Reus nicht alles gelang, war er vom HSV kaum mehr in den Griff zu bekommen. Der Lichtblick beim HSV: Rajkovic, der sich immer mehr als bester Einkauf der Sommerpause entpuppt.

Der Flop des Spiels: Die Offensivreihe im Hamburger Mittelfeld. Jansen, Skjelbred und Jarolim brachten weder Tempo, noch Ideen, noch Torgefahr ein, wobei die Aufstellung Jarolims auf die rechte Seite schon auch sehr gewagt war. Am Ende wurden alle drei ausgewechselt, mit Töre und Son kam zumindest ein paar Minuten aus dem Mittelfeld Druck.

Der Schiedsrichter: Peter Sippel hatte mit der insgesamt fairen Partie kaum Probleme - leistete sich aber eine dicke Fehlentscheidung: Daems' Handspiel hätte er mit Elfmeter ahnden müssen. Insofern nahm Sippel trotz einer ansonsten guten Leistung entscheidend Einfluss auf den Ausgang der Partie.

Analyse: Beide Mannschaften lieferten sich ein 45-minütiges Abtasten - was Hamburg und Gladbach in der ersten Halbzeit in der Offensive anboten, hatte mit Bundesligaformat nichts zu tun. Hamburg stand in der Rückwärtsbewegung ganz gut, vor allen Dingen passte es im Zentrum mit Rincon/Tesche und Rajkovic/Westermann dahinter. Sobald der Ball aber die Mittellinie überquerte, fehlte jegliche Struktur.

Ohne erkennbaren Plan wurden die Angriffe vorgetragen, Skjelbred war bemüht, hatte aber keine Ideen. Die Außen Jarolim und Jansen hatten keinen Zug nach vorne. Im Zweifelsfall erledigte der katastrophale Rasen den Rest. Gladbach spielte wie erwartet, sponn hinter der Mittellinie ein engmaschiges Netz und konterte schnell. Hier blieb es allerdings bei ein paar Versuchen. Die Gäste waren ungewohnt unsicher im Passspiel. Insgesamt gab es so in der ersten Halbzeit insgesamt fünf Torschüsse - lediglich einer ging dann auch aufs Tor.

Gladbach war nach dem Wechsel schnell drin im Spiel, der HSV spielte weiterhin mit einer enormen Unwucht: Jarolim zog es immer in die Mitte, die rechte Seite blieb total verwaist, weil Mancienne nie nachrückte. Erst Oennings Einwechslungen von Son und Töre brachten Tempo und etwas Spielwitz ins Hamburger Spiel.

Dass am Ende aber mit Jarolim auch der dritte der Mittelfeld-Offensivreihe ausgewechselt wurde und auf 4-4-2 umgestellt wurde, rückt Oennings eigentliches Vorhaben in ein fahles Licht. Ein unterirdisches Abwehrverhalten bei einem Standard, für den sich der HSV wegen zwei Wechseln der Gladbacher über eine Minute Zeit zur Absprache lassen konnte, brach den Hamburgern aber das Genick. Es war bereits das achte Gegentor nach einem ruhenden Ball in dieser Saison.

Hamburg danach teilwiese vogelwild, lud Gladbach mit einfachsten Ballverlusten im Mittelfeld zu Kontern ein. Die Gäste müssen sich vorwerfen lassen, in der Phase den Sack nicht frühzeitig zugemacht zu haben.

Hamburg - Gladbach: Daten zum Spiel

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