"Es war schön, dass der Schiedsrichter direkt abgepfiffen hat. Da konnte ich liegen bleiben und genießen", sagte Müller. Damit bewies Bayern München nach dem Einzug ins Champions-League-Finale Moral und verabschiedete sich mit einem Sieg vom heimischen Bundesliga-Publikum.
Für Stuttgart war es dagegen ein bitterer Nachmittag. Die Schwaben rutschten nach der ersten Niederlage im elften Spiel auf Rang sechs ab und müssen nun doch noch um die direkte Qualifikation für die Gruppenphase der Europa League zittern. "Es ist schade, dass wir es jetzt nicht mehr in der eigenen Hand haben", sagte Stuttgarts Sportdirektor Fredi Bobic.
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Die Niederlage war auch Folge des 26. Saisontreffers von Mario Gomez (32.), der als einer der wenigen Stars aus der Stammformation auflief. Im bedeutungslosen letzten Heimspiel des Rekordmeisters vor dem Finale der Königsklasse am 19. Mai hatte Trainer Jupp Heynckes eine B-Elf aufgeboten.
So kam auch Torhüter Jörg Butt zu seinem Abschiedsspiel für die Bayern und war somit dabei, als der FCB die 14. Partie im eigenen Wohnzimmer ohne Niederlage (2 Niederlagen, ein Unentschieden) bestritt und zum sechsten Mal in Folge gegen die Schwaben gewann. "Für mich war es sehr schön. Im Stadion war eine tolle Atmosphäre", sagte Butt. 69.000 Zuschauer feierten mit bayrischen Blaskapellen aber nicht nur den Keeper und den Sieg, sondern vor allem den historischen Finaleinzug.
Nach der siebten englischen "Hammerwoche" und dem Krimi von Madrid freuen sich die Bayern nun, unter der Woche die Beine hochlegen zu dürfen. Heynckes kündigte für Montag und Dienstag bereits zwei freie Tage an.
Mazas Fehler leitet Niederlage ein
Die Bayern-Bank mit unter anderem Bastian Schweinsteiger, Philipp Lahm, Arjen Robben und Toni Kroos war wohl eine der teuersten der Klub-Geschichte - gleich acht Spieler tauschte der 66-Jährige im Vergleich zum Spiel in Madrid am vergangenen Mittwoch. Laut Bayerns Sportdirektor Christian Nerlinger machte der zweite Anzug seine Sache gut: "Wir haben heute gezeigt, dass unsere zweite Mannschaft mithalten kann."
Lediglich Mario Gomez ließ es sich nicht nehmen, eine Halbzeit gegen seinen Ex-Klub aufzulaufen. Sein Einsatz sollte sich lohnen. Der 26-Jährige profitierte nach gut einer halben Stunde von einem Kapitalfehler des Stuttgarter Tasci-Ersatzes Maza, der eine missglückte Rückgabe an Müller weiterleitete.
Der Nationalspieler zögerte kurz, sah jedoch Gomez herbeieilen - und der dankte mit dem Treffer zur Führung. Der Kampf um die Torjägerkrone mit dem Schalker Klaas Jan Huntelaar war für ihn dabei eher nebensächlich: "Ich habe zwei riesen Ziele. Das sind die Finals, und es ist nicht die Torjägerkrone."
"Wir wollen rot-weiße Trikots"
Stuttgart hatte sich zu Beginn keineswegs demütig gezeigt, sondern versuchte mitzuspielen. Der ehemalige Bayer Georg Niedermeier köpfte gleich nach fünf Minuten vollkommen freistehend an die Latte. Shinji Okazaki tat es ihm gleich (36.), Vedad Ibisevic scheiterte kurz später an Butt (38.).
Für die größte Aufmerksamkeit auf dem Spielfeld sorgten allerdings die neuen Auswärtstrikots der Bayern, deren orangefarbene Applikationen schon nach 20 Minuten den Unmut der Fans ("Wir wollen rot-weiße Trikots") auf sich zogen. Auch in der zweiten Hälfte spielte sich das Geschehen weitestgehend im Mittelfeld ab.
Die eingewechselten Helden von Madrid, David Alaba und Schweinsteiger, genossen ihr Schaulaufen - konnten aber keine Akzente setzen. In der Schlussphase ging es noch einmal hoch her. Doch Olic (79.) scheiterte genauso wie Gentner (88.), Robben und Müller (89.). Kurz darauf machte es Müller besser und setzte den Schlusspunkt, als er den Ball überlegt an Ulreich vorbei schob.
Bayern - Stuttgart: Daten zum Spiel