Fans stellen Frontzeck zur Rede

SID
Auch Kapitän Filip Daems (l.) war nach der Gladbacher Niederlage enttäuscht

Sieben Spiele ohne Sieg, mit 27 Gegentoren die Schießbude der Liga. Die Lage bei Borussia Mönchengladbach ist äußerst angespannt. Nach Spielschluss stellten enttäuschte Fans das Trainer-Team zur Rede.

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Die Spieler waren mit hängenden Köpfen bereits in der Kabine verschwunden, da stellte sich das Trainerteam von Borussia Mönchengladbach rund 250 enttäuschten Fans in der Nordkurve.

"Die Fans wollten wissen, was los ist", erklärte Coach Michael Frontzeck nach der deftigen 1:4 (0:2)-Heimniederlage des fünfmaligen deutschen Meisters gegen Werder Bremen. "Man mag es kaum glauben, aber es war ein angenehmes Gespräch", sagte Frontzeck weiter.

Eberl: "Schießbude der Nation"

Alles andere als angenehm ist die derzeitige Situation in Gladbach. Sieben Spiele ohne Sieg, die mit 27 Gegentoren schlechteste Abwehr der Liga und eine unterirdische Chancenverwertung bedeuten Abstiegskampf.

"Wir sind da, wo wir nicht hinwollten", meinte Frontzeck. Der ehemalige Gladbacher Profi sitzt trotz der desolaten Zwischenbilanz derzeit aber (noch) fest im Sattel.

Besonders das Defensivverhalten um den erneut unsicheren belgischen Nationaltorhüter Logan Bailly ist derzeit nicht erstligatauglich. "Es kann nicht angehen, dass wir die Schießbude der Nation sind", meinte Sportdirektor Max Eberl, der vor dem Spiel noch von einer baldigen Trendwende gesprochen hatte.

Nach der dritten Heimniederlage der Saison musste Eberl seine Meinung aber korrigieren. Jeder im Verein wisse, wie ernst die Lage sei, so Eberl. Während Mannschaften, mit denen sich die Borussia vor der Saison auf Augenhöhe gesehen hatte, munter punkten, fängt sich Gladbach ein Gegentor nach dem anderen ein.

Höhnischer Beifall für Bailly

Die Fans haben den Schuldigen ausgemacht: Bailly. Höhnisch wurde jeder harmlose abgefangene Ball des Belgiers mit Beifall bedacht. "Ich mag es nicht, wenn der Torhüter an den Pranger gestellt wird", erklärte Frontzeck. Einen Freifahrtschein gab aber auch der Coach seiner Nummer eins vor dem Pokalspiel am Mittwoch gegen Bayer Leverkusen nicht: "Ich muss die Situation sacken lassen", meinte Frontzeck.

Nach Spielschluss hallten Pfiffe durch das Stadion, einige Fans riefen: "Wir haben die Schnauze voll." Da fand auch der Ex-Borusse Marko Marin keine tröstenden Worte.

"Was soll man in so einer Situation sagen? Da fällt es schwer, Mut zuzusprechen. Ich hoffe, dass sie so schnell wie möglich da unten rauskommen", sagte Marin, der nach dem Abpfiff in die Gladbacher Kabine geeilt war.

In den kommenden Wochen muss die Borussia aber nicht nur die Abwehr stabilisieren, sondern auch die Chancen im Angriff nutzen. Trotz zahlreicher guter Möglichkeiten resultierte der einzige Mönchengladbacher Treffer bezeichnender Weise aus einem Eigentor von Per Mertesacker (67.).

Pizarro stellt neuen Rekord auf

Während die Gladbacher am Boden zerstört waren, feierten die Bremer ihren ersten Erfolg im Borussia-Park. Im Mittelpunkt stand dabei Claudio Pizarro. Mit seinem Treffer zum Endstand ist der Peruaner mit 134 Toren nun erfolgreichster ausländischer Torjäger der Liga-Geschichte.

Zuvor hatte er sich Platz eins mit Giovane Elber (133) geteilt. "Er ist ein herausragender Spieler mit fantastischen Fähigkeiten", meinte Trainer Thomas Schaaf, der sich zudem über die Treffer von Marin (5.), Wesley (12.) und Aaron Hunt (51.) freute.

"Die Tore haben uns Selbstvertrauen gegeben. Wir sind auf einem guten Weg", erklärte Schaaf, dessen Team so langsam den Anschluss an die oberen Tabellenplätze herstellt. Großen Anteil am Erfolg hatte auch Ersatztorhüter Sebastian Mielitz, der den am Knie verletzten Tim Wiese glänzend vertrat.

Pizarro will die Meisterschaft

Pizarro gab als Ziel schon einmal die "Meisterschaft" aus, doch darüber wollte Schaaf nicht nachdenken.

Man müsse sich Stück für Stück verbessern, so der Werder-Coach, dessen Team durch den Erfolg auch eine gelungene Generalprobe für den Pokalhit am Dienstag bei Titelverteidiger Bayern München feierte.

Gladbach - Bremen: Daten zum Spiel