Einigkeit auf dem Platz, Scharmützel im Umfeld

SID
Nach Marco Reus' Treffer gegen Hannover war wieder Hoffnung in den Gladbacher Gesichtern
© Getty

Die Spieler von Borussia Mönchengladbach dürfen nach einem weiteren Überraschungscoup wieder mehr denn je vom Klassenerhalt träumen, doch die Querelen im Umfeld sorgen beim Abstiegskandidaten weiter für Unruhe.

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Die Spieler stemmen sich in beeindruckender Manier gegen den drohenden Abstieg, doch hinter den Kulissen tobt der Machtkampf bei Borussia Mönchengladbach ohne Rücksicht auf Verluste weiter. Nur wenige Minuten nach dem 1:0 (0:0) beim Champions-League-Anwärter Hannover 96 und dem zweiten Überraschungssieg innerhalb einer Woche griff Sportdirektor Max Eberl die "Initiative Borussia" um Stefan Effenberg heftig an.

"Angeblich geht es allen immer nur um Borussia. Das ist zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt bekannt gemacht worden", sagte Eberl in Richtung der vereinsinternen Opposition. Diese hatte unter der Woche offiziell angekündigt, die bisherige Führung stürzen zu wollen: "Meiner Meinung nach wurde das bewusst gemacht, um Unruhe zu schüren."

Kurz vor dem Spiel hatte sich auch der frühere Profi und Trainer Horst Köppel der Initiative angeschlossen. Köppel wird als Präsidentschaftskandidat gehandelt, Effe soll als Sportdirektor Eberl ablösen.

Nur noch zwei Punkt auf Frankfurt

Die Spieler ließen sich von dem offenen Machtkampf nicht beeindrucken - ganz im Gegenteil. Sieben Tage nach dem 1:0-Erfolg gegen Borussia Dortmund gelang ihnen in Hannover ein zweiter Überraschungscoup. Mit nun 32 Punkten liegen die Gladbacher nur noch zwei Zähler hinter Eintracht Frankfurt auf dem Relegationsplatz.

"Mich interessiert das nicht, was Effe macht", hatte der überragende Siegtorschütze Marco Reus auf die Unruhe im Umfeld reagiert. Und auch alle anderen Beteiligten wiesen Einflüsse auf die sportlichen Belange weit von sich.

Gladbach-Defensive stabil

"Ich konzentriere mich nur auf meinen Job", sagte Trainer Lucien Favre, unter dem die Borussia vor allem in der Defensive endlich zu Stabilität gefunden hat. In der Hinrunde waren die Gladbacher noch die Schießbude der Liga, gegen Hannover ließ die Abwehr keine ernsthafte Chance zu.

"Das Vertrauen kommt langsam. Die Mannschaft arbeitet gut, hart und konzentriert. Sie geht gut mit dem Druck um", sagte Favre, der mit seinem Team am kommenden Samstag gegen den SC Freiburg antreten muss. Am 14. Mai reisen die Gladbacher zum Hamburger SV.

So spielt kein Absteiger

"Die Spieler haben viel Überzeugung, den Abstieg zu verhindern", sagte Favre zur Einstellung seines Teams. Mehr Torschüsse, mehr Ballbesitz, mehr gewonnene Zweikämpfe - so, wie die Gladbacher in Hannover bei einem Champions-League-Anwärter antraten, spielt wahrlich kein Absteiger.

Doch auch Favre ist sich der weiterhin prekären Situation bewusst. "Wir müssen unbedingt gegen Freiburg gewinnen. Egal gegen wen, wir müssen Punkte machen, sonst sind wir tot."

Die Fans haben sich nach den leidenschaftlichen Auftritten längst mit der Mannschaft wieder versöhnt und feierten den Auswärtssieg wie den Klassenerhalt. Und auch in der Frage der sportlichen Führung im Verein scheinen die Fronten geklärt.

Tiger hat falsche Freunde

Vor der Jahreshauptversammlung am 29. Mai, auf der die Effe-Revolution stattfinden soll und die Opposition eine Zwei-Drittel-Mehrheit der Mitglieder für ihre Satzungsänderung braucht, haben sich die Anhänger zum Großteil auf die Seite der bisherigen Führung geschlagen.

Das Fanprojekt Mönchengladbach (FPMG) äußerte sich zuletzt äußerst kritisch zu den Plänen. Und auch in Hannover gab ein Plakat mit der Aufschrift "Tiger, du hast die falschen Freunde!", die wohl vorherrschende Meinung über Effenberg wieder.

Hannover - Gladbach: Daten zum Spiel

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