Gomez schießt Stuttgart ab

Von Stefan Rommel
Torschützen unter sich: Ribery, Müller und Gomez (mit Contento) bejubeln das 1:4
© Getty

Der VfB Stuttgart setzt seine Talfahrt beim Bundesliga-Debüt von Trainer Bruno Labbadia auch im letzten Spiel des Jahres fort. Die Schwaben verloren am 17. Spieltag mit 3:5 (0:3) gegen den FC Bayern München und überwintern damit auf Abstiegsplatz 17. Die Bayern rücken auf Rang fünf vor, mit 14 Punkten Rückstand auf Spitzenreiter Borussia Dortmund.

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Vor 40.500 Zuschauern in der Mercedes-Benz Arena erzielten Mario Gomez (31./52./54.), Thomas Müller (36.) und Franck Ribery (43.) die Tore für die Gäste. Die Treffer von Martin Harnik (49./64.) und Christian Gentner (70.) waren nur Kosmetik.

Durch die elfte Saisonniederlage bleibt Stuttgart bei lediglich zwölf Punkten stehen - die schlechteste Hinrundenbilanz aller Zeiten für den VfB. Für die Bayern war es der 50. Sieg im 87. Südgipfel.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Beim VfB sitzt Gentner nur auf der Bank, für ihn beginnt Kuzmanovic im defensiven Mittelfeld. Degen ist nicht mal im Kader, der junge Bicakcic soll rechts in der Viererkette Ribery stoppen. Tasci verteidigt innen an Stelle von Niedermeier. Pogrebnjak kommt für den gesperrten Marica ins Team.

Bei den Bayern fehlt Schweinsteiger kurzfristig. Ottl rückt neben van Bommel ins defensive Mittelfeld. Gomez ist wieder fit und stürmt. Müller zentral dahinter, Altintop rechts auf dem Flügel.

7.: Freistoß Boka von halbrechts. Müller verliert Bicakcic aus den Augen. Kopfball völlig frei aus acht Metern, aber direkt auf Butt.

31., 0:1, Gomez: Böser Ballverlust von Bicakcic in der eigenen Hälfte. Müller schaltet sofort um, Pass in die Tiefe auf Gomez. Tasci rutscht vorbei. Gomez schlenzt den Ball mit links aus elf Metern unhaltbar unter die Latte.

36., 0:2, Müller: Pass auf Gomez. Der setzt sich irgendwie gegen Delpierre durch. Querpass an den Fünfer. Müller spritzt rein und drückt den Ball aus vier Metern über die Linie.

43., 0:3, Ribery: Fehlpass Boka im Mittelfeld. Ottl gleich auf Ribery. Der zieht von links in die Mitte und zieht aus 20 Metern ab. Halbhoch ins linke Eck, Ulreich ohne Chance.

46.: Ecke Kuzmanovic. Pogrebnjak verlängert an den zweiten Pfosten, aber Cacau köpft aus fünf Metern völlig unbedrängt drüber.

49., 1:3, Harnik: Guter Ball von Boka auf Pogrebnjak, der Tymoschtschuk enteilt und von rechts an den Fünfer legt. Harnik ist da und drückt den Ball über die Linie.

52., 1:4, Gomez: Ribery entwischt Bicakcic. Harmlose Flanke an den Fünfer. Ulreich lässt den leichten Ball aus den Händen gleiten. Gomez ist da und staubt aus fünf Metern ab.

54., 1:5, Gomez: Müller lupft den Ball lässig an den Fünfer. Ulreich ist draußen, Träsch köpft ihm den Ball aber weg. Müllers Schuss hält Ulreich noch stark, den Abpraller versenkt erneut Gomez aus drei Metern.

57.: Harnik flankt von rechts. Pogrebnjak trifft aus sechs Metern per Kopf die Latte, den Abpraller bringt Boka nicht an Butt vorbei.

58.: Müller und Ulreich gehen gemeinsam zum Ball, aber der Stuttgarter Torhüter lässt den schon sicheren Ball wieder aus den Händen gleiten. Ribery scheitert am auf der Linie stehenden Tasci.

64., 2:5, Harnik: Cacau schickt Harnik auf die Reise. Contento viel zu weit weg. Trockener Schuss aus 14 Metern ins lange Eck.

70., 3:5, Gentner: Flanke von Gentner aus dem Halbfeld. Boka und Cacau kommen nicht ran. Butt ist irritiert, der Ball fliegt ins lange Eck.

Fazit: Verdienter Bayern-Sieg gegen in einigen entscheidenden Szenen unterirdische Stuttgarter, die allerdings über weite Strecken der Partie auf Augenhöhe waren.

So diskutierten die mySPOX-User während des Spiels!

Der Star des Spiels: Mario Gomez erlegte seinen Ex-Klub quasi im Alleingang und zeigte den großen Unterschied zwischen den Bayern und dem VfB an diesem Abend auf: Mit drei Torschüssen traf Gomez dreimal. Seine Saisontore zehn, elf und zwölf. Und dazu noch der Assist bei Müllers 0:2.

Die Gurke des Spiels: Man hätte einige Stuttgarter Akteure nehmen können, aber Sven Ulreich erwischte einen besonders schwarzen Tag und wurde in der zweiten Halbzeit zum Sinnbild des Stuttgarter Grauens. Ulreich wurde immer unsicherer, verschuldete das 1:4 und sah auch beim fünften Gegentor nicht gut aus.

Die Pfeife des Spiels: Thorsten Kinhöfer griff früh durch, zeigte in der ersten Viertelstunde zweimal Gelb und hatte das umkämpfte, aber keinesfalls unfaire Spiel deshalb ganz gut im Griff. In der zweiten Halbzeit aber mit einigen zweifelhaften Entscheidungen. Hätte van Bommel zudem nach einem Schlag gegen Pogrebnjak zwingend verwarnen müssen.

Analyse: Stuttgart von Beginn an wacher und aggressiver, verschob gut und überraschte die Bayern teilweise mit sehr frühem Forechecking. Die Gäste kamen damit nicht zu Recht, im Spielaufbau merkte man das Fehlen von Schweinsteiger und Kroos quasi bei jedem Angriff.

Erst nach einer halben Stunde stellten sich die Bayern besser auf den Gegner ein und zeigten dann, warum sie oben und der VfB ganz unten steht: Drei Chancen bekamen die Münchener vor der Pause auf dem Silbertablett serviert und nutzten alle drei eiskalt.

Der VfB machte sich eine starke Mannschaftsleistung innerhalb von zwölf Minuten durch haarsträubende individuelle Fehler selbst kaputt. Mit dem ersten Gegentreffer sank auch das vorher zaghaft erarbeitete Selbstvertrauen auf den Nullpunkt und die Mannschaft ließ sich danach förmlich überrumpeln und zerfiel in ihre Bestandteile.

Wie sich die Mannschaft nach dem frühen 1:3 die Tore quasi selbst ins Netz schoss, war schon mehr als peinlich und amateurhaft. Völlig verunsichert gelangen nicht einmal mehr einfachste Dinge.

Labbadias Wahl, Bicakcic' als Rechtsverteidiger zu stellen, sollte sich als Fehler entpuppen. Der junge Verteidiger hatte einfach nicht das nötige Tempo, um Ribery und zeitweise auch Müller aufzuhalten und erlebte einen ganz bitteren Abend.

Den Bayern genügte eine durchschnittliche Leistung und eine phantastische Chancenverwertung, um einen taumelnden VfB in Schach zu halten. Das klare Ergebnis sollte aber nicht über etliche Schwächen im Bayern-Spiel hinwegtäuschen.

Stuttgart - Bayern: Daten zum Spiel

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