Köln stürzt Stuttgart in die Krise

Von Stefan Rommel
Der Anfang vom Stuttgarter Ende: Kölns Sebastian Freis köpft eine Ehret-Flanke zum 0:1 ins Tor

Der VfB Stuttgart ist in der Bundesliga endgültig in der ersten Krise der noch jungen Saison angekommen. Die Schwaben verloren am 6. Spieltag vor heimischem Publikum gegen den Tabellenletzten 1.FC Köln mit 0:2 (0:1) und hängen mit fünf Punkten aus sechs Spielen ganz tief im Tabellenkeller fest.

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Die Tore vor 42.000 Zuschauern auf der Baustelle Mercedes Benz Arena erzielten Kölns Zugang Sebastian Freis (25.) nach einem schweren Fehler von Stuttgarts Christian Träsch und Wilfried Sanou nach einem kapitalen Bock von Jens Lehmann (89.).

Für den VfB war es die erste Heimniederlage seit dem 11. Spieltag der vergangenen Saison - damals auch gegen den 1. FC Köln (1:3). Für die Gäste war es der erste Dreier in dieser Saison.

Der SPOX-Spielfim:

Vor dem Anpfiff: Der VfB ohne Kapitän Hitzlsperger, der eine Kreativpause benötigt. Kuzmanovic kommt dafür zu seinem Start-Debüt im defensiven Mittelfeld. Hleb kuriert seine Muskelverhärtung aus, für ihn beginnt Gebhart auf der linken Mittelfeldseite. Ansonsten keine Änderungen im Vergleich zum CL-Spiel.

Beim FC fehlt ebenfalls der Kapitän. Novakovic zwickt schon wieder die Leiste, also beginnt Ishiaku für den Slowenen. Chihi sitzt wieder draußen und wird durch Freis ersetzt.

25., 0:1, Freis: Träsch vertändelt fahrlässig rechts. Ehret flankt sofort zur Mitte. Freis ist total frei und setzt den Ball aus sechs Metern gegen Lehmanns Laufrichtung ins linke Eck.

31.: Khedira führt einen Freistoß am Sechzehner schnell aus. Gebhart schließt aus sieben Metern hart bedrängt von Mohamad ab. Knapp rechts vorbei.

35.: Ballgewinn FC am eigenen Sechzehner. Maniche schickt Ehret auf die Reise, der Träsch locker abhängt. Ehret alleine vor Lehmann, haut den Ball aus sechs Metern aber nur an den linken Außenpfosten.

41.: Khedira bedient Gebhart schön im Sechzehner. Der versucht völlig frei den Schlenzer ins lange Eck und haut den Ball zirka zehn Meter am Tor vorbei.

45.: Freistoß Cacau von links. Mondragon und Petit sprechen sich nicht ab und der Portugiese köpft den Ball fast ins eigene Tor.

Halbzeit-Fazit: Der VfB zwar mit fast 70 Prozent Ballbesitz, aber ohne Ideen. Und wenn dann auch noch Anfängerfehler dazu kommen wie bei Träsch, dann liegt man auch gegen den Tabellenletzten zu Hause hinten.

61.: Khedira zieht aus 25 Metern mal ab. Ganz nett, aber gut einen halben Meter links vorbei.

68.: Ecke FC. Träsch verlängert unfreiwillig an den zweiten Pfosten, wo Mohamad völlig freistehend aus vier Metern vorbei köpft.

71: Ecke von Rudy. Delpierre-Kopfball aus sieben Metern, aber Mondragon ist zur Stelle.

89., 0:2, Sanou: Lehmann kommt völlig unmotiviert aus dem Tor. Er verliert den Ball im Mittelfeld an Ishiaku. Sanou erkennt die Lage und haut den Abpraller aus 45 Metern ins leere Tor.

Fazit: So leicht wird Köln in dieser Saison nicht mehr zu einem Dreier kommen. Der FC musste gegen einen unfassbar schwachen VfB lediglich eine konzentrierte Leistung abrufen - das genügte. Stuttgart dagegen lieferte die mit Abstand schwächste Saisonleistung ab.

So diskutierten die User während des Spiels

Der Star des Spiels: Maniche ist ganz offensichtlich immer noch nicht fit, aber trotzdem fegte der Portugiese im zentralen defensiven Mittelfeld alles weg, was sich da an weiß gekleideten Gegenspielern, Pässen und Dribblings in den Weg stellte. Zudem bei den wenigen Kölner Angriffen immer der Spieleröffner.

Die Gurke des Spiels: Roberto Hilbert war lange verletzt, durfte dann in Hamburg, gegen die Rangers und jetzt gegen Köln von Beginn an ran - die Leistungskurve des einstigen Nationalspielers ging aber von Partie zu Partie nach unten. Warum Babbel den technisch überschaubaren Hilbert trotzdem immer wieder bringt, vor allem gegen sehr defensiv eingestellte Gegner, wird sein Geheimnis bleiben. In der Halbzeit korrigierte Babbel seine Entscheidung und nahm Hilbert vom Feld.

Die Pfeife des Spiels: Michael Weiner in einer insgesamt fairen Partie ohne Probleme in der Spielleitung - aber in der Beurteilung von Zweikämpfen und bei der Vergabe persönlicher Strafen mal wieder viel zu hart. Für Allerweltsfouls zückt Weiner gerne mal Gelb, wo es eine Ermahnung auch tun würde.

Die Lehren des Spiels: Der VfB Stuttgart ist sehenden Auges in eine handfeste Krise geschliddert. Coach Markus Babbel hat sich mit seiner Rotation in den ersten Spielen völlig verzockt und bekommt nun die Quittung dafür serviert. Langsam muss Babbel auch sich selbst und seine (Personal-) Entscheidungen hinterfragen.

Die Mannschaft ist nicht eingespielt, findet selbst für einfache Spielsituationen keine Lösungen. Durch die ausbleibenden Erfolgserlebnisse ist das Team mittlerweile komplett verunsichert, was sich in einer fast schon unheimlichen Ansammlung leichter Fehlpässe und Stockfehlern niederschlägt. Zudem wirkt die Mannschaft weder geistig noch körperlich frisch.

Am augenscheinlichsten: Es fehlt ein Kopf, ein Anführer, der die Dinge beherzt in die Hand nimmt. Kein einziger wehrte sich wirklich mit allem Einsatz gegen die Niederlage - ein Armutszeugnis für eine Mannschaft, die nicht eben nur mit Nobodies besetzt ist. Letzte Saison gab es auch einige dieser Spiele - aber da gab es auch noch einen Mario Gomez, der in den verzwickten Situationen mit seiner Entschlossenheit zur Stelle war.

Köln hat sich den Sieg durchaus verdient. Der FC spielte sachlich-nüchtern sein Spiel runter und blieb endlich auch mal ohne grobe Schnitzer. Trainer Zvonimir Soldo dürfte wieder etwas mehr Luft haben, um der Mannschaft seine Art des Spiels weiter beizubringen.

Die Daum'sche Ultra-Defensivtaktik ist insofern aufgelockert, da der FC den Gegner schon viel früher attackiert und so den Ball besser vom eigenen Tor fernhält. Die Folge sind deutlich weniger Torchancen für den Gegner und bisweilen sogar der frühe Ballgewinn - wie beim 0:1 durch Freis.

Stuttgart - Köln: Daten zum Spiel