Mainz am Boden: "Das überschattet alles"

Von Stefan Moser / Martin Rösch
Gladbachs Bobadilla (l.) im Zweikampf mit dem Mainzer Karhan
© Getty

Borussia Mönchengladbach hat den Höhenflug des FSV Mainz 05 gestoppt. Die Elf von Trainer Michael Frontzeck gewann am Freitag zum Auftakt des 4. Spieltags vor heimischem Publikum mit 2:0 (0:0). Mainz verpasste damit den Sprung an die Tabellenspitze.

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Vor 40.000 Zuschauern im Borussia Park erzielte Raul Bobadilla (29.) mit seinem ersten Bundesligator die Führung für Borussia Mönchengladbach.

Den 2:0-Endstand erzielte Marco Reus (84.) nach einem spektakulären Sololauf über das halbe Feld. Auch für den Youngster war es sein erstes Bundesligator.

Besonders bitter für die Gäste aus Mainz: Torhüter Heinz Müller und Ersatztorwart Christian Wetklo verletzten sich jeweils bei den Gegentreffern. Bei Wetklo gab es im Laufe der Nacht zum Glück Entwarnung. Der ursprüngliche Verdacht auf einen Wadenbeinbruch bestätigte sich nicht. Dennoch wird er eine Zwangspause einlegen müssen.

Damit fehlten den Mainzern nach Stamm-Keeper Dimo Wache schon drei Torhüter.

"Das überschattet alles"

Auch Mittelfeldspieler Miroslav Karhan musste kurz vor Ende der Partie mit Verdacht auf einen Bänderriss im Sprunggelenk vom Platz getragen werden. "Die Fußball-Euphorie ist nicht vorbei, aber man ist natürlich nachdenklich, wenn man mit drei schwerer verletzten Spielern aus dem Spiel geht. Dahin geht erstmal unsere Sorge", sagte FSV-Trainer Thomas Tuchel.

Auch Torhüter Müller war enttäuscht und besorgt: "Das war heute nicht unser Abend, vor allem unsere ganzen Verletzten überschatten alles", sagte der 31-Jährige, der mit einer Bauchmuskelverletzung selbst vom Feld musste: "Ich habe die Verletzung anfangs selbst kaum gemerkt, aber es wurde immer schlimmer: Ich konnte keinen schnellen Bewegungen mehr machen und hatte absolut keine Chance mehr weiterzuspielen."

Für ihn kam nach 35 Minuten Wetklo in die Partie. Doch auch der dritte Torhüter der Mainzer verletzte sich in der 84. Minute beim Gegentor durch Reus - spielte die Partie aber trotz schmerzhafter Blessur zu Ende.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Spiel: Gladbachs Dante kehrt nach seiner Rotsperre in die Innenverteidigung zurück. Außerdem setzt Frontzeck mit Colautti wieder auf eine zweite Spitze neben Bobadilla.

Mainz muss auf Noveski verzichten. Für ihn kommt Löw auf die linke Außenbahn, van der Heyden rückt in die Innenverteidigung.

28.: Gute Freistoßposition für die Gladbach knapp 30 Meter zentral vor dem Tor. Mit viel Schnitt und noch mehr Gefühl schnibbelt Bobadilla den Ball über die Mauer - und knapp am linken Pfosten vorbei.

29., 1:0, Bobadilla: Schnell ausgeführter Freistoß in der eigenen Hälfte. Marx mit einem Traumpass in den 16er. Van der Heyden steht falsch, und Bobadilla nimmt den 50-Meter-Ball mit etwas Glück an und lässt den herausgestürzten Müller stehen. Anschließend muss er nur noch einschieben.

35.: Bitter für Mainz! Müller hat sich wohl beim Gegentor an den Bauchmuskeln verletzt und muss raus. Für ihn kommt Schlussmann Nummer drei Wetklo ins Spiel.

45.: Riesen Geschoss von Heller! Der Rechtsverteidiger hält aus 30 Metern voll drauf. Der Hammer touchiert noch die Latte.

Halbzeit-Fazit: Sehr schwere Kost im ersten Durchgang. Viel Disziplin und Ordnung, aber praktisch keine Torchancen und kein Tempo. Erst ein individueller Fehler von van der Heyden brachte die Führung für Gladbach.

66.: Gefährlicher Freistoß für Gladbach: 23 Meter, halbrechte Position. Linksfuß Arango macht's und zwirbelt die Kugel an den rechten Pfosten. Da wäre Wetklo nie und nimmer dran gekommen.

74.: Das muss eigentlich die Vorentscheidung sein! Dante mit langem Pass aus der Abwehr. Marx nimmt das Leder technisch sauber mit und zieht zur Grundlinie. Matmour muss den perfekt getimtem Rückpass nur noch über die Linie drücken, trifft aber die Kugel nicht richtig.

84., 2:0, Reus: Der eingewechselte Reus nimmt Hyka den Ball vom Fuß und startet noch in der eigenen Hälfte einen furiosen Sprint. Der Youngster lässt vier Verteidiger stehen und trifft. Sein erster Treffer in der Bundesliga und gleich ein Traumtor!

90.: Neuville spielt drei Mann im Strafraum schwindelig, scheitert aber an Wetklo.

90.+2: Jetzt kommt's ganz dick. Karhan muss mit Verdacht auf Bänderriss im rechten Knöchel raus und beim 0:2 verletzte sich auch Wetklo schwer am Bein.

Fazit: Fazit: Mit einer taktisch disziplinierten Leistung sichert sich Gladbach am Ende verdient die drei Punkte. Doppelt bitter für Mainz sind allerdings die drei möglicherweise schweren Verletzungen von Müller, Wetklo und Karhan.

Star des Spiels: Dante. Der Brasilianer kehrte nach seiner Rotsperre (zwei Spiele) wieder zurück und war sofort der Chef in der Abwehr. Gewann fast alle seine Zweikämpfe und sah (im Vergleich zu van Buyten oder Badstuber) auch in der Luft gegen Bance sehr souverän aus. Zudem ist er für Gladbach extrem wichtig im Spielaufbau, vor allem seine langen Bälle sind eine Augenweide. Eine bärenstarke Partie spielte auch Thorben Marx: Zweikampfstark in der Defensive, in der Offensive an fast allen gefährlichen Aktionen beteiligt.

Die Gurke des Spiels: Peter van der Heyden. Musste nach der Verletzung von Noveski im Abwehrzentrum ran, ist aber eigentlich gelernter Außenverteidiger. Entsprechend unsicher und fahrig wirkte er auch in der Mitte. Das erste Gegentor geht klar auf seine Kappe. Auch beim 0:2 macht er keine wirklich gute Figur.

Die Pfeife des Spiels: Peter Sippel hatte mit der Partie keinerlei Mühe. Trug mit einem fehlerfreien Auftritt und einer positiven Körpersprache seinen Teil zu einem erfreulich fairen Spiel bei.

Die Lehren des Spiels: Mainz' Trainer Thomas Tuchel kündigte schon vor der Partie an, dass er sich von der Euphorie nach dem Bayern-Spiel nicht in eine Favoriten-Rolle drängen lassen wollte: kein Pressing, kein Powerfußball. Sein Team sollte tief und kompakt stehen, die Gladbacher sollten gezwungen werden, das Spiel selbst zu machen - und vor allem: langsam aufzubauen.

Ein schöner Plan, der 30 Minuten lang auch leidlich funktionierte, zumal die Gastgeber kaum Spielwitz versprühten. Weil allerdings auch Mainz in der Offensive zu wenig Laufbereitschaft zeigte, war das Ergebnis: ein richtig hässliches Spiel ohne eine einzige heraus gespielte Torchance, aber mit viel, viel taktischer Disziplin und Ordnung. Immerhin.

Doch wie das mit Plänen so ist - allzu oft werden sie von individuellen Fehler zunichte gemacht: Van der Heyden ließ sich von einem schnell ausgeführten Freistoß übertölpeln, Bobadilla bedankte sich - und Mainz lag zur Pause zurück.

Doch auch die zweite Hälfte war eine eher zähe Veranstaltung: Diesmal allerdings ließ sich Gladbach sehr tief fallen - und Mainz fehlten die Ideen.Flanken aus dem Halbfeld landeten in der Regel bei Dante, Angriffe durch die Mitte endeten meistens beim starken Marx.

Insgesamt zeigte Gladbach eine sehr reife und disziplinierte Leistung, machte den einen entscheidenden Fehler weniger und holte sich verdient die drei Punkte. Mit den Worten von Trainer Frontzeck: "Es war kein fantastisches Spiel, dafür war es zu sehr auf Taktik ausgerichtet. Unser Sieg war allerdings verdient."

Gladbach - Mainz: Daten und Fakten