Mainz macht Schiri Rafati zum Sündenbock

SID
Das Schiedsrichtergespann um Babak Rafati musste mit Begleitschutz vom Feld
© Getty

Rot-Ärger, Unterzahl-Frust, Trikot-Chaos: Nachdem die beeindruckende Heimserie des FSV Mainz 05 nach zehneinhalb Monaten unter unglücklichen Umständen zu Ende gegangen war, erkoren die unterlegenen Rheinhessen Schiedsrichter Babak Rafati zu ihrem Verlierer des Tages.

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"Er hat das Spiel schon beeinflusst und einen Teil zum Ergebnis beigetragen. Ich bin mir zu hundert Prozent sicher, dass wir ohne den Platzverweis nicht verloren hätten", sagte FSV-Trainer Thomas Tuchel nach dem 1:2 (1:1) des Aufsteigers gegen Werder Bremen sichtlich erregt.

76 Minuten hatten die Mainzer in Unterzahl spielen müssen, nachdem Florian Heller wegen einer Tätlichkeit gegen Nationalspieler Aaron Hunt (14.) früh die Rote Karte gesehen hatte.

"Selbstjustiz gibt es nicht"

Heller hatte nach einem Foul des Bremers, für das dieser Gelb sah, im Gerangel angeblich nachgetreten. "Das war niemals ein Platzverweis. Hunt hat vielleicht einen Luftzug gemerkt, mehr nicht. Florian hat ihn doch gar nicht getroffen", haderte Mainz-Manager Christian Heidel mit der folgenschweren Entscheidung und monierte: "Die vierten Offiziellen sollten am Spielfeldrand ihre Augen aufmachen. Sie haben doch nichts anderes zu tun."

Rafati zeigte sich in den Katakomben überzeugt von seiner Entscheidung und klärte über das Regelwerk auf. "Auch der reine Versuch ist strafbar, Selbstjustiz gibt es nicht. Ich war mir sofort sicher. Heller hat seinen Gegenspieler in den Oberkörper getreten", erklärte der Unparteiische aus Hannover, während Hunt die Hinausstellung als "vertretbare Entscheidung" wertete.

Werder fehlt geistige Frische

Auch Werder-Coach Thomas Schaaf nahm den im Blickpunkt stehenden Rafati nach einem intensiven Spiel in Schutz. "Ich habe es so gesehen, wie es war und wie es entschieden wurde", sagte der 48-Jährige, der mit dem Überzahlspiel des DFB-Pokalsiegers nicht zufrieden sein konnte.

Trotzdem sparte Schaaf mit Kritik seiner Elf, der nach dem Europa-League-Achtelfinaleinzug am Donnerstagabend nur rund 40 Stunden zur Regeneration geblieben waren. Schaaf: "Uns hat nicht nur die körperliche, sondern auch die geistige Frische gefehlt."

Die ohne die Nationalspieler Tim Wiese und Clemens Fritz (beide Oberschenkelblessuren) sowie den nur auf der Bank sitzenden Marko Marin angetretenen Bremer setzten durch den dritten Sieg in den letzten vier Partien ihre Aufholjagd auf die internationalen Plätze in der Bundesliga fort.

Tim Borowski (31.) und der eingewechselte Sebastian Prödl (49.) sorgten mit ihren Toren dafür, dass die wiedererstarkten Norddeutschen nur noch einen Punkt
Rückstand auf Tabellenplatz fünf haben. Aristide Bance (45.) hatte vor dem Wechsel ausgleichen können.

Streit wegen Trikotfarbe

Die Mainzer indes verpassten es, durch die erste Heimniederlage seit dem 13. April 2009 (1:2 gegen Freiburg) punktemäßig zu Werder aufzuschließen.

Für Heidel hatte sich das Unheil bereits vor der Partie abgezeichnet, als das Schiedsrichter-Gespann die Gastgeber bat, wegen der besseren optischen Unterscheidung auf schwarze Trikots auszuweichen, da Bremen in Orange spielte.

"Dabei war unter der Woche vom DFB genehmigt worden, dass wir trotzdem in unseren rot-weißen Shirts auflaufen dürfen", berichtete Heidel.

Das führte dazu, dass noch zehn Minuten vor dem Anpfiff die schwarzen Hemden im Mainzer Fan-Shop auf die Schnelle beflockt werden mussten.

Auch Bremens Keeper Christian Vander war von dem Chaos betroffen. Der Wiese-Vertreter musste sich von seinem Gegenüber Heinz Müller ein Torwarttrikot leihen, weil er sein schwarzes wegen der Farbengleichheit mit den Mainzern nicht benutzen durfte.

Mainz - Bremen