Stuttgarter Arbeitssieg gegen Frankfurt

Von Stefan Rommel
So war es oft: Frankfurt verbiss sich förmlich in den VfB, wie hier Fink und Russ in Gebhart
© Getty

Der VfB Stuttgart hat seinen Höhenflug auch am 29. Spieltag der Bundesliga unvermindert fortgesetzt. Die Schwaben besiegten Eintracht Frankfurt im heimischen Stadion mit 2:0 (1:0) und holten den fünften Sieg in Folge.

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Vor 55.000 Zuschauern in der ausverkauften Mercedes-Benz-Arena waren Cacau (33.) und Mario Gomez mit seinem 19. Saisontor erfolgreich (48.).

Durch den Sieg verbesserte sich der VfB in der Tabelle am Hamburger SV vorbei auf Platz vier und hat zum Dritten FC Bayern nach Punkten aufgeschlossen (beide 54).

Eintracht Frankfurt bleibt dagegen gegen die Top-Klubs weiter sieglos und als Elfter weiter im hinteren Mittelfeld der Tabelle.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Bei den Gastgebern nur eine Änderung: Für den gesperrten Hitzlsperger (5. Gelbe Karte) beginnt Khedira auf der Doppel-Sechs neben Lanig.

Frankfurt kann doch Fenin von Beginn an aufbieten, der Tscheche spielt nach seiner Rippenverletzung mit einem Karbonpanzer als Schutz.

11.: Tolle Freistoß-Variante vom VfB. Aus zentraler Position passt Gebhardt auf Cacau, der sich vom Gegenspieler löst und direkt auf Gomez weiterleitet. Der bringt den Ball nicht richtig unter Kontrolle und Pröll ist da.

22.: Fenin kommt im Strafraum zum Abschluss. Von links setzt er einen Schuss aus zwölf Metern am kurzen Pfosten vorbei.

30.: Khedira mit dem genialen Anspiel auf den durchstartenden Lanig. Der nimmt mit der Brust mit und zieht aus acht Metern ins kurze Eck ab. Pröll rettet stark.

33., 1:0, Cacau: Böser Fehlpass von Steinhöfer an der Außenlinie, direkt in die Beine von Magnin. Der flankt sofort zur Mitte. Cacau wirft sich in den Ball und versenkt per Flugkopfball aus zehn Metern ins kurze Eck.

39.: Pfosten! Guter Angriff der Eintracht. Im VfB-Sechzehner plötzlich zwei Mann frei. Meier legt noch mal rüber zu Fenin, der aus zehn Metern nur den linken Pfosten trifft.

48., 2:0, Gomez: Freistoß Magnin von rechts. Der Ball fliegt an den Fünfer. Gomez stoppt am Fünfer mit links und stochert mit rechts ins linke Eck. Fast wie Gerd Müller damals.

70.: Cacau zieht aus fast 30 Metern von halblinks ab. Ein Strich an den rechten Pfosten.

So lief das Spiel: Stuttgart versuchte von Beginn an Druck aufzubauen, die Eintracht verschanzte sich erstmal in der Defensive - nach der München-Erfahrung von vor zwei Wochen auch nicht verwunderlich.

Beim VfB ging viel über die rechte Seite, wo Hilbert und Träsch schnell in die Partie fanden. Allerdings waren die Gäste bei ihren wenigen Kontern durchaus gefährlich. Trotzdem gab es in den ersten 20 Minuten kaum Torchancen auf beiden Seiten.

Die Eintracht konnte es sich mit zunehmender Spieldauer schön in der eigenen Hälfte bequem machen, weil Stuttgart nicht viel einfiel. Umso überraschender deshalb die Stuttgarter Führung - die dem VfB aber nicht die nötige Sicherheit gab. Frankfurt blieb gefährlich, die Pausenführung deshalb etwas glücklich für die Gastgeber.

Das frühe Tor gleich nach der Pause setzte die Eintracht unter Zugzwang und verschaffte dem VfB den nötigen Platz zum kontern. Frankfurt war in seinen Mitteln aber zu limitiert, um die Partie noch mal scharf machen zu können, der VfB verwaltete das Spiel ohne große Probleme nach Hause.

Der Star des Spiels: Natürlich reden alle beim VfB über Mario Gomez und dessen unglaubliche Torquote. Türöffner und eifrigster Spieler auf dem Platz war aber Gomez' Sturmpartner Cacau. Die individuelle Klasse des Brasilianers bescherte Stuttgart das 1:0, ein Tor in Vollendung und in seiner Wirkungsweise auf das Spiel unbezahlbar. Auch danach machte Cacau lange Wege, riss Lücken und war ein ständiger Unruheherd für die Eintracht-Abwehr - schön dokumentiert bei seinem 30-Meter-Geschoss an den rechten Pfosten.

Die Gurke des Spiels: Junichi Inamoto spielt bei der Eintracht an und für sich um die Verlängerung seines Vertrags. Der Auftritt in Stuttgart bescherte ihm sicherlich keine neuen Argumente. Der Japaner spielte eine gelinde gesagt unauffällige Partie, hatte Khedira bei seinen Vorstößen in die Spitze nicht im Blick und gewann nur schlappe 24 Prozent seiner Zweikämpfe - für einen defensiven Mittelfeldspieler ein unterirdischer Wert. Nicht umsonst war nach 45 Minuten dann auch Schluss für Inamoto.

Die Lehren des Spiels: Selbst wenn Stuttgart derzeit nicht seine beste Form abruft, reicht es doch immer wieder zum Sieg. Gegen Frankfurt genügte eine durchschnittliche Leistung zum insgesamt ungefährdeten Dreier - weil der VfB in Cacau und Gomez ein Sturmduo hat, auf das er sich verlassen kann und das zum richtigen Zeitpunkt der Saison zu großer Form aufläuft.

Das Fehlen von Kapitän Hitzlsperger war deutlich zu spüren, Lanig und Khedira konnten die kreativen Elemente nicht so einbringen wie Hitzlsperger. Da die Eintracht den VfB auch nicht bis aufs Äußerste beschäftigte und letztlich ein dankbarer Gegner war, ist die deutlich schwächere Vorstellung auch zu erklären.

So mussten es diesmal andere Tugenden richten wie Kampfkraft, Disziplin, ein hohes Maß an Konzentration und eine starke Prise Effektivität. Jens Lehmann blieb zum zwölften mal ohne Gegentor - Bundesligaspitze.

Erneut auffällig: Stuttgart hat den Grat zwischen nötiger Aggressivität und vorsichtigem Agieren gut hinbekommen. Keine einzige Gelbe Karte kassierte Babbels Team - die sieben vorbelasteten Spieler sind auch nächste Woche in Bielefeld mit dabei.

Frankfurt fehlen zu den Top-Klubs immer noch Welten. Im Prinzip war die Partie nach der Stuttgarter Führung fast schon gelaufen, nur Fenins Pfostenschuss brachte nochmal Gefahr.

Frankfurt verfügt schlicht nicht über die spielerischen und personellen Mittel, gegen einen kompakt stehenden Gegner auch mal richtig Dampf zu machen.

Für die Eintracht gilt wie für fast keinen anderen Klub: Die Tabelle lügt nicht. Trainer und Manager wissen darum, deshalb sind die Forderungen aus dem Umfeld, endlich den Weg zu den UEFA-Cup-Plätzen in Angriff zu nehmen, einfach nur realitätsfremd.

Stuttgart - Frankfurt: Daten & Fakten